Montag, 1. Oktober 2018

Wanderung zum Kolbenberg nebst Begegnung mit einer lästigen Fliegenart

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Gipfel des Kolbenberg (Kolný) schließt sich an die Kosel (Kozel) an, deren Gipfel wir eigentlich heute begehen wollten. Da es aber so aussieht, als wäre der Koselgipfel restlos von Wald umgeben und uns im Walde Schwärme lästiger Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi) piesacken, haben wir von diesem Vorhaben abgesehen, behalten aber den Kolbenberg im Auge. Vielleicht war es doch ein Fehler, den Gipfel der Kosel zu ignorieren denn Dr. Hantschel lobt an der Koselspitze eine „unbeschreiblich schöne Aussicht“.

Die parasitische Hirschlausfliege erwies sich zwar in der Vergangenheit bereits als lästig, ihr Auftreten wurde aber weniger thematisiert, weil das Insekt auch namentlich nicht bekannt war. Ein befreundeter Entymologe schloss das Auftreten der Hirschlausfliege in unserer Region gar kategorisch aus, korrigierte sich aber, nachdem wir ein Exemplar eingefangen und zur Bestimmung eingesandt hatten. 



Das Insekt tritt in Schwärmen auf und ist sehr lästig. Wurde man angeflogen, setzt es sich in der Körperbehaarung fest und ist kaum mehr abzustreifen. Ihre Bisse machen sich erst nach 1-2 Tagen bemerkbar und verursachen dann einen unangenehmen, lang anhaltenden Juckreiz. Inwiefern die Hirschlausfliege gefährliche Krankheiten auf den Menschen übertragen kann, ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt. Möglicherweise entwickelt sich hier neben der Zecke ein weiterer Gefahrenherd für den Menschen.

Als Ausgangspunkt für die Wanderung wählten wir Quitkau (Kvítkov), auch in dem eigennützigen Gedanken, dass hier mit einer zünftigen Gaststätte zu rechnen ist, in der man am Ende der Tour an diesem heißen Sommertag seinen Durst stillen könnte. 

Quitkau befindet sich in einer landschaftlich schönen Gegend am Rande des Böhmischen Mittelgebirges. Schon unmittelbar hinter dem Dorf erhält man schöne Ausblicke auf die Berge des Lausitzer Gebirges, der Daubaer Schweiz und des Rollberghügellandes, beispielsweise von der Anhöhe mit der Statue der Hl. Barbara, die zum Gedenken an ihren Märtyrertod am Ortsausgang von Quitkau errichtet wurde. Weitere schöne Aussichten könnte man westlich oberhalb des Ortes erleben, würden hier nicht kreuz und quer verspannte Hochspannungsleitungen arg den Blick auf das Umland verstellen. Ich werde mit dem Hinweis aufgerichtet, dass, gäbe es diese Leitungen nicht, es auch diese Sichtachsen nicht gäbe. Ein schwacher Trost.

Von der Hl. Barbara wenden wir unseren Schritt in Richtung Hanelstein (Robečský hrádek), wo die Reste einer ehemaligen Burg über dem Eingang zur Karbenschlucht (Peklo) thronen. Ein Stück westlich davon gewährt noch eine Felsaussicht schöne Blicke auf die Kosel und gen Böhmisch Leipa (Česká Lípa). Während des weiteren Anstiegs verbessert sich die Sicht zunehmend und erreicht bei Tiefendorf (Bořetín) ihren Höhepunkt. Franz Hantschel begibt sich bei seiner Beschreibung des Aufstiegs zur Kosel auf den Kegelweg, den wir schon kennen. Deswegen wählen wir eine Alternative von Süden her, aber die landschaftliche Eindrücke ähneln sich.

