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Donnerstag, 27. Juni 2013

Auf dem Kegelweg vom Jeschken zum Milleschauer - 4. Etappe

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Hörnitz und Holger Totz, Herrnhut



VON NEULAND BEI AUSCHA NACH KUTTESLAWITZ




Die vierte Etappe auf dem Kegelweg könnte man auch betiteln mit 'Begegnung mit einem Scharfrichter oder die Folgen eines kleinen Irrtums'. Wir verlassen Neuland, nicht ohne noch einmal vom Kapellenberg einen Blick hinüber in das Mittelgebirge und nach Auscha (Ustek) geworfen zu haben. Wir steigen wieder ab durch das Auschaer Sandsteingebirge und bekommen hier auch tatsächlich die Sandsteinfelsen zu Gesicht. Wie meist bei diesen Gebilden, hat man den Felsen auch hier Namen verpaßt, um auf Ähnlichkeiten hinzuweisen, z.B. beim Affenkopf.

Bald ist Auscha erreicht und es lohnt sich, sich ein wenig Zeit zu nehmen und das Ambiente des alten Ortes auf sich wirken zu lassen. 'Die Stadt Auscha liegt auf einem schmalen und felsigen Höhenrücken, dessen Längsseiten steil abfallen und daher gegen feindliche Angriffe leicht zu schützen waren... Von der deutschen Vorstadt zieht sich zur böhmischen den Haberbach entlang Häusergruppe auf Häusergruppe, und es ist wunderlich, wie man hier dem steilen Abhange des Bergrückens, der die Oberstadt trägt, den Grund zu Gebäuden und beschränkten Gartenanlagen mühsam abgerungen hat'. (Paudler). Der historische Ort ist ziemlich gut erhalten.

Der nächste Streckenabschnitt geht entlang der Straße nach Haber (Habřina). Besser wäre derzeit, direkt die Straße zu benutzen, weil der markierte Weg total zugewachsen und nur schwer zu finden ist . Der Weg führt normalerweise über Lewin (Levin) und Geltschbad (Lázně Jeleč) an den Geltsch (Sedlo) heran. Wir wollen aber endlich weg von der Straße und wenden uns in Richtung Zierde (Srdov), keine schlechte Idee, denn schon bald zeigen sich hinter uns die kleinen Kegel und die Gegenden, die bereits hinter uns liegen. Es lohnt sich, hin und wieder mal zurückzublicken. Wir orientieren uns jetzt an den Markierungen, die zum Gipfel des Geltsch führen. Merkwürdigerweise bleiben Lewin und das alte ehrwürdige Geltschbad unauffindbar. Anstelle dessen beginnt der Anstieg zum Gipfel. Es geht krachend nach oben und zwar mit Gepäck und man sucht nach Griffen, um sich mal festzuhalten. Wer lässt sich eigentlich solche Wege einfallen ? Irgendwann ist man oben, aber es hat Körner gekostet. Eigentlich ist der Gipfel bewaldet, doch dann findet sich in der Nähe der Gipfelmarkierung ein Austritt mit einem grandiosen Ausblick nach süd-südwest. Der tschechische Name für den Geltsch ist Sedlo und leitet sich von Sattel ab. Über diesen Drachenrücken führt der weitere Weg, immer umgeben von Wald und rechts- wie linksseitig von furiosen Basaltbrocken eingefasst. Irgendwann beginnt der Abstieg, genauso vehement wie der Aufstieg. Wenn man nicht achtsam ist, verpaßt man den zweiten Austritt, der einen ebenso tollen Ausblick in die Gegenrichtung ermöglicht. Der Schweiß hat sich gelohnt.

