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Donnerstag, 4. April 2013

Frühlingswanderung um Hlinay bei Leitmeritz (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Je mehr uns der lange Winter noch im Griff hat, um so erwartungsvoller sehen wir dem Frühling entgegen und den Farben, die er in die Landschaft zeichnen möchte. Da auch die Natur den Drang zur Entfaltung hat und sich dies voraussichtlich rasch vollziehen wird, muß man schnell reagieren und gut auf die Wandertouren vorbereitet sein, die man sich für diese Zeit vornehmen möchte. Eine fabelhafte Tour möchte ich an dieser Stelle vorstellen.

Ausgangspunkt ist Hlinay (Hlinná) im oberen Elbetal nördlich von Leitmeritz. In der Enzyklopädie 'Die österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild' (Kronprinzenwerk) wird diese Gegend prosaisch beschrieben : 'Bei Leitmeritz beginnt das Paradies Böhmens, wie man das Elbethal zwischen Lobositz und Tetschen nennt, und in der That, es verdient diesen Namen in vollstem Maße. Zwar vermag das Elbethal jene erhabenen, großartigen Landschaftsbilder, die das Thal des Rheins zwischen Bingen und Bonn auszeichnen, nicht zu biethen, aber an Anmuth und Lieblichkeit steht es jenem vielgepriesenen Landstrich nicht nach. Welche Pracht und Schönheit entfaltet unser Elbethal im Frühling, wenn die Obstbaumwälder, die hier üppig gedeihen, mit duftenden Blütenschnee überdeckt sind und die frischgrünen Reben unter dem neubelaubten Wald auf den Höhen die Abhänge hinanklimmen oder im Herbst, wenn sich die Äste unter der Fülle goldener, rothwangiger Früchte zur Erde beugen, wenn die reifen Trauben aus dem Weinlaub hervorlugen und die Septembersonne den sich färbenden Wald vergoldet, mit all den lachenden Dörfern und Ortschaften, die sich dazwischenschmiegen.'

Auch wenn wir uns auf dieser Wanderung in den Bergen über dem Tal befinden und Weinstöcken hier nicht begegnen werden, so ist es eine hübsche Beschreibung dieser Landschaft. Etwas moderner ausgedrückt wird dies im Wander- und Naturführer 'Böhmisches Mittelgebirge', aus dem ich gerne weiter zitiere. Der erste Teil dieser Wanderung wird da wie folgt beschrieben : 'Ein Frühlingsmärchen : Blumenwiesen, Kirschbäume , Schlehen und phantastische Fernsichten. - Ein besonders blumenreiches Wandergebiet, das im Frühling zu einer Erkundung einlädt, liegt zwischen der Bergen Hradiště u Hlinné (Radischken) und Holý vrch u Hlinné (Kundratitzer Kahleberg). Weiß blühende Kirschbäume und duftende Schlehenhecken bilden einen reizvollen Kontrast zum Hellgrün der Berge. Den Waldboden bedecken unzählige zarte Frühlingsblüher, die Felsabhänge leuchten gelb von den Büscheln des Felsen-Steinkrauts und auf den Gipfeln blühen die seltenen Kuhschellen. Hinzu kommt eine phantastische Fernsicht sowohl vom Radischken als auch vom Kahlen Berg.'

Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Weg führt von Hlinay zum Radischken und weiter über die blühenden Wiesen hinüber zum Kahlen Berge. Er wird von niedrigen blühenden Gehölzen gesäumt. Nach dem Abstieg vom Kahlen Berg durch die am Hang stehenden kleinen Basalttürme setzen wir unsere Wanderung fort. Wir gehen zunächst zu der idyllischen Sommerfrische Kundratitz (Kundratice), wo es allerdings heute keine gastronomischen Angebote mehr gibt. Dennoch ist es ein zauberhafter Erholungsort, der hier zwischen Kahlem Berg und Aarhorst (Varhošť) gelegen ist. Der Aarhorst ist unser nächstes Ziel. Lohnenswert ist die Besteigung schon wegen des auf dem Gipfel befindlichen Aussichtsturmes, der eine weite Rundsicht bietet. Auf dem Rückweg in Richtung Hlinay unternehmen wir noch einen Abstecher zu den schroffen Felsgebilden am südwestlichen Rücken des Aarhorst, dem Rabenstein (Krkavčí skála). Im Tal an der Elbe liegt Sebusein (Sebuzín). Auch A. Paudler beschreibt den Rabenstein :

'Bei Tlutzen (an der Straße zwischen Sebusein und Hlinay) liegt der Rabenstein, woselbst vulkanische Gewalten einen schroffen, säulenförmigen Felsen mehr als 200 Fuß hoch durch den Quadersandstein emporgetrieben haben, so daß ein Gebilde entstand, welches an Merkwürdigkeit mit dem Warkotsch bei Außig oder dem Eichtberge bei Auscha oder dem Wüstenschloß bei Böhmisch Kamnitz verglichen werden kann'.

Nach wenigen Kilometern durch den Wald erreichen wir wieder die Hecken und Obstgärten bei Hlinna. Eine erlebnisreiche Wanderung geht zu Ende.




Einfach Wahnsinn der Anblick, wenn auf den freiliegenden Basaltfelsen das Steinkraut blüht...



Unterwegs zum Kahlen Berg...


Im Elbtal bei Leitmeritz noch häufig anzutreffen, die Wiesen-Kuhschelle


Schlehe und Zypressen-Wolfsmilch






Wiesen-Schlüsselblume


Obstbaumblüte am Kahlen Berg...



Blick über Kundratitz zum Aarhorst, links der Rabenstein


Frühlingslandschaft am Kahlen Berg





Weg nach Kundratitz



Basaltmassiv am Rabenstein






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