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Donnerstag, 28. Januar 2016

Leucochloridium paradoxum und die arme Bernsteinschnecke...

Ein Gastbeitrag von Moni Losem, Wackersdorf

Die Gemeine Bernsteinschnecke (Succinea putris) findet man relativ oft in feuchten Bachauen, in Hochstaudenfluren oder schilfigen Seeufern, wo sie die niedere Vegetation besiedelt. Manchmal kann es passieren, dass solch eine Schnecke an einem Blättchen nagt, auf das zuvor die unappetitliche Hinterlassenschaft eines Vogels gefallen ist. Darin wiederm kann sich (muss aber nicht!) eine Dauerform (Miracidium) eines kleinen Saugwurms mit dem hübschen Namen Leucochloridium paradoxum verbergen, welcher in der Schnecke aus seiner Dauerform erwacht, um in der Bernsteinschnecke das sorgenlose Leben eines Parasiten zu führen. Aber die Biologie sagt, dass dieser Saugwurm wieder in einen Vogel gelangen muss, um seinen Lebenszyklus abzuschließen. Deshalb vermehrt er sich erst einmal ungeschlechtlich, wobei sogenannte "Fühlermaden" (Sporocysten) entstehen, deren Enden sich in die Schneckenfühler der armen Bernsteinschnecke bohren, die dadurch stark anschwellen und  dabei eine Musterung wie eine Ringelsocke annehmen. Damit ist es aber noch nicht getan. Die Fühler beginnen zu pulsieren und imitieren auf diese Weise zwei leckere Maden - eine Delikatesse für jeden Singvogel. Und über kurz oder lang schnappt sich dann ein Rotkehlchen, eine Grasmücke oder ein Rohrsänger diesen Happen - und damit ist der Lebenszyklus des Saugwurms quasi geschlossen. Im Vogeldarmtrackt vermehrt er sich dann geschlechtlich, produziert wie ein Bandwurm massenhaft Dauerformen, die schließlich mit dem Vogelkot wieder auf das Blattwerk mit den Bernsteinschnecken fallen.  In diesem Vogelkot verbirgt sich eine Dauerform (Miracidium) eines kleinen Saugwurms mit dem hübschen Namen Leucochloridium paradoxum, welcher in der Schnecke aus seiner Dauerform erwacht, um das sorgenlose Leben eines Parasiten zu führen. Aber die Biologie sagt...


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