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Dienstag, 30. Januar 2018

Wanderung von der Koitsche zum Hochwald (Zittauer Gebirge)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Man kann ihn schön sehen von der Koitsche, den Hochwald. Zwischen Töpfer und Ameisenberg ragt der Bergkörper mit seinem markanten Aussichtsturm am Nordgipfel empor. Wie schon bei unseren Wanderungen zum Finkenhübel und zur Lausche führt der Weg auf den ersten Kilometern über die weiten Felder hinüber an den Rand des Zittauer Gebirges. Die Aussichten auf das schöne Oberlausitzer Hügelland, das Zittauer Becken und das nahe Gebirge beflügeln unseren Schritt. Schnell sind wir uns wieder einmal darüber einig, in welch herrlicher Gegend wir zu Hause sind und bedauern jene, die Sand und nichts als Sand und Kiefern unter den Füßen haben, wenn sie vor die Hütte treten, vielleicht sogar noch ein paar Fabrikschlote, Abraumhalden oder Supermärkte vor Augen. Wenigstens einen Vorteil muss es doch haben, in einem abgehängten Landesteil zu leben.

Eine schöne Route haben wir uns ausgedacht durch die Felsenwelt am Töpfer, zum Scharfenstein, durch die Felsengasse hinüber an den Hochwald heran. Doch Schockschwerenot - gleich beim Zugang in den Flügelweg, der um den Töpfer herum führt, kündet ein großer Holzstapel davon, welch Reichtümer der teutsche Wald noch birgt, selbst hier im Zittauer Gebirge. Und die werden gnadenlos heraus geholt, ausschließlich zum Wohl des Waldes, wie wir aus der Sächsischen Zeitung vom 08.12.2017 einmal mehr lernen. Denn der Wald will umgebaut sein, Ungleichgewichte wollen korrigiert werden. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber schwer verständlich ist, warum das Gesamtbild des Waldes ein paar Kilometer hinter der Grenze ein anderes ist, ein besseres - selbst dort, wo Wald verjüngt wurde - und dass im Großen und Ganzen die Wege durch das Gebirge sich dort nicht in einem so katastrophalen Zustand befinden, wie hier in der Urlaubsregion ‚Naturpark Zittauer Gebirge‘. Auf die großen Maßnahmen zur Wegeinstandsetzung 2018 darf man gespannt sein, vor allem, was man mit T€ 100 laut Budget erreichen kann. Hoffentlich hat man bei den Planungen die Beseitigung der Schäden an dem Weg nicht vergessen, der hinauf zur ‚Krieche‘ führt, über die man von Norden her die Töpferbaude erreicht.

Und damit wären wir wieder bei unserer Wanderung. Es ist noch zu erwähnen, dass die Töpferbaude, mittwochs, also heute, Ruhetag hat. Also geht es weiter über die Kleine Felsengasse zum Scharfenstein, weiter durch die große Felsengasse mit schöner Panoramaaussicht von der Mönchskanzel. Bevor wir nun den Hochwald erreichen, man ahnt es schon, müssen wir uns noch den halsbrecherischen Weg durch einen Forsteinschlag beim Hotel ‚Zum Hochwaldblick‘ bahnen.
Endlich beginnt der Aufstieg zum Hochwald. Wer würde widersprechen, dass es sich bei diesem Berg mit seinem Aussichtsplateau und der urigen Baude um den Kultberg des Zittauer Gebirges handelt? Das hatte auch schon Christian Adolph Pescheck (1787-1859) entdeckt, der uns folgende Schilderung hinterließ

