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Mittwoch, 8. Januar 2025

Der Aussichtsturm im Geopark Babina

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


In der Nähe von Bad Muskau befindet sich hinter der Neiße auf polnischem Gebiet eine Bergbau-Folgelandschaft mit diesem Aussichtsturm.

Man fährt über den Grenzübergang Bad Muskau oder Krauschwitz. Von der Straße Nr. 12 biegt man auf die Straße Nr. 350 nach Neu Tschöpeln (Nowe Czaple) ab. An der Kirche hält man sich rechts und kommt nach 1,5 Kilometern zum ausgeschilderten Parkplatz.

Direkt am Parkplatz: Der Eingang zum Geopfad „Ehemaliges Bergwerk Babina“ im  Muskauer Faltenbogen.
"Babina" bedeutet im Sorbischen „Oma“.

Auf einem flachen Weg erreicht man nach 300 Metern den Turm.

Die Anlage entstand durch Umsetzung vom Projekt „UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen - ein gemeinsames Erbe im deutsch-polnischen Grenzland“.

Mysteriöses Objekt am Wegrand:
Der (automatisch) übersetzte Text vom Schild:
WILLKOMMEN, LIEBER TOURIST!
ICH BIN EIN ANTENNEN-SPIEGEL, MIT DEM SATELLITEN ANGEPEILT WERDEN.
AUCH WENN ICH AN ORT UND STELLE STEHE, ARBEITE ICH SEHR! KOMMEN SIE NICHT ZU NAH, FASSEN SIE MICH NICHT AN. BEWUNDERN SIE MICH AUS DER FERNE UND LASSEN SIE MICH ARBEITEN!
Die Anlage wurde im Rahmen des Projekts ENTSTEHUNG UND VERLAUF ANTHROPOGENER UND NATÜRLICHER GELÄNDEVERFORMUNGEN IN DEN ABBAUBEREICHEN VOM EHEMALIGEN BRAUNKOHLENBERGBAU „BABINA“ errichtet.


Der (übersetzte) Text von der Infotafel:
Sehr geehrte Damen und Herren.
Wir befinden uns beim Aussichtsturm auf dem touristischen Geopfad „Ehemalige Grube Babina“.
Der Turm steht am größten Gewässer der anthropogenen Seenplatte, genannt „Afrika“.


Der Turmunterbau steht auf der Höhe von 148 ü. d. M. Der Turm besitzt zwei Aussichtsterrassen, die sich auf der Höhe von 14 und 24 m befinden. Von der oberen Terrasse kann man bei günstigen Witterungsverhältnissen das Gebirge sehen. Der Turm wurde aus Lärchenholz gebaut.

 

Der Turm hat eine Gesamthöhe von 29,5 Meter.
Für das Fundament wurden 106 Kubikmeter Beton benötigt.
Außerdem wurden 89 Kubikmeter Lärchenholz und 10 Tonnen Stahl verbaut.

Das Wappen am Turm: 
Lasy Państwowe = Staatsforsten

Das Treppenauge von unten

Auf die Terrasse führt eine innere, gewundene Holztreppe mit 120 Stufen. Im Treppenverlauf befindet sich nach jeder 5. Stufe eine Ruhebühne, wo man sich beim Auf- und Abstieg auf den Turm ausruhen kann.
Der Aussichtsturm ist den Besuchern jeden Tag zugänglich. Der Eintritt ist frei. Es dürfen sich auf einmal nicht mehr als 50 Personen auf dem Turm befinden.

Die untere Aussichtsterrasse befindet sich auf der Höhe von 14 Meter und hat eine Fläche von 70 Quadratmetern.

Von hier geht es noch 10 Meter höher.


Die obere Aussichtsplattform ist 24 Meter hoch und hat eine Fläche von 80 Quadratmetern.
 

Von hier oben bietet sich eine großartige Aussicht.
Das größte Bergbaurestgewässer im polnischen Teil des Muskauer Faltenbogens
Das Becken „Afrika“, das in seiner Form an den Kontinent erinnert, ist der größte „anthropogene See“ im polnischen Teil des Muskauer Faltenbogens. Es hat eine Fläche von etwa 20,2 ha, eine maximale Länge von etwa 880 m und eine maximale Breite von etwa 420 m. Die Länge der Uferlinie beträgt 2300 m. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 9 m, die maximale Wassertiefe 22 m.

Blick nach Osten:
Der Weg in Richtung Parkplatz – unten mit der Satellitenantenne.

