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Montag, 28. Juli 2014

Durch das Gründelbachtal zur Gans (Wandertip Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Sommermonate sind die schönste Zeit für Wanderungen durch die Daubaer Schweiz. An warmen Tagen, wenn die aufgeheizte Luft über den Äckern flirrt und von den Kiefernforsten ein intensives Aroma ausgeht, findet man in den feuchten Tälern etwas Abkühlung. Das Licht, welches durch das Blätterdach der Bäume die Felswände und die Talgründe noch diffus erreicht, schafft eine liebliche, unbeschwerte Atmosphäre. Irgendwie ähnelt die Landschaft den Gefilden der Böhmischen Schweiz oder dem Böhmischen Paradies, dabei ist sie graziler und wirkt durch die kleinen verschlafenen Ortschaften mit ihren hübschen Häusern, den Hausgärten und Feldern und den skurilen Felsgebilden aufgelockerter. Auch die umliegenden Teiche bei Hohlen (Holany) und Hirschberg (Doksy) schaffen einen ganz anderen Landschaftstyp. Es ist ein perfekter Naturpark, der glücklicherweise nicht überlaufen ist. 

Die heutige Strecke ist uns von verschiedenen anderen Wanderungen meist schon bekannt, allein das Gründelbachtal bis hin nach Sebitsch (Dřevčice) gilt es heute neu zu ergründen. Bald wird die Talsohle beiderseits von Sandsteinwänden begrenzt. Da, wo die Teufelsschlucht (Čertova rokle) abzweigt, weist linkerhand ein Wegzeichen auf die hoch über dem Tal befindlichen Reste der Burg Chudyhradek hin. Ein kurzer Abstecher hinauf in die Felsen ist der Mühe wert. Es ist immer wieder faszinierend, mit welchem Wagemut die alten Bauherren ihre Immobilien an solche exponierten Stellen platzierten. Aber was haben sie nun davon? Alles eingefallen, kein Marktwert – weil keine Balkone, Hauslifte und Parkplätze vorhanden sind …

Das Wegstück bis Sebitsch durch die Teufelsschlucht führt uns durch eines der schönsten Täler in der Daubaer Schweiz und auch die ersten Häuser am Eingang des Tales in dem alten Ortsteil Pauska (Poustka) mag man gern als idyllischen Ort empfinden. Es wäre interessant zu erfahren, welcher Begebenheit dieses friedliche Tal seinen teuflischen Namen verdankt. 

Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich und bietet fast alle Facetten, mit der die Daubaer Schweiz aufwarten kann. Ein dammartiger Weg, von welchem sich beiderseits kleinteilige Täler öffnen, bringt uns hinüber in die waldreiche Felslandschaft der Daubaer Schweiz. Sehenswert der Pfad entlang der Martinswand (Martinské stěny). Über den Wipfeln der aus dem Mückental (Komáří důl) herauswachsenden Kiefern flimmert die Luft in der Mittagshitze. Ein Stück weiter folgt man zwanghaft einem untypischen Wegweiser in Form eines allgemein bekannten Nutzvogels hinauf auf den gleichnamigen Gansberg (Husa). Selbst die Beschriftung am Gipfelfels vermag kaum die Phantasie anzuregen, um aus den Konturen des Gesteins eine Gans zu erkennen, aber es ist ein schöner Ort zum Pausieren.

Auf dem Rückweg nach Hohlen nehmen wir in der Hoffnung auf eine schöne Aussicht noch einen Umweg mit Aufstieg zum Wilhoscht (Vlhošť) in Kauf und tatsächlich werden wir belohnt. Zu Füßen liegt uns der südliche Teil der Daubaer Schweiz bis hin zu Kummergebirge (Hradčanské stěny) und Mikenhahner Steinen (Provodínské kameny). 

Bei den Fahrten in die Daubaer Schweiz ist uns immer wieder der schöne Blick über den Hirnser Großteichs (Novozámecký rybník) aufgefallen, der sich bei der Brückenüberfahrt in Neugarten (Zahrádky) kurz auftut. Leider kann man hier nicht anhalten, aber ein kurzes Stück entfernt befindet sich ein Parkplatz. Prachtvoll ist der Blick über den Teich, insbesondere, wenn früh die Nebel noch über dem Wasser drehen. Interessant aber ist der Hirnser Schlucken (Novozámecká průrva), durch welchen das Wasser des Teiches in Richtung Robitzbach (Robečský potok) abgeleitet wird. Das ist ein Schlund, der in den Felsen gebrochen wurde und über den der Ablauf reguliert wird. Der Robitzbach fließt dann durch den Höllengrund (Peklo) der Polzen (Ploučnice) entgegen. Ein zweiter Durchbruch, der Münchner Schlucken (Mnichovská průrva), befindet sich ca. 2 km südlich davon. Hier ergießt sich der Bieberbach (Bobří potok), aus dem Hohlener Teichgebiet (Holanské rybníky) kommend, in den Robitzbach. Alles in allem ein sehr ausgeklügeltes Wasserleitsystem, welches bereits im 14. Jahrhundert angelegt wurde. 


Mehrere Trinkwasserquellen entspringen im Gründelbachtal


Die Sprengwirkung der Wurzeln im Sandstein ist augenfällig



Uneinnehmbar – Burg Chudyhradek



Lichtspiele in der Teufelsschlucht







Ortsansicht von Sebitsch


Hinein in die waldreiche Felslandschaft



Kiefern am Grund des Mückentals


An der Martinswand



Aufgang zum Gansberg



Diese Erosionsformen werden Pseudo Scrapy genannt. Wer kann das übersetzen? (ich)


Am Gipfel des Gansberges



Das soll die Gans sein, wahrscheinlich sehe ich schlecht...



Es ist Heidelbeerzeit


Der Ronberg (Ronov)


… und der Wilschtberg


… nebst kleinem Bruder, dem Kleinen Wilschtberg


ABM - Maßnahme: mit Hammer und Meisel durch den Fels


Blick vom Wilschtberg zu den Bösigbergen


… zu Jeschken, Roll und Mikenhahner Steinen


Hohlen vor dem Höhenzug des Lausitzer Gebirges


Blick über den Hirnser Großteich



Der Hirnser Schlucken


Der Kahlstein




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