Seiten

Samstag, 2. Juni 2012

Letzte Gelegenheit: Venusdurchgang am 6. Juni 2012!

Prof. Matthias Dopleb / M.S.

Mal schauen, ob es diesmal mit dem Wetter genauso gut klappt wie vor 8 Jahren, am 8.Juni 2004, wo ich den Venusdurchgang hier in Zittau vollständig mit Feldstecher und einem 15 cm Newtron-Spiegelteleskop beobachten konnte. Diesmal ist die Lage etwas ungünstiger, da der Durchgang bereits läuft, wenn die Venus um 4.46 Uhr MESZ (unter Berücksichtigung der Refraktion) in Zittau im Nordosten aufgeht (Azimut 50.521°). Zu diesem Zeitpunkt ist die Venus ~ 43.189.700 km von der Erde entfernt und die Sonne erst zu einem guten Viertel über den mathematischen Horizont gestiegen. Ich werde also - wenn das Wetter mitspielt - etwas länger warten müssen, denn am Horizont ziehen sich am Aufgangspunkt die letzten Ausläufer des Isergebirges hin ... 


Da zu diesem Zeitpunkt die Venus einen Winkeldurchmesser von 57,8" besitzt, wird sie die Sonne um 0.001 Größenklassen verdunkeln, was natürlich nicht zu bemerken sein wird Man bedenke aber, daß solche geringen Helligkeitsänderungen durchaus mit hoher Genauigkeit gemessen werden können und zwar bei Transitereignissen, die durch Exoplaneten verursacht werden.


Der Dritte Kontakt wird in Zittau um 6.37 Uhr stattfinden. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Sonne bereits in rund 14° Höhe über dem Horizont. Bis zum 4. Kontakt, wenn die Venus die Sonnenscheibe endgültig verläßt, dauert es noch einmal rund 17 Minuten. Der vorausberechnete Zeitpunkt ist 6:54:33 Uhr MESZ, wenn als Beobachtungsort die Zittauer Volkssternwarte gewählt wird.

Und dann ist es vorbei. Alle heute lebenden Menschen (~7.01 Milliarden) werden keinen weiteren mehr besichtigen können (wenn sich zwischenzeitlich die Lebenserwartung nicht rapide erhöht), denn der nächste Venusdurchgang findet erst wieder am 11. Dezember 2117 statt. Und das ist noch eine Weile hin ...

Obwohl in den letzten Tagen viel über den Venustransit geschrieben worden ist, wurde kaum die Frage gestellt, ob man (zumindest theoretisch) auch Venusdurchgänge - oder allgemeiner, Planetendurchgänge, von den anderen Planeten des Sonnensystems aus beobachten kann. Das ist eine Fragestellung, die man durchaus einmal angehen sollte und was ich damit auch tun möchte.

Bleiben wir aber erst noch ein bischen bei uns auf der Erde. Neben Venusdurchgänge gibt es bekanntlich auch Merkurdurchgänge. Sie treten vergleichsweise häufig auf, sind dann aber wegen der geringen Größe des Merkurs auch nicht ganz so spektakulär. Auf jeden Fall ist Merkur nicht mit freiem Auge auf der Sonnenscheibe auszumachen - bei Venus ist das möglich (Sonnenfilter verwenden!). Der nächste Merkur-Transit findet übrigens bereits in vier Jahren, am 9. Mai 2016, statt. 

Aufgrund der unterschiedlichen Knotenlage von Venus- und Merkurbahn kann normalerweise ein Venus- und ein Merkurtransit nicht zur selben Zeit auftreten. Diese Feststellung ist aber nicht für alle Zeiten gültig, denn die Venusbahn (weniger) und die Merkurbahn (mehr) ist einer Apsidendrehung ausgesetzt, welche kontinuierlich die Bahnlagen zueinander verschiebt bis irgendwann einmal ihre Bahnknoten entlang einer Linie mit der Sonne in der Mitte liegen. Am 26. Juli des Jahres 69163 wird es dann soweit sein - Venus und Merkur werden gemeinsam am gleichen Tag die Sonnenscheibe durchwandern:


Dieses Ereignis findet garantiert statt. Dafür bürgt die Himmelsmechanik. Wie hoch dann die Staatsverschuldung Deutschlands sein wird, ob man bis dahin ein Endlager für radioaktiven Müll gefunden hat und wer dann gerade den Bundeskanzler mimt, ist dagegen völlig unbestimmt (diese Behauptung gilt übrigens bereits für den Zeitpunkt des nächsten Merkurtransits).

Interessant ist es auch, einmal auszurechnen, ob man auch Transits von anderen Planeten des Sonnensystems aus beobachten kann, wenn man könnte. Die Variationsmöglichkeiten (vom Mars aus beispielsweise: Erde ohne Mond vor Sonne, Erde mit Mond vor Sonne, nur Venus vor Sonne, Erde mit Venus vor Sonne, Erde mit Mond und Venus vor Sonne, mit Merkur ... etc. pp.) sind ja durchaus beachtlich. Was den Mars betrifft, haben wir ein solches Ereignis bereits verpaßt. Am 13. Juli 55961 v. Chr. wanderte nämlich Erde, Mond und Merkur von dort aus gesehen ganz gemächlich über die Sonnenscheibe:


Und hier noch ein kleines Kaleidoskop von weiteren Durchgängen:


Jupiterdurchgang vom 22. Mai 1771, 22.16 Uhr UT - gesehen vom Pluto aus. Die innere Bedeckung dauerte 22 Stunden und 30 Minuten.


Streifender Jupiter-Transit vom 2, März 1931, 5.31 Uhr UT - auch vom Pluto aus gesehen. Jupiter näherte sich dabei dem Sonnenrand bis auf 0.004 Bogensekunden.


Jupiter-Durchgang vor der Sonnenscheibe vom 16. September 85 v.Chr., 18.48 Uhr UT - vom Saturn aus gesehen.


Zentraler Uranus-Transit, wie er am 31. August 2508 stattfinden wird. Zur Beobachtung muß man jedoch bis zum Neptun fliegen. Und das ist, wie gesagt, auch ganz schön weit hin ...


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen