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Dienstag, 3. April 2012

Das (neue) Riesenfaß auf dem Jaberlich im Land hinter dem Jeschken (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Hörnitz.


Etwas bergauf hinter der Felsenkapelle unter dem Jaberlich bei Liebenau in Nordböhmen erhebt sich im bergigen Land hinter dem Jeschken (Podjestedi ) der 684 m hohe Jaberlich (Javornik), von dem sich eine schöne Fernsicht u.a. zum 1010 m hohen Jeschken bietet und auf dessen Gipfel mal das größte Faß der Welt gestanden hat. 


Weil es so groß war (14 m lang, 12 m hoch) und man darin theoretisch 10238 Hektoliter besten böhmischen Biers hätte einlagern können (aber auch ungarischen Rießlings), wurde es kurz das „Riesenfaß“ genannt. Es diente aber nicht als Bier- oder Weinbehälter, sondern beherbergte in mehreren Ebenen eine Gaststube für bis zu 400 Gäste. Leider ist es – da aus Holz – im Jahre 1974 niedergebrannt. Seitdem ist sein nur wenig kleinerer Bruder, das „Riesenfaß“ oberhalb von Bad Liebwerda (Lázně Libverda) im Vorland des Isergebirges das größte Riesenfaß der Gegend. Auf dem Jaberlich baute man stattdessen später eine große, weithin sichtbare Antennenanlage und nur noch wenige Einheimische und Touristen hatten Lust den Berg zu besteigen. Das hat sich nun wieder geändert. Denn vor gerade einmal 2 Jahren (2010) wurde der Neubau einer gastronomischen Einrichtung begonnen und bereits ein Jahr später eröffnet. 


Es handelt sich dabei um ein sehr modernes Etablissement, welches mit dem Auto erreichbar ist. Das gastronomische Angebot ist vorzüglich. Leider wurde bei der Gelegenheit unterhalb des Riesenfasses am Jaberlichsattel eine Skipiste mit Sessellift sowie eine Sommerrodelbahn in die einmalige Landschaft oberhalb von Schimsdorf gezimmert, wodurch das landschaftliche Ensemble nachhaltig gestört ist. 


Ob diese Investition zudem noch wirtschaftlich betrieben werden kann, möchte ich bezweifeln. Am besten sie fahren, radeln oder wandern selbst mal hin. Der Berg jedenfalls ist nicht zu übersehen. 

Aber zurück zum Riesenfaß. Wenn das Orginal auch abgebrannt ist, so hat es doch eine interessante Geschichte hinter sich gebracht. Das Jahr 1898 war auf zweierlei Art bemerkenswert, einmal dadurch, weil drei Jahre später daß weitgehend sehr unglücklich verlaufende 20. Jahrhundert begann und zweitens, weil in diesem Jahr Kaiser Franz Joseph sein 50. Dienstjubiläum als regierender Kaiser der k. und k.-Monarchie begehen konnte. Auch Böhmen feierte mit, gehörte es doch schon seit Jahrhunderten zur Donaumonarchie. Zu Ehren dieses Dienstjubiläums wurde in Wien so etwas wie eine „Weltausstellung“ veranstaltet und als Attraktion und Regenschutz das genannte „Riesenfaß“ errichtet und als Weinstube genutzt. Danach sollte es – wie weiland der ein paar Jahre zuvor errichtete Eiffelturm – wieder abgebaut werden, was man im Gegensatz zum Eiffelturm auch tat. Nur zuvor war ein Kneiper aus Langenbrück bei Reichenberg genau bei dieser Ausstellung in Wien anwesend, wo er sich wahrscheinlich bei einem (oder zwei, oder drei – die Anzahl ist nicht überliefert und wäre vielleicht ein schönes Thema historischer Forschungen) Schoppen Wein von dem Faß so begeisterte, daß er es mit ein paar seiner Freunde für 600 Goldmünzen erwarb und es in handlichen Teile zerlegt auf den Jaberlich schleppen ließ (die Anlieferung erfolge von Wien nach Reichenberg per Eisenbahn und den restlichen Weg per Pferdewagen – Benzin-Preise waren damals noch kein Thema – eher Haferpreise). Dort wurde es von einheimischen Handwerkern wieder zusammengesetzt und als Berggaststätte genutzt. 


 

1924 kam dann noch ein hölzerner Aussichtsturm dazu, der aber bereits Ende der vierziger Jahren (1948) wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden mußte. Am 20. September 1974 war dann endgültig Schluß – das hölzerne Faß und seine Nachbargebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Sogar die Sächsische Zeitung (SZ) hat damals darüber berichtet – Schade war‘s allemal. Aber jetzt steht wieder eine Gaststätte als Zentrum des Wintersportkomplexes Jaberlich an der alten Stelle. Wenn Sie aber das Flair des "alten Riesenfasses" erleben möchten, müssen Sie weiterhin nach Bad Liebwerda ins nahe gelegene Isergebirge reisen. Dabei dürfen Sie aber auf keinen Fall auf einen Abstecher zur Basilika Maria Heimsuchung in Haindorf verzichten...


5 Kommentare:

  1. schön-das schaun wir uns mal an

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  2. Ich bin zufällig auf diese informative Seite geraten. Ich kenne aus meiner Kindheit noch das alte Faß. Ich dachte, dort wäre nun nichts mehr. Um so mehr freut es mich, dass es ein neues Faß gibt.
    Natürlich bin ich nun sehr neugierig und werde hinfahren. Vielen Dank für diese ausführliche Information und sowohl die historischen als auch neuen die Bilder!

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  3. Tolle Gegend zum wandern radeln UND Ski fahren.Die Piste ist mitlerweile sehr beliebt und wir sind öfter für eine Tour dort.Ganz ohne Eingriff in die Natur geht es leider nicht.Sollte dort die neue Auobahntrasse langgehen dürfte das weit schwerwiegenderwerden.

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  4. Von 1943 bis 1945 lebte ich in Gablonz, wegen der Bombenangriffe im Ruhrpott. Eine Wanderung mit meinem Großvater führte vom Jeschken zum Riesenfaß. Dort gab es eine große Rutschbahn für Kinder, die ich bis heute nicht vergessen kann.

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  5. ein Besuch lohnt sich. Sehr freundliche Bedienung, Essen sehr gut.
    Schöne Ecke gute Aussicht.

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