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Freitag, 11. August 2017

Wanderung durch die Vorberge des Isergebirges

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Betrachtet man das Profil des Isergebirges, so wird man sehen, dass das Zentralgebirge von sanften Hügelketten umgeben ist, die wenig erschlossen und deshalb kaum begangen sind. So richtig bewusst wurde mir dies vor einiger Zeit bei einer Bahnfahrt von Reichenberg (Liberec) nach Heinersdorf (Jindrichovice). Die Strecke führt über Raspenau (Raspenava), Friedland (Frydlant) und Neustadt an der Tafelfichte (Nové Město pod Smrkem) in diese hinterste Ecke des Isergebirges. Der Zug fährt immer entlang des Gebirges und es lohnt während der gesamten Fahrt aus dem Fenster zu schauen und verträumt die Landschaft an sich vorüberziehen zu lassen. Einen Abschnitt dieser Trasse werden wir auf unserer heutigen Tour erleben, natürlich ohne entlang der Gleise zu laufen. Unterwegs besuchen wir auch noch alte Bekannte, den Drachenstein (Dračí vrch) und die Steinbrüche bei Voigtsbach (Fojtka). 

Sehr angenehme Eindrücke konnten wir auf der Wanderung gewinnen, aber leider auch sehr schlechte. Offenbar ist es so, dass die neuen Freiheiten der Marktwirtschaft zum Teil sehr radikal umgesetzt werden. Bisher kannte ich eigentlich keine Einwände gegen die mondäne Sportart „Golf“. In meiner naiven Vorstellung passen die schönen „grünen Wiesen“ zu meinem Idealbild von einer grünen Umwelt. Das hat sich nun grundlegend geändert. 

Westlich von Voigtsbach erstreckt sich eine bilderbuchhafte Hügellandschaft sanft ansteigend zum Drachenberg hin. Eben durch dieses Gelände gedachten wir den Drachenberg anzuwandern. Die dahin gehenden Wege sind auf den Karten auch verzeichnet. Um so mehr erstaunt waren wir, dass diese Wege mit dem dezenten Hinweis auf Privatgelände gesperrt sind.Man spielt hier Golf.

In Voigtsbach dann ein ähnliches Bild. Alte Wege, die an Grundstücken vorbeiführen, wurden von den Eigentümern einfach eingezogen. Ist man erst einmal so weit vorgedrungen, bleibt einem nichts anderes übrig, als über Stock und Stein durch Wald und Unterholz zu kriechen, bis man irgendwann wieder auf den Weg stößt. Das gleiche widerfährt uns in Gersbach (Betlem) und in Buschullerdorf (Oldřichov v Hájích), wo uns ein Mensch entgegeneilt, um uns darauf hinzuweisen, dass der Weg durch privates Gelände führt und wir doch gefälligst eine andere Trasse benutzen möchten. Dergleichen habe ich in dieser Form bisher noch nicht erlebt, obwohl ich doch sagen darf, über langjährige Wandererfahrungen in Böhmen zu verfügen. Die Zeiten ändern sich eben auch hier. Freilich respektiert man als Wanderer das private Eigentum Dritter an Grund und Boden, das heißt jedoch nicht, dass wir es akzeptieren, dass damit der Zutritt zu öffentlichen Grundstücken unterbunden wird.

Kommen wir zu den schönen Aspekten der Tour. Gleich am Anfang wandern wir über die Höhen um Einsiedel (Mnisek). Ein herrlicher Wiesenweg führt über die sanfte Anhöhe westlich der Bundesstraße 13. Es entfaltet sich ein herrliches Panorama vom Schwarzberg (Kančí vrch) bis zum Drachenberg. Selbst der Blick von der Golfanlage des YPSILON GOLF LIBEREC könnte einen begeistern, wäre man nicht statusbedingt von dieser „Gesellschaft“ ausgeschlossen. Der Aufstieg zum Drachenstein lohnt immer wegen des dortigen Rastpotentials. Das Felsmassiv war schon um 1900 erschlossen.

'Man steigt auf ungefähr 56 Steinstufen zum Gipfel empor. Links und rechts sind mehrere Stangen als Geländer angebracht. Zur eigentlichen Spitze der gegen 20 m hohen Granitfelsmasse führen abermals gegen 14 Stufen empor. Oben ist ein Eisengeländer angebracht; für nicht Schwindelfreie ist der letzte Aufstieg nicht zu empfehlen.' (Führer durch das Jeschken- und Isergebirge, Franz Hübler, 1902). Der Felskomplex diente wohl einst auch als Opferstätte. Hübler beschreibt muldenartige Vertiefungen mit Abflussrinnen im Gestein.

Der alte Steinbruch über Hase(n)lgrund (Zaječí Důl) empfiehlt sich für einen Abstecher. Oben auf der Steilwand des Bruches ist eine geeignete Stelle, um kurz auszuruhen. Auf dem darunter liegenden Teich (der ebenfalls eingezäunt ist und privat genutzt wird) blühen im Sommer die Teichrosen. Der folgende abschüssige Weg hinunter nach Gersbach führt durch einen Buchenwaldbestand, der wohl zu den Ausläufern des Landschaftsschutzgebietes Jizerskohorské bučiny gehört. Wir können von Glück reden, denn der Weg wird plötzlich durch ein Wildgatter versperrt, welches aber heute beidseitig für den freien Durchgang geöffnet ist. Im ungünstigsten Fall wird man hier den Rückweg antreten müssen. Es handelt sich bei dem Gatter um eine moderne Version des ehemaligen Clam-Gallas'schen Wildgeheges, welches sich früher über weite Teile des inneren Isergebirges erstreckte. Im Gegensatz zu den heute noch sichtbaren unverwüstlichen Granitsäulen dieses Gatters hinterlässt die hier vorhandene Einzäunung einen recht preiswerten Eindruck. 

In Buschullersdorf wechseln wir die Talseite und folgen ein Stück dem Weg, der hinauf zum Spitzberg führt. Bald verzweigt sich der Weg in ein stilles Wiesental, welches direkt auf unseren Ausgangspunkt in Einsiedel zuläuft. Das Ziel schon vor Augen lassen wir die Tour geruhsam ausklingen und genießen noch einmal den Ausblick auf die umliegenden Berge des Iser- und des Jeschkengebirges.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Gegend um Einsiedel







In exklusiver Lage entseht ein großer Eigenheimstandort mit hochwertigen Häusern


Privatgelände! Golfanlage Ypsilon Liberec




Am Drachenstein






Wie in vielen Gebirgsorten findet man in Voigtsbach herrliche Wohngrundstücke



Am Steinbruch oberhalb von Haselgrund



Landschaft um Gersbach



Herrliche Vorgebirgslandschaft um Buschullersdorf




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