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Samstag, 24. September 2011

Informationsquellen für den ernsthaften Amateurastronomen



Auch in der Astronomie gilt – wer viel liest, ist klar im Vorteil. Und heute, im Zeitalter des Internets, ist nichts leichter, als an Informationen zu gelangen, für deren Erlangung man früher mühselig Universitätsbibliotheken aufsuchen mußte. Heute reicht es vielfach, den heimischen Computer einzuschalten und eine Verbindung mit dem weltweiten Netz herzustellen. Das ersetzt natürlich nicht ein systematisches Lernen von Dingen, die man beherrschen möchte. Für zukünftige „Astronomen“ betrifft das Mathematik, Physik und die englische Sprache. Und auch für den ernsthaften Liebhaberastronomen ist es von Vorteil, wenn man von diesen Fächern einige Grundlagen verinnerlicht hat.

Der Umgang mit dem World Wide Web stellt mittlerweile eine eigene Kulturtechnik dar, die gerade junge Leute meist recht gut beherrschen. Nutzt man sie mit Verstand, dann kann man sehr viel über die Welt erfahren und auch viel dabei lernen.

In diesem Beitrag können nur ein paar wenige Anregungen gegeben werden. Zu groß ist das Angebot an Webseiten mit astronomischem Inhalt. Aber wer die genannten „Kulturtechniken“ kennt, wird mit Google und Co. meist die Informationen finden, die er gerade benötigt.

Wer gern rechnet oder viel rechnen muß und dafür Ausgangsdaten benötigt, sollte sich unbedingt die etwas außergewöhnliche „Wissensmaschine“ Wolfram Alpha anschauen:


Es lohnt sich auf jeden Fall, die in dessen Hilfe aufgelisteten Beispiele durchzugehen, um das Prinzip und die Leistungsfähigkeit dieses Werkzeuges zu erkennen und um es effektiv nutzen zu können. Besonders auch die Fähigkeit der Umrechnung von physikalischen Einheiten ist oft eine große Hilfe. Wer ein Tablet-PC besitzt, sollte einen Blick auf die Wolfram-Alpha-Apps werfen. Sie kosten nur wenige Euro und erlauben einen komfortablen Zugriff auf die Kapazitäten dieser faktenbasierten „Wissensmaschine“. Für „Erklärungen“ in epischer Form ist jedoch Wolfram-Alpha weniger geeignet. Trotz Schwächen ist die Wikipedia (in der deutschen und englischen Ausgabe, die man immer zusammen benutzen sollte) dafür weitaus besser geeignet.

Das Wissen der Menschheit steckt in Büchern. Google hat damit begonnen, diesen Schatz zu heben (zu digitalisieren) und (zumindest die, welche mittlerweile gemeinfrei sind) für jedermann über das Internet zugänglich zu machen. Ein Blick in Google Books lohnt sich immer:


(neuerdings auch über die Hauptsuchseite von Google über die linke Randfunktion „Bücher“ erreichbar).
Beachten Sie, daß auch viele neue Bücher bereits digitalisiert vorliegen, aber in Google Books nur teilweise angezeigt werden (Modus „Vorschau und vollständige Ansicht“). Vielfach reichen die angezeigten Seiten aus, um das momentane Informations­bedürfnis zu stillen oder um die Entscheidung über die Zweckmäßigkeit eines Erwerbs über den Buchhandel voranzubringen. Und wie gesagt, Google Books enthält wahre Perlen - insbesondere für den an Astronomiegeschichte interessierten Leser. Geben Sie einfach einmal "Johannes Kepler" in das Suchfeld ein und wählen Sie vollständige Ansicht. Die hier aufgelisteten Bücher können Sie nicht nur am Bildschirm lesen, sondern auch als PDF’s herunterladen und ausdrucken...

