Sonntag, 19. Dezember 2010

Antoniusfeuer

Eine der schlimmsten Lebensmittelvergiftungen, die besonders im Mittelalter ganze Landstriche epidemisch heimsuchte, ist der Ergotismus oder das Antoniusfeuer. Menschen, die diese Krankheit hatten, litten höllische Schmerzen und verloren durch Durchblutungsstörungen oftmals ganze Gliedmaßen, bevor sie in der Regel starben. Wer davon befallen war, vom ignis sacer, rief die Hilfe des Heiligen Antionius an und versuchte nach St. Didier la Mothe zu gelangen, wo die Gebeine dieses Heiligen angeblich ruhen, um dort durch das Gebet Linderung zu erfahren. Der Mönchsorden der Antonier hat sich ab 1298 vornehmlich der Aufgabe gestellt, Menschen, die von der Antoniusseuche befallen waren, zu heilen oder ihnen zumindest Beistand bei ihrem Siechtum zu gewähren. Heute kennen wir natürlich die Ursache dieser Vergiftung, die das folgende Foto zeigt:


Es ist ein kleiner Pilz, den man Mutterkorn (Claviceps purpureanannte, da er als braunschwarzes, längliches "Korn" hauptsächlich aus Roggenähren hervorsprießte. Als Kind hatte ich einmal ein halbes Marmeladenglas davon gesammelt ohne zu wissen, daß man damit hätte Hunderte von Leuten umbringen können. Heute ist dieser Pilz auf unseren Getreidefeldern quasi ausgestorben, da das Getreide natürlich entsprechend gereinigt wird. In dem Fruchtkörper diese Pilzes befinden sich sogenannte Mutterkornalkaloide, inbesondere Ergotamin, welche massive Durchblutungsstörungen hervorrufen kann und zwar bis dahin, daß Finger und Zehen, manchmal sogar Arme und Beine schwarz werden und abfallen, ohne daß man daran sofort stirbt. Es ist klar, daß in früheren Zeiten eine solche Krankheit einfach als Zorn Gottes aufgefaßt werden mußte, weshalb man auch vom "heiligen Feuer" gesprochen hat. Heute findet man das Mutterkorn noch gelegentlich auf Waldwiesen an den Ähren verschiedener Wildgräser, vorausgesetzt, man achtet darauf. Die Fotos sind in der Nähe von Böhmisch Kamnitz entstanden. Auf Roggenfeldern braucht man nach "Mutterkörnern" heutzutage nicht mehr zu suchen. 

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