Im Südosten:
Der östliche Teil vom See Afrika

Im Süden:
Der Hauptteil vom See Afrika

Die Geopark-Route (Wander- und Radweg) nach Norden zum See Blauza.

Jetzt größer:
Kraftwerk Boxberg

Kraftwerk Schwarze Pumpe

Der Turm zwischen Neu Tschöpeln  und Tschöpeln (Czaple)

Die Halbinsel im See Afrika

Aus reichlich 100 Kilometer Entfernung: Der Kamm vom Isergebirge (Jizerské hory)

Blick nach oben zur Dachkonstruktion

Blick nach unten ins Treppenauge


Der Aussichtsturm ist leicht zu erreichen und bietet einen hervorragenden Blick auf den See Afrika.
Bei einem Ausflug nach Bad Muskau ist ein Abstecher zu diesem nahegelegenen Ziel empfehlenswert.

 

Die Wander Card (mit Übersetzung und abweichender Anzahl der Stufen):
WANDER CARD
Aussichtsturm auf „Babina“ im Geopark Muskauer Faltenbogen
Holzkonstruktion mit zwei Aussichtsplattformen, 30 m hoch, 144 Stufen


Auf dem Weg zurück zum Parkplatz sollte man die Treppe zum Abstieg an das Seeufer nutzen.
Das Becken „Afrika“ ist der mit Wasser gefüllte Braunkohle-Tagebau, der mit dem Buchstaben „C“ gekennzeichnet ist. Dieser gehörte in der Nachkriegszeit zur Grube „Völkerfreundschaft - Babina-Schacht“. Hier wurde in den Jahren 1962 bis 1968 Kohle abgebaut.

Aus dem Tagebau „C“ wurden 1.108.000 Tonnen Kohle gewonnen. In den Böschungen des Gewässers sind bis heute Überreste von nicht abgebauten Flözen zu sehen.

Die Ufer des Gewässers sind Überreste von Halden und Dämmen, die aus vermischtem Sand, Staub und Ton entstanden sind, die aus den Kohle-Flözen entfernt wurden. Sie werden durch Niederschlagswasser ausgespült und durch Winde verweht.
Einen weiteren deutschen Text von der Infotafel finden Sie im Anhang.

Herbstliche Abendstimmung am Ufer vom See Afrika.
Wenn man genügend Zeit einplant, kann man noch den 6 Kilometer langen Geopfad erwandern.


Die Wander Card (mit Übersetzung):
WANDER CARD
Geopfad der ehemaligen Babina-Mine in Lugknitz (Łęknica)
Eine ehemalige Bergbauanlage mit über zehn anthropogenen Seen in verschiedenen Farben. Ausbeutung der Lagerstätten in den Jahren 1920–73, Streckenlänge 6 km.
 
 
 
Anhang:
 
Der ehemalige braune Schatz
In der südöstlichen Uferböschung von „Afrika“, dem ehemaligen Abbauraum „C“, sind Überreste von Braunkohle-Flözen zu sehen. Sie unterscheiden sich vom helleren feinkörnigen Sand und dem verwitterten Ton durch seine braune Farbe. Dies verweist auf die geologische Geschichte der Braunkohle, die in der Region Niederlausitz weit verbreitet ist.
Die Braunkohle in der Region Niederlausitz entstand in einem Zeitraum von vor etwa 25 Millionen bis 5 Millionen Jahren vor Christus. Sie zählt zum Sedimentgestein organischer Herkunft.
Es hat sich in tiefgelegenen Feucht- und Moorastgebieten, wo im Torfmoor eine Vielzahl abgestorbener Pflanzen vorhanden war. Unter dem Druck weiterer Sedimentschichten, die die Vertiefungen ausfüllen, wurde die Mächtigkeit des Torfs verringert.
Gleichzeitig liefen im gepressten Torf geochemische Prozesse, Inkohlung genannt, ab. Für die Entstehung eines ein Meter dicken Braunkohle-Flözes war es nötig, dass sich Torf mit einer Dicke von etwa 9 m ansammelt. Der in Braunkohle verwandelte Torf enthält bereits 58 bis 78 % Kohlenstoffgehalt. Im Hinblick auf die Inkohlung des organischen Materials stellt sie ein Bindeglied zwischen Torf und Steinkohle dar. Braunkohle enthält auch Schwefel, mineralische Anteile und Teile von verkohltem Holz und saugt leicht Wasser auf.

