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Mittwoch, 10. Februar 2021

Die Triangulationssäule auf der Fuchskanzel im Winter

 Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Ziel der kleinen Winterwanderung ist die historische Triangulationssäule Strassberg auf der Fuchskanzel bei Lückendorf im Zittauer Gebirge.



Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Forsthaus Lückendorf. Hierher gelangt man auf der S132 von Zittau über Eichgraben.


Forsthaus Lückendorf
Hier war früher das Ziel vom Lückendorfer Bergrennen. Die 4 Kilometer lange Bergstraße vom Ortsausgang Eichgraben zum Forsthaus Lückendorf mit ca. 200 Höhenmetern war die älteste Naturrennstrecke Deutschlands. Hier fanden ab 1923 Motorsportveranstaltungen statt.


Mit 495 Metern ist hier der höchste Punkt der mittelalterlichen Handelsstraße von Zittau nach Prag über Deutsch Gabel (Alte Gabler Straße).
Der Lückendorfer Pass ist auch Wasserscheide zwischen Ost- und Nordsee.


Am Forsthaus quert man die Straße. Von hier führen zahlreiche gut markierte Wanderwege zu interessanten Zielen.


Von hier geht es nur zu Fuß, mit Ski oder im Sommer mit dem Mountainbike weiter. Zur Fuchskanzel sind es etwa 1,2 Kilometer auf dem roten Wanderweg.


Die freie Wiese mit eigetrübtem Blick zum Hochwald (749 Meter).


Einsam auf der weiten schneebedeckten Wiese


Etwa 100 Meter nach der Straße biegt der rot markierte Weg scharf nach links ab.
Hier steht die Infotafel zur Triangulationssäule.
Den Text von dieser Tafel finden Sie im Anhang.


Winteridyll am Wegrand




Wegweiser am Pascherbuchenweg


Eine Winterwanderung zum Genießen




Einer der wenigen Farbtupfer


Nach etwa einer halben Stunde im Schnee ist man am Ziel angekommen.


Über eine eiserne Brücke mit Geländer erreicht man den Aussichtsfelsen Fuchskanzel (531 Meter).


Hier wurde 1864 ein Triangulationspunkt errichtet.

Es ist die Station II. Ordnung mit der Nummer 39 (von 122).
Die Säule ist 1,0 Meter hoch und besteht aus Sandstein vom Hochwald.
Der Bau der Säule kostete damals 155 Mark.


Ursprünglich bildete eine nicht mehr vorhandene Sandsteinplatte den oberen Abschluss.
Durch den Überbau mit einer hölzernen Signalpyramide war dieser Punkt früher weithin sichtbar.


Der Aufbau der Stationen II. Ordnung erfolgte von Osten nach Westen.
Deshalb war die Station Strassberg auf dem Aussichtspunkt Fuchskanzel einer der frühzeitig errichteten Vermessungspfeiler der Königlich Sächsischen Triangulirung.


Die vorgelagerten Felsen


Blick nach Norden


Leider ist die Sicht durch die Bäume eingeschränkt, wie hier nach Nordosten.


Im Osten wird der Ausblick durch den Lindenberg (Sedlecky Spicak, 544 Meter) begrenzt.


Auf dem Geländer befindet sich eine vereiste Tafel zur Orientierung.


Das Königsholz (Sonnenhübel, 470 Meter)


Kraftwerk Turow


Leider war keine Fernsicht, dafür entschädigte eine großartige Winterlandschaft.


Jemand hat die im Sommer sehr beliebte Sitzbank an der Fuchskanzel gefunden.


Der Rückweg ist im Winter auf der gleichen Strecke zu empfehlen.


Ein Felsen am Wege
Der unbedeutende bewaldete Gipfel vom Strassberg liegt etwa 200 Meter südwestlich von der Fuchskanzel und ist mit 538 Metern auch nur 7 Meter höher.


Auf dem Rückweg kann man den Winter genießen.





Hier geht es entlang.




Zurück auf der großen Wiese kann man noch ein Stück dem Skiwanderweg Zittauer Gebirge in Richtung Löwenbuche (Lvi buk) folgen.


Wegen Borkenkäfern wurden große Flächen abgeholzt. Dadurch ergeben sich ganz neue Ausblicke.


So kann man von hier den Pfaffenstein (Popova skala, 565 Meter) sehen.


Auf dem Rückweg hatte sich die Sicht zum Hochwald (749 Meter) deutlich gebessert.