Als wir den Berg hinter uns haben, stellt sich immer noch die Frage: wo ist Geltschbad, wo ist der Litaisch (Litýš), wo sind die Geltschhäuseln (Jeleč)? Auf unserem Weg nach Ober Tenzel (Týnec) tauchen die Geltschhäuseln plötzlich linkerhand auf. Kurz um, es geht uns ein Licht auf. Der alte Kegelweg geht gar nicht über den Geltsch, sondern seitlich daran vorbei. Vielleicht war man vor 100 Jahren noch nicht so verrückt, die Bagage über den Berg zu schleppen. Trotzdem, es hat sich gelohnt.

Immerhin hätten wir gern einen Blick auf Geltschbad genommen. Es hat seine Bedeutung heute verloren, aber Ende des 19. Jahrhunderts war es ein nobles Anwesen und Paudler empfiehlt 'Wer also in die Gegend kommt, dem rathen wir, sein Mittagsbrot in Geltschbad zu essen; wenn er dort so gut aufgehoben ist, wie wir, so wird er es nicht bereuen, unserem Rathe gefolgt zu sein'.

Etwas müde laufen wir in dem verschlafenen Triebsch (Trebusin) ein und nehmen erst mal ein Bier. Den schönen Kelchberg (Kalich) ignorieren wir heute und auf den Dreiberg (Trojhora) ist auch keiner mehr hoch zu bekommen, weil nach Beschreibung der Weg auch hier nur daran vorbei führt, (wie die Mannschaft gelesen hat). Außerdem ist die Überquerung des Dreiberg 'nicht ganz ohne'. Aber man merke sich diese Erhebungen für eine separate Begehung, denn eine Tour in diesem Gelände ist eine erstklassige Empfehlung (http://wincontact32naturwunder.blogspot.de/2013/02/drei-berge-tour-im-bohmischen.html).

Kurz hinter dem Dreiberg ist Kutteslawitz (Chudoslavice) erreicht, unser heutiges Ziel. Wir haben uns in der 'Pension na Statku' (http://www.nastatek.cz/index.php) angemeldet, perfektes Ambiente in altem Gemäuer. Schade eigentlich, daß man hier nur für eine Nacht reserviert hat und das beste: es gibt wieder Tschernoseker Wein. Aber ich werde noch einmal darauf zurückkommen.



Der Affenkopf


Der Neuländer Kapellenberg ist noch lange sichtbar


Da taucht der Ronberg noch einmal auf


Stadtansicht von Auscha


Bei Zierde lohnt ein Blick zurück auf Ronberg und Wilscht


Fast ist der Anstieg auf den Geltsch geschafft


… und jetzt sind wir oben


Eine Rast muss unbedingt sein


… denn es bietet sich eine herrliche Aussicht nach südwest


… und nordost


Mächtige Basaltgänge treten aus dem Grat des Geltsch hervor


… in unterschiedlichsten Formen


Von Ober Tenzel sieht der Geltsch so aus


Ein Blick auf den Goldberg (Liščín ), im Hintergrund die Hasenburg (Hazmburk)


Der Geltsch mit Litaisch


Kirche von Triebsch


Ortsansicht von Triebsch


Hinter der Sommerwiese lugt der unscheinbare Dreiberg heraus


Kelchberg und Geltsch von der Jungfrau (Panna) gesehen


Der Kelchberg


Die Pension 'Na Statku' in Kutteslawitz befindet sich in einem alten Herrenhaus



Prolog
Etappe 1: Vom Jeschken nach Neuland
Etappe 2: Von Neuland über Reichstadt nach Böhmisch Leipa
Etappe 3: Von Böhmisch Leipa nach Neuland bei Auscha
Etappe 4: Von Neuland bei Auscha nach Kutteslawitz
Etappe 5: Von Kutteslawitz nach Groß Tschernosek an der Elbe
Etappe 6: Von Groß Tschernosek an der Elbe nach Kotzauer
Epilog


www.wincontact32.de

1 Kommentar:

  1. So schöne Fotos! Wir leben in Triebsch schon 8 Monaten und sind immer überrascht, wie schön es bei uns ist... Danke schön!

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