Wer einen ganzen Tag auf die Oybiner Reise wenden kann, die Übermüdung nicht scheut und gutes Wetter trifft, besteige auch den Hochwald bei Oybin, (den man freilich nicht mit vielen anderen Bergen dieses Namens verwechseln muß) am liebsten früh, ehe die Sonne zu sehr brennt. Die Reise belohnt sich durch herrliche Bergaussichten; besonders auf den nördlichen, gebirgigen Theil von Böhmen; die meisten ziehn diese Aussicht jener von der Lausche vor. Wer sonst nicht Gelegenheit hat, von Böhmen etwas zu sehn, benutze diese! Da der Hochwald 2299 Pariser Fuß (nach v. Gersdorf) seinen Gipfel über die Meeresfläche hebt, so läßt sich weite Aussicht gleich vermuthen. Auch Frauen besteigen ihn oft.
Um ihn zu besteigen, welches gewöhnlich von der nordwestlichen Seite geschieht, bestellt man sich in der Oybiner Schule einen Boten, theils um durch die Waldung den Weg auf den höchsten von den zwei Gipfeln dieses sattelförmigen mit Schwarzholz und Buchen bewachsenen, seinen Fuß weithinstreckenden Berges zu finden; theils um etwas zur Erfrischung hinauf zu tragen. Nebst dem Verweilen und dem Rückwege braucht man etwa drei Stunden zum Besteigen.
Bei der schönen Aussicht nach Böhmen, welche der Hochwald gewährt, könnten manche Reisenden Lust bekommen, Einiges in der Nähe zu betrachten, und wohl auch Unabhängige unter ihnen diesen Wunsch realisiren wollen.‘

Die Aussicht vom Hochwald ist klassisch schön, egal bei welchem Wetter (außer Nebel). Tief gestaffelt breitet sich die Landschaft vor dem Auge des Beschauers aus vom Isergebirge über das Jeschkenland, die Daubaer Schweiz und Lausitzer Gebirge bis zu den markanten Kegeln des Böhmischen Mittelgebirges. In der Ferne sind die Türme der Ruine Trosky im Böhmischen Paradies erkennbar. Heute leider nicht, denn es herrscht eine Inversionswetterlage und all die Höhenzüge erscheinen in einem geheimnisvoll diffusen Licht. Sehr romantisch, aber leider schlecht für fotografische Aufnahmen.

Auf den von Pescheck bestellten Boten kann man zwecks Anlieferung von Erfrischungen getrost verzichten, denn noch immer hat die urige Hochwaldbaude allen Widrigkeiten getrotzt und bewirtet nach wie vor ihre Gäste. Es ist aber noch zu erwähnen, dass die Hochwaldbaude wegen Ausfall des elektrischen Stromes heute geschlossen hat. Nun gibt es ja noch die Kleine Turmbaude. Ich glaube, es ist überflüssig zu erwähnen, dass diese heute geschlossen hat. Also runter vom Berg hin zur Kammbaude. Leider muss erwähnt werden, dass die heute Ruhetag hat. Verzweifelt eilen wir mit trockenem Hals noch zu dem Bus, der gerade hält und uns nach Zittau bringen soll und können während der Fahrt gerade noch erkennen, dass im Gasthof Klette und im Forsthaus ebenfalls die Lampen aus sind. Versorgungstechnisch gesehen war es eine sehr harte Tour.


Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.



Zwischen Ameisenberg und Töpfer steht das Tagesziel: der Hochwald


Unterwegs auf Bertsdorfer Fluren



Bertsdorf von der einen Seite


... und von der anderen Seite


 Im Vordergrund der unscheinbare, aber aussichtsreiche Pocheberg



Nicht tot zu kriegen: die 'Bimmelbahn' ins Zittauer Gebirge


Herrlich gepflegte Waldwege um den Töpfer herum



Über die Krieche zum Töpfer hinauf



 Aussichtsfelsen und Gipfelkreuz auf dem Töpfer



Blick vom Scharfenstein zum Hochwald


Aussichten von der Mönchskanzel auf die Umgebung






       Vererzungen im Sandstein: der Muschelsaal




Herrlich kraftvolle Technik bei der Waldpflege


Aufstieg über den Grenzweg zum Hochwald



Hochwaldturm und Hochwaldbaude



Witterungsbedingt eingeschränkte Sicht vom Hochwald ins Böhmische



Mein Lieblingsmotiv: ertragreiche Holzausbeute


  Johannisstein mit Jonsberg

1 Kommentar:

  1. Wenn man schönen Sonnenschein hat, macht das Erkunden von Sehenswürdigkeiten auch am meisten Spaß. Kenne ich noch aus dem Hotel Seiser Alm. Wir hatten dort ein echt schönes Wetter.

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