Samstag, 10. September 2016

Von Pablitschka zur Nedoweska (Daubaer Schweiz, Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz



Im Herzen der Daubaer Schweiz liegt unweit von Dauba (Duba) in einem Seitental der hübsche Ort Pablitschka (Pavličky). Schöne Anwesen findet man in den Seitentälern und in den Ortsteilen Nieder (Dolni)- und Ober Eichberg (Horni Dubová Hora). Von Pablitschka aus soll es heute nach Nedoweska (Nedvězi) gehen, ein altes Dorf, gelegen an den Hängen der gleichnamigen Erhebung. Es ist nicht der erste Besuch auf der Nedoweska. Der kaum wahrnehmbare Berg gehört neben dem Wratner Berg (Vrátenská hora) zu den besten Aussichtsgipfeln der Daubaer Schweiz. Eine Informationstafel in Nedoweska belehrt uns, dass der herrlich gelegene Ort früher wesentlich belebter war, als heute, wenn auch das Leben sehr karg gewesen sein mag. Dr. Franz Hantschel (Nordböhmischer Touristenführer [1906]) schildert seine Eindrücke von Nedoweska wie folgt: 

'Die Häuser des alten Dorfes Nedoweska (20 H.), dessen E. mühselig die Landwirtschaft, vor allem natürlich den Hopfenbau, im Winter auch Besenbinderei betreiben, ziehen sich bis nahe an die Spitze des mit Fluren bedeckten Berges Nedoweska. Beim Quaiser'schen Hause Nr. 19, dem der Bergspitze zunächst gelegenen, ist ein etwa 8 m tiefer Brunnen, der nicht bloß Nedoweska, sondern auch das benachbarte Draschen das ganze Jahr mit Wasser versorgt;... Herr Qaiser ist zugleich Besitzer des Berges u. man tut gut, seine Erlaubnis zur Besteigung desselben einzuholen, weil ein getretener öffentlicher Weg nicht vorhanden ist; der Gipfel selbst ist nicht bebaut, sondern begrast u. soll eine Aussichtswarte erhalten. Das Gestein ist Klingstein u. Basalt, welche den umgebenden Sandstein beim Durchbruche wie Ziegeln ausgebrannt haben. 

Die Nedoweska, wie man den Bergkegel kurzweg heißt, überragt als höchster Punkt (456 m) das Daubaer Gebirge. Dieses bildet den sö. Flügel des Isersandsteinplateaus, steigt aus der flachen Elbe-Ebene bei Melnik in 3 Stufen zw. dem Tale bei Tupadel u. Kokorschin an, füllt den ganzen großen Raum zw. Liboch, Dauba u. Mscheno aus, u. bildet durch die unzähligen labyrinthischen Talgründe u. waldigen Schluchten sowohl, wie durch die pittoreske Gestaltung der sie begrenzenden steilen Sandsteinwände ein vollkommenes Seitenstück der böhmisch-sächsischen Schweiz, weshalb man ihm auch den Namen Daubaer Schweiz beigelegt hat.'

Über den Gipfel der Nedoweska führt heute ein Wanderweg, eine Erlaubnis zur Benutzung desselben ist nicht einzuholen. Herrlich sind die Felstäler, die den Weg hinauf als auch hinunter säumen (Abstieg auf einem selten begangen unmarkierten Pfad Richtung Wosnalitz [Osinalice]). Die Aussicht von der Nedoweska ist begnadet, Franz Hantschel verwendet auf die Beschreibung eine knappe Seite. Machen wir es kurz: wer das erleben will, schnüre die Schuhe, bemühe sich hinauf und veranschlage ein wenig Zeit für den Verbleib auf dem Berge.

Der Rückweg führt uns über ein Sandsteinplateau nach Sackschen (Zakšín). Zunächst verläuft der Weg entlang der Bruchkante, bevor er zwischen den Felsen hindurch steil an Höhe verliert. Auf dem Weg ins Tal trifft man auf die Reste der Ratschburg (Ráč), die um 1402 offenbar über einer älteren Burganlage von den Berken von Dauba errichtet wurde, wie üblich als Wüstes Schloss bezeichnet. Die Burg wurde etwa nur ein halbes Jahrhundert bewirtschaftet. 

Auf dem Weg entlang des Sackschenbaches (Zakšínsky potok) erinnert eine provisorische Informationstafel an die geplante Bahnstrecke zwischen Triest und Hamburg, die Sackschen durchqueren sollte. Mit einer Trasse zwischen Dresden und Wien sollte die Gesamtstrecke durchgängig gemacht werden. Während die Deutschen die Strecke bis Sackschen fertigstellten, ging den Österreichern das Geld aus, so dass nach einer anderen Verbindung gesucht wurde. Der erste Zug aus Hamburg traf in Sakschen am 01.05.1840 um 10 Uhr ein. Die Waren mussten dann auf die Straße verladen werden. Die Strecke verlor somit alsbald ihre Bedeutung und wurde eingestellt.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.


Schön sanierter Bauernhof in Pablitschka



Am Eingang eines Felstales hinter Pablitschka befinden sich zwei Felsreliefs mit Christus am Kreuze und der Jungfrau Maria mit dem Kinde, an denen leider der Zahn der Zeit genagt hat




Links der Wilhoscht, rechts über steilem Abhang die Tschapkeule


Industrieller Vandalismus – die Überreste des Marschowitzer Berges im Hintergrund


Schöne Felsformationen am Eichberg (Dubová hora)


Die Ruine Alt-Perstein (Starý Berštejn) hinter der Stadt Dauba


In völliger Vergessenheit – Altes Wohnhaus im Naturschutzgebiet Frapsgraben (Vrabcov)


Ein herrliches Felsental hinauf nach Nedoweska ...




Hinter dem Beschkabener Berg (Velký Beškovský vrch) schaut die Bösige (Bezdězy) hervor


Wilhoscht und Koselberg (Kozly)


Der Geltsch (Sedlo)


Kapelle in Nedoweska



… und ein stilles Felsental hinab nach Wosnalitz


Schöne Aussichten von den Felsen des Sandsteinplateaus oberhalb von Sakschen



Im Umfeld der Ratschburg











Das einzige Dokument zu den 'Sackschienen'


Schnappschüsse auf der Heimfahrt : Ronberg und Wilhoscht




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