Im Bereich der Grube „Babina“ wurde meist Braunkohle abgebaut, die von den Grubenarbeitern als „II. Lausitzer Flöz“ bezeichnet wurden. Er hatte eine Dicke von 8 bis 15 Metern, durchschnittlich etwa 10 Metern. Die Mächtigkeit anderer Flöz-Komplexe war nicht mehr als 5 Meter. Nach der Verarbeitung zu Briketts wurde Kohle in häuslichen Kohleöfen, Hüttenwerken und Ziegeleien verwendet. 

Montag, 6. Januar 2025

Der Blautopf in Essing

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf

Eine geologische Besonderheit ist der Blautopf in Essing an der Altmühl.

Der kleine Ort Essing hat noch zwei weitere Attraktionen für Touristen zu bieten:
Die Holzbrücke „Tatzlwurm“ über die Altmühl und die Burg Randeck hoch über dem Ort.


Essing liegt zwischen Kelheim und Riedenburg an der Altmühl, die hier der Main-Donau-Kanal ist.
An der Straße Eisenbrünnerl in der Nähe vom Tatzlwurm kann man parken.
Der direkte Zugang am Essinger Hof ist wegen Privatbesitz nicht mehr möglich!
Zum Blautopf gelangt man deshalb nur auf dem gelben Wanderweg über Am Schlossberg oder Am Mühlweg. Die Strecke ist in beiden Fällen etwa 600 Meter lang.

Der Tatzlwurm ist eine der längsten Holzbrücken Europas und verbindet beide Flussufer am Main-Donau-Kanal in Essing. Sie ist 193 Meter lang und ist für Fußgänger und Radfahrer ausgelegt.


Hier am nördlichen Ende der Holzbrücke kann man parken.

Am Waldrand entlang führt der Altmühltal Panoramaweg.

Nach kurzer Zeit schaut man von oben auf das kleine Gewässer.
Der  Magnesiumanteil im Wasser trägt zu seiner blauen Färbung bei.
Karstquellen wie dieser Blautopf gehören zu den typischen Erscheinungsformen im Jura.

Vom Panoramaweg aus fällt das Gelände sehr steil reichlich 10 Meter in die Tiefe ab, was auch einigen Bäumen zum Verhängnis wurde. 
Es gibt eine Abstiegsmöglichkeit vom Panoramaweg hinunter zum Blautopf. Oberhalb vom Haus „Am Schlossberg Nr. 20“ beginnt ein unbefestigter und steiler Pfad. Aber Vorsicht! Nicht nur bei Nässe ist das Gelände extrem rutschig!

Unten erinnert ein Mühlstein daran, dass hier am Bach früher eine Mühle betrieben wurde.

Später hat man mit dem Wasser der Quelle sogar Strom für den Ort erzeugt. 
Immerhin liefert die Karstquelle 250 Liter pro Sekunde, maximal sind es sogar bis 4.500 Liter pro Sekunde.
Woher kommt dieses Wasser?

Text und Abbildung von der Info-Tafel Rundweg Essing Nr. 5:
Regenwasser durchwandert die Oberfläche mehr oder weniger schnell und dringt nach und nach in die zerklüfteten Felsmassen des Juras vor. Nach meist kurzer Verweildauer (3 bis 14 Tage) in diesem unterirdischen Hohlraumsystem tritt das Wasser in Karstquellen wieder zu Tage.

Quelltöpfe in großen kesselartigen Vertiefungen werden als Blautöpfe bezeichnet. Die tiefblaue Farbe entsteht durch die große Sichttiefe des sehr klaren Wassers. Die Qualität des Wassers hängt vor allem von der Filterwirkung des Bodens ab. Durchdringt das Wasser die Bodenschichten sehr rasch, zum Beispiel im Bereich einer Doline, so leidet darunter die Wasserqualität.


Seit Alters her dienten die Quellen der Wasserversorgung von Mensch und Tier, später dann auch der Stromerzeugung. Heute speist der Blautopf die noch vorhandene Restaltmühl vor Essing.


Das Karstwasser ist mit 13 bis 15 Härtegraden überraschend weich, zeigt aber einen höheren Magnesiumgehalt. Dies ist auf den Dolomitsand, der die Speicherräume füllt, zurückzuführen.

Im Jahr 1692 versiegte die Quelle aus unerklärlichen Gründen. In Erfüllung eines Gelőbnisses wurde die kleine Kapelle gebaut. Seit dieser Zeit läuft der Bach wieder regelmäßig. Aus Dankbarkeit wurde die Kapelle von den nachfolgenden Besitzern laufend unterhalten.

Die WANDER CARD vom Blautopf


 Die WANDER CARD vom Tatzlwurm