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Mittwoch, 17. Januar 2018

Wanderung zur Weifaer Höhe

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Unsere Wanderung auf dem Alten Lausitzer Landweg führte uns auch hinauf zur Weifaer Höhe. Ansteigend von Schirgiswalde ,zunächst bis Neu-Schirgiswalde. tat sich mit dem Gewinn an Höhe eine immer bessere Sicht auf die Züge des Lausitzer Berglandes um den Mönchswalder Berg und den Czorneboh auf. Kaum besser als von hier kann man einen charakteristischen Eindruck von den Hügelketten dieser Landschaft erhalten, erst einmal nach Norden hin blickend, dann von der Weifaer Höhe den west-östlichen Horizont abstreichend. Hier können auch die Berge des Isergebirges, des Jeschken- und Zittauer Gebirges sowie die Kreibitzer Berge, der Pirsken und der Rosenberg wahrgenommen werden. Wir waren so beeindruckt, dass wir uns gelegentlich noch einmal mehr Zeit für diese Gegend nehmen wollten, wunschgemäß mit einem Aufstieg von Wilthen.

Dafür hatten wir uns allerdings nicht den schönsten Tag ausgesucht, so dass uns die Fernblicke versagt blieben. Aber die schönen Lagen im hügeligen Gelände um Weifa und Neu-Schirgiswalde erfüllten unsere Erwartungen, zumal sich tatsächlich die Herbstsonne genau zur richtigen Zeit kurz zeigte. Und immerhin, die ‚Frische Quelle‘ in Neu-Schirgiswalde hat geöffnet, der Gastraum ist gut gefüllt, was immer eine gute Stimmung garantiert und der Wirt, ein Herr in fortgeschrittenen Jahren, ist auch noch sehr gesprächsfreudig und zu fröhlichen Sprüchen aufgelegt. Das preiswerte Angebot muss natürlich ebenfalls erwähnt werden. Mir einem Wort: es passt mal wieder.

Wie wir alle wissen, gehörte die Oberlausitz bis 1635 zu Böhmen und wurde dann an Sachsen abgetreten als Pfand für die militärische Unterstützung des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg. Davon ausgenommen waren mindestens vier Enklaven, die sich in direkter Hand des Böhmischen Königs befanden: Günthersdorf, Niedergerlachsheim, Schirgiswalde und Niederleutersdorf. Die ersteren fielen nach dem Wiener Kongress an Preußen (und infolgedessen nach 1945 an Polen). In den anderen beiden ergaben sich ziemlich rechtsfreie Räume, die einschlägige Zeitgenossen gut für Ihre Interessen zu nutzen wussten.

"Aus den Überseehäfen Hamburg und Bremen kamen ganze Wagenladungen nach Schirgiswalde, da, wenn es nach "Nirgendwo" geht, es an keiner Grenze Zoll kostet, und so blieben die eingebrachten Waren billig. Anschließend hat man die Güter in Schirgiswalde gestapelt und nachts ins Umland geschmuggelt. Und somit entwickelte sich in Schirgiswalde ein nahezu rechtsfreier Raum. Einmal kam es zu einem folgenschweren Vorfall, als neuer Ortsrichter, der ja aus Böhmen kam, eine Frau sehr bedrängte, die ihre Steuern nicht zahlen konnte. Da ist eine kleine Revolte entstanden, und die Leute haben den Richter zum Teufel gejagt. Sächsisches Militär wollte eingreifen, konnte es aber nicht, da sie keine Hoheitsrechte besaßen. Und bei diesem ganzen Durcheinander ist allen Verantwortlichen noch einmal richtig klar geworden, das etwas geschehen müsse, um diesen rechtsfreien Raum aufzuheben." (Radio Prag, 03.02.2005)

Nachdem das Kaisertum Österreich 1809 im Frieden von Schönbrunn seinen Verzicht auf die böhmischen Enklaven im Königreich Sachsen erklärt hatte, zögerte aber die Übergabe der Stadt Schirgiswalde mit den zugehörigen Dörfern Neuschirgiswalde und Petersbach an Sachsen noch lange hinaus. Während dieser 36-jährigen Phase eines unabhängigen Stadtstaates blühte die Pascherei auf; in der Enklave fanden politische Flüchtlinge und Deserteure Unterschlupf. (Wikipedia)

Erst 1848 bzw. 1849 war die Übergabe der Enklaven an Sachen besiegelt.

Nach diesem kurzen historischen Abriss machen wir uns auf den wenig spektakulären Rückweg nach Wilthen. Aber dann doch noch ein fröhlicher Umstand. Am Waldrand oberhalb von Wilthen geraten wir an eine kleine Wanderunterkunft. Sie hat auch einen Namen: ‚Knobelhütte‘ (zumindest steht das dran). Ein weißes Tischtuch schmückt den Tisch, diverse Devotionalien füllen den Raum aus. Alles schmuck und sauber, dazu frei begehbar und schöner Blick über das Wilthener Tal zum Mönchswalder Berg. Wo gibt es so etwas sonst noch? 

Bevorzugterweise führen uns unsere Wanderungen in die abwechslungsreiche Nordböhmische Landschaft. Das Oberlausitzer Hügelland ist dazu eine gute Ergänzung und zugleich natürlich eine Referenz an die Heimat. Und die Freude an Begegnungen wie dieser mit der ‚Knobelhütte‘ lassen auch solche Touren in guter Erinnerung bleiben.


Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.


Man wünscht sich besseres Wetter auf den Weifaer Höhen 











In der schönen Ortslage  von Neuschirgiswalde. 


Die Knobelhütte




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