Wenn wir gerade bei Google sind, darf auf keinem Fall Google Scholar vergessen werden:


Damit können mühelos wissenschaftliche Artikel (zumindest jedoch deren Abstracts) gefunden werden. Von vielen gibt es PDF-Dokumente, die man herunterladen und ausdrucken kann. Die hier zugängliche Informationsfülle ist atemberaubend und erspart einen oftmals den Gang in eine gut ausgestattete Universitätsbibliothek.

Vielen ist unbekannt, daß es für eine Anzahl von Fachzeitschriften sogenannte Nationallizenzen gibt, auf die man auf Antrag Zugriff auf ältere Jahrgänge erhält. In unserem Zusammenhang betrifft das z.B. die Zeitschrift „Nature“, in der viele Review- und Forschungsartikel zu astronomischen und astrophysikalischen Themen veröffentlicht sind. Deutsche Staatsangehörige können über diese Webseite


einen (ansonsten kostenlosen) Zugriff darauf beantragen.

Fast jedes Fachjournal hat mittlerweile eine eigene Webseite, wo ausgewählte Artikel gelesen werden können und wo zusätzliches Informationsmaterial zur Verfügung gestellt wird. An dieser Stelle sollen nur ein paar wenige Beispiele genannt werden, die insbesondere für Liebhaberastronomen von Interesse sein könnten:

Sterne und Weltraum

Spektrum der Wissenschaft

und ihr amerikanischer Pendant Scientific American

Sky and Telescope

Bei dieser Zeitschrift sollte man sich auf jeden Fall den Newsletter bestellen, wenn man zeitnah über neue astronomische Ereignisse und Entdeckungen per E-Mail informiert werden möchte.

Kostenlos als PDF-Zeitschrift erhält man den ESO-Messenger

Sehr interessant sind auch folgende Zeitschriften, in deren Archiven einzelne Artikel frei zugänglich sind:

Mercury

Astronomy now

Interstellarum – Die Zeitschrift für praktische Astronomie

Möchte man Astronomie auf hohem fachlichem Niveau verstehen oder sogar betreiben, dann kommt man nicht umhin, wissenschaftliche Fachpublikationen zu studieren. Für viele Zwecke helfen oftmals schon Abstracts (d.h. kurze Zusammenfassungen) weiter. Ein wichtiger Ausgangspunkt zur Recherche ist der Journal Query Page for the Astronomy database des ADS Abstract Services:


Und wenn man sich ganz aktuell über neueste Entwicklungen in der astronomischen (oder physikalischen oder mathematischen) Forschung im Laufenden halten möchte (noch bevor diese Erkenntnisse in internationale Fachpublikationen eingeflossen sind), dann kommt man um arXiv.org


nicht herum. Für diejenigen, die ein Tablet-PC ihr Eigen nennen, gibt es spezielle Apps (z.B. arXiv Droid für Android-Tablets) für den Zugriff. Aber Achtung. Jeden Tag kommen Hunderte neue Artikel hinzu. Ein Kurs für „Rationelles Lesen“ kann zur Bewältigung der Informationsflut von Nutzen sein:


Und hier querbeet noch ein paar Links auf Seiten, die in Form von blogähnlichen Einträgen täglich über neue Forschungsergebnisse auf mehr populärwissenschaftlichem Niveau berichten:

Scienceticker Astro

Space Daily

Scinexx

Es gibt natürlich noch viel mehr. Aber wofür gibt es Google?


Auch sogenannte Blogs haben sich zu einer gern genutzten Informationsquelle entwickelt. Und jeder ist eingeladen, selbst einen Blog zu betreiben (Wordpress und Blogspot machen es einfach). Hier sollen nur exemplarisch die Blogs, die unter „KosmoLogs“ gelistet sind, genannt werden. Sie werden in der Regel von Fachwissenschaftlern, Doktoranden oder Wissenschaftsjournalisten betrieben und erfreuen sich einer großen Publizität:


Und hier noch ein paar Beispiele:

Astrodicticum simplex des Astrophysikers Prof. Freistetter

Bad Astronomy

PhysikBlog

Auch der Autor betreibt einen Blog, in dem u.a. regelmäßig auch astronomische Beiträge erscheinen:

Auf Google Blogs kann man übrigens gezielt nach Beiträgen suchen:


Um sich schnell in ein Wissensgebiet einzuarbeiten, werden an Universitäten und Hochschulen seit alters her Vorlesungen und Kolloquien angeboten. Wenn man sich dafür interessiert (und sich aus vielerlei Gründen nicht an einer Hochschule einschreiben kann), dann bietet auch hier das Internet unerschöpfliches Material. Mit ein wenig Suchen findet man von vielen Vorlesungen Skripte, die frei zugänglich sind, z.B. im SkriptWeb:


Aber auch Vorlesungen selbst, aufgenommen mit Videokameras, tauchen immer mehr im Netz auf. Insbesondere die großen amerikanischen Universitäten wie Stanford oder MIT sind in dieser Hinsicht als vorbildlich zu benennen. Sie belegen jeweils eigene Kanäle in Youtube, wo man sich Vorlesungen zu allen möglichen Wissensgebieten ansehen und anhören kann. Wo hat man sonst Gelegenheit, von solchen Koryphäen wie Leonhard Susskind Physik zu lernen?

(Die mitgeschnittenen Vorlesungen finden Sie unter Playlists).

Die frei zugänglichen Vorlesungen, die am MIT gehalten wurden, finden Sie hier (auch unter Playlists):


Aber auch deutsche Universitäten veröffentlichen mehr und mehr ihre Vorlesungen. Ein Vorreiter ist die Universität Tübingen, die auf ihrem „Tübinger Multimedia-Server“ TIMMS schon eine sehr große Sammlung zusammengetragen hat:


In Bezug auf Astronomie sei hier besonders die Einführungs­vorlesung des Winter- und Sommersemesters 2008/2009 empfohlen, die man im Verzeichnis der mathematisch-naturwissen­schaftlichen Fakultät (Menüpunkt „Browsen“) findet. Unter „Themen“ bekommt man u.a. Zugriff auf die Ringvorlesung „Die Enträtselung des Universums“ im Rahmen des Studium Generale (2007/2008). Und auch die Keplervorlesung von 2008, gehalten von Riccardo Giacconi (Nobelpreisträger 2002) sollte man sich nicht entgehen lassen. Und als meinen Geheimtip möchte ich noch sehr die Vorlesungen der Kinderuniversität empfehlen - auch wenn sie nicht von Astronomie handeln.


Ein weiteres, internationales Projekt, Wissen für jedermann zugänglich zu machen, verfolgt Free University Lectures, in dem sie entsprechende Ressourcen (Videos, Skripte, Tonmitschnitte) ins Netz stellt. Darunter auich viel Material zu physikalischen und astronomischen Themen:


Kommen wir jetzt von den „Wissensquellen“ zu den „Ressourcen“, also zu den Webseiten, auf denen man Bilder, Beobach­tungsdaten, Zusammenstellungen, Kataloge und Zahlenmaterial finden kann.

Eine der größten Astronomischen Datensammlungen gibt es im Centre de Donnees astronomiques de Strasbourg:


Das ist eine der ultimativen Datenquellen für den ernsthaften (Liebhaber-) Astronomen. Hinter der bescheidenen Nutzerober­fläche verbergen sich so mächtige Werkzeuge wie die Datenbank für astronomische Objekte Simbad oder der interaktiven Sternatlas Aladin. Dazu eine riesige Zahl von Katalogen und Datenbanken (z.B. dem General Catalogue of Variable Stars). Auch auf eine Vielzahl von Literaturquellen kann von dieser Seite aus zugegriffen werden. So z.B. auf die für Veränderlichenbeobachter nicht uninteressanten BAV-Rundbriefe (BAV – Berliner Arbeitsgemein­schaft der Veränderlichenbeobachter). Aber schauen Sie selbst. Eine Einarbeitung in die angebotenen Tools kann sich durchaus auszahlen.