„Nach 15 Min. weiteren Steigens [von Tiefenort aus], wobei wir anfänglich einen prächtigen Ausblick nach N. gegen Kleis, Lausche u. Hochwald u. später einen eben solchen nach O. auf Roll und Bösig haben, nimmt uns bei der uralten Einschicht Buschine (3 H.) der Wald auf, u. in weiteren 30 Min. mählichen Ansteigens stehen wir urplötzlich auf dem ö. Kahlen Gipfel des basaltischen, pflanzenreichen Koselrücken, der Koselspitze (596 m, Schankhütte, Olivinbasalt), die eine unbeschreiblich schöne Aussicht gegen S. gewährt).“

Abgesehen einmal davon, dass man eine Schankhütte heute vergebens sucht, sind die Wanderzeiten, die bei Hantschel und anderen Zeitgenossen für ihre Wanderungen angegeben werden, ziemlich ambitioniert. Mit Genusswandern, wie wir das betreiben, hat das nichts zu tun. 

Am Koselrücken finden wir ausgetrocknete Wiesen. Über die weitläufige Hochfläche, „Überschar“ genannt, schweift der Blick zu den Höhen des Böhmischen Mittelgebirges. Im unteren Bereich der Überschar reichen die idyllisch gelegenen einsamen Häuser des Bergdorfes Petersdorf (Stvolínecké Petrovice) fast an den Sattel zwischen Kosel- und Königsberg (Králův vrch) heran. An der nördlichen Flanke des Berges suchen wir uns endlich einen Rastplatz, vis-a-vis über dem Tal die Rabensteiner Höhe (Havrání vrch) und der Mertendorfer Hutberg (Strážný vrch).

Den Rückweg schlagen wir zunächst wieder in Richtung Koselberg ein, immer entlang des Waldrandes des nach Süden stark abfallenden Bergrückens. Deutlich höher liegend als auf dem Hinweg wandern wir über die Wiesen am Kolbenberg, der zweithöchsten Erhebung des basaltischen Koselrückens, und müssen uns nolens volens mit den braun gescheckten Rindern arrangieren, die hier ihr Futter suchen. Dafür überschauen wir aber den Waldsaum, der uns auf dem Hinweg noch den weitläufigen Blick zum Lausitzer Gebirge und dem Rosenberg (Růžová) in der Böhmischen Schweiz verstellte. 

Zügig abwärts durcheilen wir bei Nachmittagshitze das Dorf Kosel (Kozlý), weil hier nichts Trinkbares aufzutreiben ist und erreichen das unübersichtliche Waldgebiet, welches sich zwischen Koselberg und Hohlener Teichlandschaft (Holanské rybníky) ausbreitet. Pfiffig versuchen wir, mehrere Täler zu umlaufen, was uns für heute den letzten Zahn zieht, denn bei unklaren Wegverhältnissen geht es bergauf und bergab, zuweilen durch Gestrüpp und Unterholz. Die asphaltierte Ortsverbindungsstraße zwischen Kosel und Quitkau zu nehmen, wäre zwar einfacher gewesen, aber nicht standesgemäß, weil einfallslos. Kurz bevor der Abstieg nach Quitkau beginnt (nebenbei gesagt wieder an der o.g. Ortsverbindungsstraße) muss ich mich, wie eingangs erwähnt, noch einmal kräftig aufregen wegen der monströsen Hochspannungsleitungen, welche die Landschaft zerschneiden und verschandeln. Aus diesem Grunde ist mir auch entgangen, dass sich direkt am Weg hinunter nach Quitkau auf einem Felsgebilde die Reste der alten Felsenburg Blumstein (Zřícenina hradu Kvítkov) befinden. Tröstlich ist dann wenigstens, dass die gepflegte Gaststätte in Quitkau geöffnet hat.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Kirche von Quitkau, links der Ronberg




Statue der Hl. Barbara




Felsaussicht vom ehemaligen Standort der Burg Hanelstein



Blick von Hanelszein über die Karbenschlucht (Peklo)





Aussichten beim Aufstieg nach Tiefenort




Blick von Tiefenort zum Lausitzer Gebirge






Auf der Überschar




Blick zum Geltsch


Wohnidylle in Petersdorf



Blick zum Mertendorfer Hutberg (Bildmitte)



Schnappschüsse im Dorf Kosel



 Beschwerlicher Strecke zurück nach Quitkau


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