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Mittwoch, 25. Mai 2016

Wanderung zum Lämberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die schönsten Wanderungen sind die über weite Fluren mit schönen Aussichten. Für die Planung bedarf es ein wenig Ortskenntnis und die nötige räumliche Vorstellungskraft, um tatsächlich eine attraktive Wanderung zu arrangieren. Dann werden vermeintlich unspektakuläre Touren zu einem wirklich schönen Erlebnis. Natürlich kann man sich auch einmal in der Literatur belesen - nicht unbedingt in der Wanderliteratur, wo ohnehin meistens nur die üblichen Trassen und markierten Wege Erwähnung finden - aber beispielsweise in älteren Schriften, deren Autoren offenbar noch einen etwas unverstellteren Blick auf unsere schöne Umgebung hatten. Ein Satz, wie folgender, muss gerade die Aufmerksamkeit und das Interesse des stetig nach Neuem Suchenden wecken (Kronprinzenwerk, Band 14, Böhmen 1)

'Die Stadt Gabel ist uralt und und geschichtlich berühmt, auch bekannt durch das Grab der seligen Zdislava, deren Lebensgeschichte von den Sagen des nahen Schlosses Lämberg nicht zu trennen ist. Die ganze Gegend um Gabel - vom Kleis bis zum Jeschken – ist voll niedriger Kuppen'

Oder, um es mit Siegfried Weiss auszudrücken : 'Die Landschaft um Lämberg (Lvová) und Gabel (Jablonné v Podještědí) wellt sich lieblich. Die grünen Matten mit stattlich vereinzelt stehenden Bäumen geben ihr das Gepräge eines großräumigen, frei angelegten Naturparks'.

Von diesen niedrigen Kuppen ist immer wieder manch überraschendes Rundbild von der umgebenden Landschaft zu erspähen und sie laden auch zum Verweilen ein, um diese parkähnliche Landschaft auf sich wirken zu lassen. An Tagen mit Fernsicht ist es geradezu ein Genuss und wenn außerdem die Hecken und Obstbäume noch ihre Blüten tragen, ist der Tag nicht mehr zu übertreffen. 

Wir verlassen Gabel in südlicher Richtung, direkt auf den Rollberg (Ralsko) zu. Schon auf der ersten Höhe erblicken wir in der Ferne schön aufgereiht ein Bergpanorama vom Ronberg (Ronov) bis zum Hochwald, eingebettet in diese Linie die uns vertrauten Berge Geltsch (Sedlo), Koselberg (Kozly) und Kleis (Klíč). Hinter Waldau (Valdov) senkt sich das Gelände ab ins Johnsdorfer Tal (Janovice v Podještědí), hinter dem sich das Jeschkengebirge (Ještědský hřbet) erhebt, und natürlich sucht und findet das Auge auch den so beliebten Silberstein (Střbrnik) und den Audishorner Spitzberg (Útěchovický Špičák).

In dem 1998 veröffentlichten Bildband 'Das Lausitzer und Zittauer Gebirge' beklagt Siegfried Weiss noch, dass sich 'in jüngster Zeit leider ungepflegte Flächen mehren, auf denen wucherndes Unkraut das Gleichgewicht stört'. Erfreut nehmen wir zur Kenntnis, dass nunmehr, fast 20 Jahre später, die Landwirtschaft diese Flächen wieder nutzt und sich somit die Landschaft wieder in einem ordentlichen Zustand präsentiert (zumindest in den Gegenden, in denen wir in der letzten Zeit unterwegs waren). Die Sache hat allerdings einen Haken, nämlich den, dass Wiesen- und Wirtschaftswege ganz plötzlich gesperrt sind, weil das Gelände großflächig in Weideland verwandelt und eingezäunt wurde. So beispielsweise am Lämberg (Lvová), von dem man ansonsten eine schöne Aussicht zu erwarten hat, vor allem eine ungewohnte Perspektive auf den Hochwald. Da hilft nichts , als die die Koppeln zu umlaufen, will man nicht seine Kräfte mit den stämmigen grasenden Rindern messen.

Unterhalb im Tal versteckt sich geschickt das Schloss Lämberg (Lemberk), so dass es kaum vollständig einsehbar ist. Vom Turm desselben bietet sich eine herrliche Aussicht. Zu einem anderen wirklichen Kleinod ist aber leider der Zugang derzeit versperrt. Ein Stück oberhalb des Schlosses nämlich grenzt ein kleiner romantischer, aber verwilderter Park mit Statuen und Freitreppe an das Breda´sche Lustschlösschen, in welchem wir vor Jahren noch so manch ausgedehnte Rast hielten. Unterhalb in einiger Entfernung liegt die Stadt Gabel mit dem Dom des Hl. Laurentius und der Hl. Zdislava. Ein schönes Fleckchen Erde zum Genießen (oder Abhängen, wie man heute sagt), von dem man hoffen mag, dass es demnächst für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist.




Die Wahrzeichen von Gabel – Pestsäule und Dom des Hl. Laurentius und der Hl. Zdislava



Alte Bekannte : Laufberg, Eibenberg, Slabitschken, Grünberg und Tannenberg



Der Tölzberg


Frühling auf den Fluren




Der Rollberg


Herrliche Panoramen


Der Jeschken



Die Beweidung sorgt für einen guten Kulturzustand des Graslandes


Aussichten vom Lämberg









Das Schloss Lämberg ist gut versteckt in den Wäldern bei Gabel; vom Turm allerdings bietet sich eine herrliche Aussichten


Das Schloss Lämberg







Heute nicht mehr zugänglich: der Garten des Breda'schen Lustschlosses


Klosterkirche des Hl.Laurentius zu Deutsch Gabel




Heiligen-Statuen zieren die Pestsäule in Gabel




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