Bilder über astronomische Objekte gibt es im Internet in großer Zahl. Hier soll nur das Hubble Heritage Project Erwähnung finden:


Und natürlich darf das „Bild des Tages“ nicht vergessen werden:


Wer sich für die Sonne und für „Weltraumwetter“ interessiert, für denjenigen ist die Seite


einfach ein Muß. Hier kann man auch an einem verregneten Tag nachschauen, ob es Flecken auf der Sonne gibt oder nicht.

Kommen wir jetzt zu Sternatlanten. Auch in dieser Beziehung hat das Web einige echte Perlen zu bieten. Bei Google Earth, welches man sich von folgender Seite herunterladen kann


kann man seit einiger Zeit nicht nur auf die Erde, sondern auch in den Kosmos „zoomen“. Einfach mal ausprobieren.

Das Konkurrenzprodukt dazu ist Windows WorldWide Telescope, welches man sowohl im Browser als auch als standalone-Variante nutzen kann. Die entsprechenden Clients können von folgender Seite heruntergeladen werden:


Es stellt quasi ein Virtuelles Observatorium at home dar. Es lohnt sich vorher die auf der Webseite zugänglichen Demos (Tour's) anzuschauen, um einen kleinen Eindruck von diesem großartigen Stück Software zu erhalten.

Digitale Bilder mit wissenschaftlichem Anspruch können auf der Seite


per Dialog gewonnen und als Bild im GIF- oder dem in der Astronomie üblichen FITS-Format heruntergeladen werden. Dabei sind Bildausschnitte von maximal einem Quadratgrad möglich. Unter anderem steht hier der berühmte, mit dem Oschin-Schmidt­spiegel in verschiedenen Spektralbereichen aufgenommene und nun digitalisiert vorliegende Mount Palomar Sky Survey (POOS) der Allgemeinheit zur Verfügung.

Unmengen von Bildern und Meßwerten haben Raumsonden gewonnen. Fast alle sind mittlerweile irgendwie über das World Wide Web zugänglich gemacht worden (soweit es um amerikanische und z.T. europäische Sonden handelt). Legendär ist die vollständige Erfassung der Marsoberfläche durch die beiden Viking-Orbiter Ende der Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die damals gewonnenen Aufnahmen hat Google zu einem großartigen interaktiven Marsatlas verarbeitet:


Damit kann man nun von zu Hause aus selbst Marsforschung betreiben. Wenn man wissen möchte, was die Satelliten und Rover Tag für Tag so auf dem Mars treiben, dann gibt es auch dafür neben den Homepages der einzelnen Marsmissionen spezielle Webseiten wie z.B.


Die größte Ressource an Bildmaterial von Raumsonden und Weltraumteleskopen stellt die NASA Image-Bibliothek zur Verfügung:


Dort werden nicht nur „Bilder“ gezeigt, sondern auch gleich ausführliche Erklärungen darüber mitgeliefert, was darauf zu sehen ist. Wer für eine Veröffentlichung oder für einen Vortrag astronomisches Bildmaterial benötigt, wird hier mit Sicherheit fündig.

Zum Abschluß soll noch auf eine weitere Form der Kommunikation unter Gleichgesinnten hingewiesen werden, die uns das Internet-Zeitalter beschert hat – die sogenannten Diskussionsforen. Hier kann man Fragen stellen und auf Antworten hoffen oder selbst Antworten geben. Hier können sich ganze Diskussionsstränge entwickeln, die zu neuen Einsichten verhelfen und einen anregen sich mit Fragen zu beschäftigen, auf die man selbst nie gekommen wäre. Auch kann man an diesen Stellen seine Beobachtungen und die dabei erbrachten Ergebnisse, seien es Himmelsaufnahmen, Lichtkurven von Veränderlichen oder andere interessante Dinge mit anderen Menschen, die die gleichen Interessen frönen, teilen. Auch dazu ein paar wenige Links:

Diskussionsforen auf Astronomie.de

AstroNews

NetPhysik

Also alles im allen genug Material, um seine Freizeit nützlich zu verbringen.




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