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Dienstag, 26. Februar 2013

Zwischen Alt-Perstein und Thammühl im Land hinter dem Bösig

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz



Wir sind heute im 'Grünland' unterwegs. Grünland und Rotland sind Begriffe aus dem Hopfenanbau. Man unterschied früher den Grünhopfen vom Rothopfen, äußerlich gekennzeichnet durch die Farbe der Stengelrinde. Außerdem wird dem Rothopfen ein höherer Gehalt an Bitterstoffen zugeschrieben und wurde somit als werthaltiger angesehen. Gehandelt wurde der Grünhopfen in Dauba (Dubá), der Rothopfen in Auscha (Úštěk). Eine Beschreibung der regionalen Anbaugebiete findet sich im Kronprinzenwerk, einer landeskundlichen Enzyklopädie der österreichisch-ungarische Monarchie, welche 1883 vom österreichisch-ungarischen Kronprinzen Rudolf angeregt wurde und in 24 Bänden alle der Krone zugehörigen Länder von Böhmen bis Dalmatien ausführlich beschreibt. Dort lesen wir über das Gebiet :

'Südöstlich vom Mittelgebirge liegt zwischen der Elbe und den Kummerbergen das Auschaer Rothland und das Daubaer Grünland, deren Name vom Roth-und Grünhopfen herrührt, welcher hier in vorzüglicher Qualität gebaut wird. Das Rothland reicht von der Elbe bis zum Wilschberg (610 Meter) und Ronberg (551 Meter), südlich bis in die Hochebene von Wysoka und Wtelno...

... Ungefähr bei Konojed, Graber, Drum, Sterndorf, Sebitsch, Domaschitz, Tuhanzl, Strachel, Zebus und Brotzen scheidet sich das Rothland vom Grünland, welches durch große Plateaus mit engen Felsenthälern, pittoresken Schluchten und wildzerrissenen Sandsteinwänden, sowie durch schmale Thalfurchen ausgezeichnet ist. Ein wichtiger Theil des Grünlandes, ein von Basalt- und Klingsteinkegeln malerisch überragtes Sandsteingebiet heißt auch Daubaer Schweiz. Die Kühgründe, die Nedoweska (456 Meter) und das Gebirge bei Sakschen verdienen besondere Erwähnung, ebenso die Tschapkeule. Von Norden nach Süden streichen die Thäler von Wobrok, Medonost und Kokorin, eines schöner und malerischer als das andere, sammt ihren Schluchten und Nebenthälern. In diesen Gründen bildet der Quader steile, oft senkrechte Felswände mit mehreren Absätzen, welche die Thalgehänge mannigfach unterbrechen und viel Abwechslung bieten. Wasser jedoch führen nur die tiefer eingeschnittenen Thäler und Gründe, die minder tiefen heißen Trockenthäler und bilden an den Wasserscheiden ein ganz zerschlissenes Felslabyrinth.'

Die Wanderung in dieses Labyrinth beginnt unweit von Dauba in Wrchhaben (Vrchovany). Direkt über dem Ort erhebt sich auf dem Wrchabener Berg (Berkovský vrch) die Burgruine Alt Perstein (Starý Berštejn), ein Wahrzeichen, welches in seiner Erscheinung der Burg auf den Bösigen nicht nachsteht. Die Burg wurde Anfang des 15. Jahrhunderts auf dem steilen Basaltgipfel des Wrchhabener Berges errichtet, aber schon 1640 zerstört und mangels Bedarf in dieser exponierten Lage nicht wieder aufgebaut. Bereits 1972 wurde die Ruine durch den tschechischen Staat an eine Privatperson übertragen. Rein zufällig treffen wir den Eigentümer bei unserem Aufstieg. Er erzählt uns, dass er bereits als junger Mann Eigentümer der Burg wurde. Der tschechoslowakische Staat hatte erkannt, dass er nicht in der Lage sein würde, die Vielzahl von historischen Bauwerken im Lande zu erhalten. So entschloß man sich, versuchsweise einige ausgewählte Objekte interessierten Personen zu überlassen, allein in der Hoffnung, dass sich die privaten Eigentümer um die Bauwerke kümmern. Bei der Burg Altperstein ist die Rechnung aufgegangen. Das Objekt ist zwar öffentlich nicht zugänglich, befindet sich aber in einem guten Erhaltungszustand. Bei vorheriger Anmeldung ist der Besitzer auch gern zu einer Führung bereit.

Nachdem wir den weiten Blick von der Burg ins Land genossen haben, machen wir uns auf den Weg nach Thammühl (Stare Splavy) am Hirschberger Großteich (Máchovo jezero). Wir durchwandern die Fluren von Wrchhaben, Klum (Chlum) und Neu Kalken (Skalka u Doks), die felsigen Gründe zwischen Klum und Thammühl (Schwarzer Grund, Langer Graben und Bauerngrund) und den Settina Berg (Šedina) sowohl auf dem Hin- und Rückweg. Große Aussichten auf die Daubaer Schweiz, den Wilschtberg, das Kummergebirge, den Hirschberger See und vor allem die Bösige erleben wir von der Burg Perstein sowie von den Sandsteinbänken des Settina Berges (hier vor allem auf Alt Perstein).

Die liebliche Landschaft und die schönen Aussichten verleiten uns, der Tour das Prädikat 'Genußtour' zu verleihen. 




Die Burg Alt Perstein erhebt sich über Wrchhaben


Der Eingang zur Burg Alt Perstein. 


Man beachte die Warnung!!



Auf dem Weg zum Settina Berg




Abstieg in den Schwarzen Grund



Im Schwarzen Grund




Im Langen Graben



In Neu Kalken haben einige Grundstücke ihren eigenen Hausfels


Fachwerkhaus in Neu Kalken


Blick vom Settina Berg zum Kummergebirge


Blick vom Settina Berg zu den Bösigen


Auf Skalkener Flur, Blick zu den Bösigen


Die Burg Alt Perstein



Rückweg nach Wrchhaben


Der Wilhoscht im Abendlicht



Schmucke Fachwerkhäuser in Wrchhaben


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