Samstag, 9. Februar 2013

Drei-Berge Tour im Böhmischen Mittelgebirge

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Schon Paudler wusste  zu berichten : 'Nordböhmen... ist durch seine glückliche Lage und durch seine natürliche Beschaffenheit berufen, für zahllose Bewohner der Ebenen Nord- und Mitteleuropas eine einzige ungeheure Sommerfrische zu sein.... Berge und Hügel von mannigfaltiger Gestalt, blühende Täler, wilde Gründe, groteske Felsen, prächtige Aussichten... - wer in ein solches Land kommt, dem mag es schon auf einige Tage oder Wochen gefallen, und wenn er abreist, so freut er sich schon auf das Wiederkommen. ... Gar wunderbar sind die Aussichten und Rundsichten auf den einzelnen Höhen und Kuppen. Es ist keine Übertreibung, wenn der Politiker und Wallenstein-Forscher Hofrath Dr. Hermann Hallwich vor einigen Jahren den Ausspruch that, die Aussicht vom Kelch bei Triebsch zu genießen, lohne wohl eine Reise von 100 Meilen.'

Genau das ist heute der Plan. Der Kelchberg (Kalich) liegt im Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří). Kegelförmige Berge modellieren die romantische Landschaft, welche durch die  Elbe in den westlichen und östlichen Teil getrennt wird.  Der Durchbruch wird auch das Tor zu Böhmen genannt. Die Tour ist schnell erzählt, die Distanz beträgt nur etwa 12 km, aber man sollte sich auf eine Tagestour einrichten und die Örtlichkeit genießen. Ausgangspunkt ist Triebsch (Trebusin) im östlichen Teil des Böhmischen Mittelgebirges. Zunächst geht es auf den schon genannten Kelchberg, sozusagen der Hausberg des Ortes, denn mit dem Aufstieg kann man unmittelbar im Ort beginnen. Dem Urteil Dr. Hallwichs über die Aussicht vom Kelchberg ist nichts hinzuzufügen. Auch die anderen beiden Ziele der heutigen Tour sind in Sichtweite und man kann sich in Gedanken den weiteren Weg zurechtlegen - im Westen die Jungfrau (Panna) und im Süden der Dreiberg (Trojhora). Auf dem Gipfel des Kelchberges baute sich der Hussittenführer Jan Žižka 1421 die bereits dort befindliche Burg aus, die er zuvor deutschen Rittern abgenommen hatte. Infolge der wechselhaften Geschichte wurde die Burg aber bereits 1437 von Truppen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes erobert und zerstört.

Auch auf der Jungfrau befand sich im 15. Jahrhundert eine Burg, die aber nur eine Lebensdauer von 16 Jahren hatte. Heute führt kein ausgebauter Wanderweg auf den Gipfel, so daß man sich an alten Pfaden orientieren muß. Die Aussicht von diesem Gipfel steht der vom Kelchberg in nichts nach, so daß man auch hier gerne eine Rast einlegt. Schaut man hinüber zum Kelchberg, erhebt sich dahinter der mächtige Geltsch (Sedlo) mit seinem Sattel, dessen markante Silhouette neben dem Ronberg (Ronov) auch gut von den östlich gelegenen Gebirgen gesehen werden kann.

Obwohl der Dreiberg als solcher von Triebsch oder den beiden bereits hinter uns gelassen Bergen gut ausgemacht werden kann, so wird man seine Besonderheit noch nicht erkennen. Der Aufstieg, der uns über die Wipfel der Bäume bringt, ist sehr steil, aber vor allem erfordert der Wanderweg, der über den Gipfelgrat führt, doch ein gutes Maß Courage. Der Fels fällt beiderseits des Grats steil ab. Nur mit Vorsicht und Trittsicherheit sollte man diesen Weg angehen und sich gegebenenfalls nicht schämen, den Rückweg anzutreten und das Massiv zu umlaufen. Über die Aussicht, die einen hier erwartet, muß man kaum weitere Begeisterung von sich geben, würde das die Eindrücke von Kelchberg und Jungfrau doch nur schmälern.

Triebsch liegt in der Umgebung von Leitmeritz. Begünstigt durch die klimatische Lage etablierte sich hier an den Südhängen des Mittelgebirges traditionell der Obstbau Böhmens. Auch um Triebsch findet man noch zahlreiche Obstbaumalleen und Streuobstwiesen, die zwar erwerbsmäßig nicht mehr betrieben werden, aber um so üppiger ihre Früchte zur Schau tragen. Schade eigentlich um die Massen ungenutzter Zwetschgen, für die einem sofort eine zweckmäßigere Verwendung einfällt ... 



Ortsansicht von Triebsch


Blick vom Kelchberg zur Jungfrau (Panna)


Blick über Triebsch zum Goldberg (Liščin)


Blick über Rübendörfel (Řepčice) zur Jungfrau


Spätsommerwiese mit Wegwarte, Rainfarn und der "Jungfrau" im Hintergrund


Halbrechts : Der Dreiberg

Blick zurück zum Kelchberg


Blick von der Jungfrau zum Kelchberg, dahinter der Geltsch


Blick von der Jungfrau nach Triebsch


Aufgang zum Dreiberg


Auf dem Gipfel des Dreiberg


Blick über den Gratweg des Dreiberg, im Hintergrund der Říp (Georgsberg)


Reiche Ernte in Triebsch


…mit dem Dreiberg als Hintergrund

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1 Kommentar:

  1. Seit fast 80 Jahren befindet sich diese Wanderung auf tschechischem Staatsgebiet.
    Sie benutzen aber immer noch die deutschen Namen . Warum ???
    Die übrigens in keinem aktuellen Kartenwerk vorhanden sind. Ihre Wegbeschreibungen sind somit nutzlos .
    B. Haupt

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