Seiten

Montag, 19. September 2016

Wanderung um das Kokorschiner Tal (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Im Tschechischen erscheint die Daubaer Schweiz auch unter der Bezeichnung 'Kokořínsko'. Diese leitet sich vom Kokorschiner Tal (Kokořínský důl) ab, welches etwa bei Albertsthal (Vojtěchov) beginnt und die Sandsteinplatte aufschneidet. Namensgeber des Tales ist die Burg Kokorschin. Seitentäler verzweigen sich labyrinthisch beidseitig des Grundes. Die Erosion hat in diesen Tälern bizarre Felsformationen hinterlassen, z.B. die bekannten Pokličky (Deckel).

Die Wege aus diesen Tälern führen hinauf auf die Ebene, z.B. bei Wemschen (Mšeno), Sedlec (Sedletz) oder Gestrebitz (Jestřebice). Einmal oben angelangt scheint es, als befände man sich auf dem flachen Land, bis alsbald die Erde wieder aufgerissen ist und der nächste Canyon in die Gründe abfällt, anfangs als schmaler Riss im Gestein, dann zum Tal sich weitend. Stellenweise sind die Wege durch mehr oder weniger vertrauenswürdige Steighilfen gesichert 

Eigentlich planen wir unsere Touren so, dass die Mühen mit möglichst weiten Aussichten belohnt werden. Die Tour um das Kokorschiner Tal verläuft aber mit Ausnahme der Wegstrecke um Sedletz im Wald, aber entlang aufregender Felspartien und ist vergleichsweise gemütlich. 

Am Parkplatz unterhalb der Pokličky-Felsen soll unsere Tour beginnen. Bereits die Anfahrt durch die stillen malerischen Täler von Dauba (Duba) über Rai (Raj) entlang des Palatzer Baches (Pšovka) stimmen uns auf diese wunderbare Tour ein. Vielleicht wäre es die bessere Wahl gewesen, sogleich den Pokličky einen Besuch abzustatten, die oberhalb des Parkplatzes zu finden sind. Bei der Rückkehr in den Abendstunden stehen die 'Deckelsteine' voll im Gegenlicht, so dass der Fotofreund nicht richtig zum Zuge kommt (aber das nur am Rande). Wir wählen den sehr gemütlichen Weg durch die Apatyka-Schlucht, vorbei an ersten Felsformationen. Kurz geht es über die Ebene bei Sedletz, um bald darauf durch die nächste Schlucht wieder hinunter in das Kokorschiner Tal abzusteigen. Bei Eintritt in den Wald treffen wir auf einen ausgeschilderten Rundweg, welcher das zerklüftete Felsental durchquert. Die ersten Risse im Gelände zeigen sich schon bei Eintritt in den Wald und bald beginnt der Parcours durch die Sandsteinwelt. 

Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Besuch der Burg Kokorschin. Die verfallene, im Jahre 1320 erbaute Burg wurde 1911 im neugotischen Stil wieder aufgebaut und erhebt sich wie neu über dem Talgrund. Vom ihrem Turm erwartet man ein vermeintlich tolles Panorama. Leider mitnichten, denn er erreicht nicht die Höhe der Ränder des umgebenden Talkessels. Nur der Blick auf die Burganlage lohnt den Aufstieg. Hinter der Burg jedoch beginnt ein weiterer schöner Abschnitt der Wanderung. Mäanderartig läuft der Weg auf ziemlich gleichmäßiger Höhe, linkerhand die Felsen, rechts der steile Abgang zum Talgrund hin. Kurz vor Gestrebitz verlässt der Weg die Schlucht. 

Um Gestrebitz schlagen wir zunächst noch einen Bogen, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Der Weg hinunter zur Gemeinde Kokorschin läuft an einen Felsgebilde vorbei, welches im oberen Teil die Höhle Kostelíček (Kirchleinhöhle) beherbergt. Über ausgetretene Fußstapfen erklettert man den teilweise künstlich ausgehauenen Hohlraum. Durch einen Felsdurchgang im Inneren der Höhle steigt man auf das 'Dach' des Felsgebildes durch. Diese Höhle soll den Böhmisch-Mährischen Brüdern zur Zeit der Gegenreformation als Versteck gedient haben. Nicht auszuschließen ist, dass hier bereits vorher eine Felsenwohnung existierte. In früheren Jahren haben wir in der Höhle mangels Quartier einmal biwakiert, nicht gerade bequem, aber romantisch, sehr romantisch. Eine schöne Erinnerung.

Gestrebitz ist ein schöner Erholungsort, wie auch in anderen Dörfern der Daubaer Schweiz wurden viele Häuser schön vorgerichtet. Eine recht noble serbische Nationalitäten-Gaststätte (Drákulova krčma) hat sich im Ortskern etabliert. Bei schönem Ambiente ruht man hier gerne aus und kann das leckere Bier der Privatbrauerei Lobes probieren. Der restliche Weg hinunter ins Kokorschiner Tal ist dann schnell zurück gelegt. Flugs steigen wir noch einmal hinauf zu den 'Deckelsteinen', sie stehen noch – alles also in bester Ordnung.

Die GPS – Daten zur Tour findet man hier.


Aufstieg durch die kühle Apatyka-Schlucht zu den Höhen bei Sedletz




… wo die Sommersonne auf die Ebene prasselt



Durch die Felsspalten wieder hinab ins Kokorschiner Tal





Bizarre Felslandschaften charakterisieren diese Wanderung








Unterdessen entwickelt sich in der Daubaer Schweiz auch der Tourismus (Hotel unterhalb der Burg Alt Kokorschin)


 … schon mal etwas vom Neumann Bier gehört ? Vom Feinsten!


Die Burg Alt Kokorschin




Weiter schlängelt sich der Weg entlang der Felsen in Richtung Gestrebitz









        Abstecher zur 'Kirchleinhöhle'






Landschaftstypische Bauweise in der Daubaer Schweiz






Zu den 'Deckelfelsen'



Schnappschüsse auf der Heimfahrt : die Bürgsteiner Berge im Abendlicht


Der Ortel


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen