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Mittwoch, 23. November 2016

Die letzten Siebenhunderter (im Lausitzer Gebirge)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Was sind die kleinen Siebenhunderter des Lausitzer Gebirges (Lužické hory) gegen die Nangaparbats, Mont Blancs oder die Matterhorns dieser Welt? Das versteht auch wirklich nur der, der im Schatten dieser Berge in der Oberlausitz oder in Böhmen beheimatet ist. Für jenen sind die waldreichen Berge des Lausitzer Gebirges sowieso die schönsten überhaupt und die hohen unter Ihnen haben einen besonderen Stellenwert, wie überall. Und also gehört es dazu, auf ihnen gewesen zu sein. Die aussichtsreichen, wie Lausche (Luž), Hochwald (Hvozd), Kaltenberg (Studenec), Tannenberg (Jedlová) und Kleis (Klíč) sind natürlich die Favoriten, weil sich bei guter Sicht ein Panorama entfaltet, welches die Seele erwärmt. Besonders, wenn die Kegelberge im Süden und Westen bei klarer Sicht oder im abendlichen Licht aus dem Dunst empor ragen. Von den anderen kennt man kaum die Namen. 

Welchen Anreiz kann es geben, ihre Gipfel zu betreten? Z.B. die rein sportlichen: der RSC Oberlausitz ruft regelmäßig zu seinem 'Lausitzer Siebenhunderter'- Rennen an den Start, bei dem die Teams die Gipfel der Berge erreichen sollen. Eine ziemlich ambitionierte Veranstaltung für die Harten, denn die Anstiege, Abfahrten und das Streckenprofil, z.B. auf den Kleis, haben es in sich.

Für mich ist es der Liebreiz der Landschaft und das Naturerlebnis, welches mich hinaus treibt. Alle diese Siebenhunderter sind vulkanischen Ursprungs und bestehen aus Eruptivgesteinen, also aus Phonolith oder Basalt. Insbesondere auf den lang gezogenen Bergrücken hat sich Laubwald angesiedelt. Somit ist der Herbst, wenn die Laubfärbung eingesetzt hat, eine gute Jahreszeit, diese Berge zu bewandern. Nebliges Wetter muss dabei kein Nachteil sein, denn wenn ein wenig die Sonne hindurch dringt, kann dies schöne Stimmungen erzeugen und von den bewaldeten Kuppen erwartet man, im Gegensatz zu den kegeligen Bergen, ohnehin keine Fernsicht. 

Also machen wir uns an so einem Herbsttag auf, um dem Kleinen (Malý) und Großen Buchberg (Velký buk) zwischen Kittlitz (Kytlice) und Röhrsdorf (Svor) einen Besuch abzustatten. Mit Wegen zu den Gipfeln sieht es laut Wanderkarte schlecht aus, so dass wir schon darauf eingestellt sind, auch einmal ein Stück querfeldein zu steigen. Am Gipfel findet sich dann schon ein alter Pfad, der wieder hinunter führt. Und so ist es auch bei diesen Bergen. Nebel gibt es heute reichlich, allerdings ist er so lausig, dass er die gesamte Landschaft in eine Waschküche verwandelt hat und nicht der Hauch eines Sonnenstrahls durch ihn dringt. So haben wir uns das nicht vorgestellt (!), aber nun müssen wir durch und die Stimmung lässt doch ein wenig zu wünschen übrig. Allein der Anstieg durch den Nebelwald über einen alten ausgebauten Forstweg zum Hamrich (Rousínovský vrch) macht richtig Freude und - nebenbei gesagt - bei gutem Wetter soll es von seinem Gipfel eine richtig schöne Aussicht geben.

Wir beenden die Tour an einem malerisch versteckten Teich (Lesní rybnik) in Falkenau (Falknov), wo wir auch gestartet sind. Im Sommer lädt das Gewässer zum Bade ein, denn es wird durch frisches Wasser aus den Bergen gespeist.
Ein kleines Herbst-Gedicht, der Stimmung entsprechend

Still vom grauen Himmelsgrunde
Sprüht der sanfte Regenstaub -
Trüber Tag und trübe Stunde -
Thränen weint das rothe Laub;
Vom Kastanienbaum ohn' Ende
Schweben still die welken Hände.
Trübe Herbstesregentage:
Gerne wandr' ich dann allein,
Was ich tief im Herzen trage,
Leuchtet mir in hellem Schein;
In die grauen Nebelräume
Spinn' ich meine goldnen Träume.

Und so träum' ich still im Wachen,
Bis der Abend niedersinkt,
Und in all den Regenlachen
Sanft und roth sein Abglanz blinkt.
In der Nähe, in den Weiten:
Rosenschimmer bessrer Zeiten!

Heinrich Seidel (1842 - 1906)

Die GPS-Daten zu der Tour findet man hier.



Lesní rybnik in Falkenau




Auf dem Weg zum Kleinen Buchberg








Der Beweis (I): Gipfelstein auf dem Kleinen Buchberg




Svorský rybnik in Röhrsdorf (Svor)



Alte Quelle der Wasserwerke Röhrsdorf


Weg über den Hamrich




Querfeldein auf den Großen Buchberg



Der Beweis (II): Gipfelstein auf dem Großen Buchberg




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