Die Hochwaldbaude


Der Aussichtsturm auf dem Hochwald


Vom Parkplatz kann man nach Oybin oder in eine der angegebenen Richtungen fahren.
Bleibt zu hoffen, dass die Grenze zu Tschechien bald wieder ohne Corona-Einschränkungen passierbar ist.

Anhang:

Der Text auf der Infotafel am Waldrand

 

Historische Triangulationssäule Strassberg

- ein geschütztes Kulturdenkmal

 

Die Vermessungsstation wurde im Mai 1865 auf dem Strassberg bei Lückendorf errichtet. Von der Stadtgemeinde Zittau erwarb man dafür bereits im Oktober 1664 ein Baurecht. Die auf einem isolierten Sandsteinfelsen gegründete Station aus Sandstein vom Hochwalde besteht, im Gegensatz zu anderen Stationen, nur aus dem 1,0 m hohen Pfeiler. Dessen Oberfläche war ursprünglich mit einer Sandsteinplatte geschützt. Eine hölzerne Signalpyramide machte den Punkt weithin sichtbar. Dar Bau wurde unter Leitung von Prof. Nagels Assistenten Friedrich Robert Helmert ausgeführt und kostete 155 Mark.

Die Station Strassberg auf der heute „Fuchskanzel“ genannten Aussichtsplattform gehört zu den frühzeitig

 errichteten Vermessungspfeilern der Königlich Sächsischen Triangulirung, da der Aufbau der Stationen II. Classe von Osten nach Westen erfolgte. Der ehemalige Festpunkt der Landesvermessung war über Jahrzehnte ein Bezugspunkt für örtliche Detailvermessungen und Kartenherstellungen. Die Restaurierung der Säule wurde von Christian Kürzel aus Niederoybin initiiert, vom Zittauer Forstbetrieb und der Naturparkverwaltung Zittauer Gebirge gefördert und durch den Zittauer Steinmetz Roland Fribolin 2014 ausgeführt.

Gradmessung und Triangulierung im Königreich Sachsen

Bei der Landesvermessung 1862 bis 1890 wurden zwei Dreiecksnetze geschaffen, das Netz für die Gradmessung im Königreich Sachsen (Netz I. Classe) mit 36 Punkten und die Königlich Sächsische Triangulirung (Netz II. Classe) mit 122 Punkten. Damit verfügte Sachsen auf dem Gebiet der Landesvermessung über eines der modernsten Lagenetze in Deutschland. Für den Maßstab der beiden Netze wurde bei Großenhain eine knapp 9 km lange Basislinie gemessen. Im restaurierten Basishaus bei Quersa erinnert ein kleines Museum an diese Arbeiten. Neben der Triangulation erfolgten auch astronomische Messungen zur Orientierung des Dreiecksnetzes und es wurde ein erstes Landesnivellement zur Bestimmung von Höhenfestpunkten ausgeführt.
Die Mitteleuropäische Gradmessung wurde schon bald durch den Beitritt von vielen Staaten zur Internationalen Erdmessung erweitert, die eine der ersten wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt war.

Die vielfältigere Nutzung von geodätischen Festpunkten und Fortschritt in den Messtechnologien in der Mitte des 20. Jahrhunderts erforderten die Schaffung von neuen, besser zugänglichen Trigonometrischen Punkten. Diese waren während der Vermessung oft mit hölzernen Hochsignalen überbaut. Historische Vermessungssäulen verloren damit ihre praktische Bedeutung. In der Gegenwart sind dreidimensionale Koordinatenbestimmungen mit satellitengestützten Navigationssystemen, wie dem GPS, in hoher Genauigkeit und in kürzester Zeit an fast jedem Ort möglich.

Christian August Nagel

geb.:    17.05.1821 in Grünberg
gest.:   23.10.1903 in Dresden

Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften u. a. bei Prof. Andreas Schubert, wurde August Nagel der erste ordentliche Lehrer (1852) und Professor (1858) für Geodäsie an der Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule in Dresden. Es war der maßgebliche Gestalter der Gradmessung im Königreich Sachsen und Initiator und praktischer Betreuer bedeutender geodätischer Projekte, wie der Königlich Sächsischen Triangulierung, der Vermessung des Erzgebirgischen Kohlebassins oder der Stadtvermessungen von Dresden und Leipzig. Ab 1888 war er gleichzeitig Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger.


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