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Montag, 17. März 2014

Wanderung um den Grünberg (Zelený vrch) im Lausitzer Gebirge


Als man um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Bedeutung des Lausitzer Gebirges für den sich entwickelnden Tourismus erkannte, bemühten sich lokale Gebirgsvereine intensiv um die Förderung dieses Anliegens. So wurden zahlreiche Wanderwege angelegt, Aussichtspunkte eingerichtet und man kümmerte sich um die Pflege der Kulturlandschaft mit den hier vorhandenen zahlreichen Wegkreuzen, Kapellen, Felsreliefs und Bauden.

Einer der bekanntesten und wirkungsreichsten Vereine war der in Böhmisch Leipa (Česká Lípa) ansässige Nordböhmische Excursions-Club (NEC), gegründet 1878, in dem sich wohlhabende kultur- und naturgeschichtlich interessierte Bürger zusammen fanden. Zu den führenden Vereinsmitgliedern gehörte auch Anton Amand Paudler (1844-1905), der sich um die heimatkundliche Erforschung Nordböhmens verdient gemacht hat und einige bekannte Schriften zu diesem Thema veröffentlichte. Sein bekanntestes Buch dürfte 'Der neue Kammweg vom Jeschken zum Rosenberge' sein. Der NEC veröffentlichte periodisch seine Mitteilungen, die heute von antiquarischem Wert sind. Im Jahre 1915 wurde der NEC in Nordböhmischer Verein für Heimatforschung und Wanderpflege umbenannt und wirkte bis zum Jahre 1938. Da sich dieser Verein der deutschsprachigen Kulturförderung verpflichtet fühlte, entstand parallel dazu 1928 der Verein Český muzejní spolek pro kraj Českolipský (Tschechischer Museumsverein für den Kreis Česká Lípa).

Liest man die Schriften von Paudler, die ich sprachlich und inhaltlich sehr schätze, so muss man aber auch auf die sehr nationalistisch geprägte Denk- und Sprachweise achten, auf tschechischer Seite dürfte das nicht anders gewesen sein. Wen wundert es bei so national erhitzter Gesinnung der Volksgruppen, wie die Sache 1945 ausging. Eine Folge davon war unter anderem, daß altes Kulturgut in den kommenden Jahren zerstört wurde, verfiel oder zumindest nicht mehr gepflegt wurde. Religiöse Stätten waren davon besonders betroffen. Seit der politischen Wende 1989 hat endlich wieder ein neuer Geist Einzug gehalten und so wurde auf tschechischer Seite Beachtliches geleistet. Auf unserer heutigen Tour werden wir davon einiges zu sehen bekommen.

Wir starten in Großmergthal (Mařenice), wandern entlang des Hammerbachs (Údolí Hamerského potoka), schlagen die Richtung nach Hoffnung ein und steigen vorbei am Rabenstein (Křížová věž) hinauf zum Knespelberg (Knespelův vrch), wo uns heute die erste herrliche Aussicht erwartet. Weiter geht es zum Grünberg. Auf einer Felsnadel am nördlichen Hang wurde 1905 durch den Zwickauer Bergverein anlässlich des 100. Geburtstag von Fr. v. Schiller eine Aussichtsplattform, die Schiller-Warte, hergerichtet. Von der Schankwirtschaft, die hier stand, sind die Fundamente nur noch zu erahnen.

Das nächste Ziel ist der Hohlstein (Duty Kamen). Wählt man den in der Karte blau markierten Weg um den Grünberg herum, zeigt sich westlich über der Stadt Zwickau (Cvikov) stolz der Kleis (Klic) und im Süden der Urteilsberg (Ortel). An der südlichen Flanke des Grünberg treffen wir ein altes Felstheater, welches früher vom Zwickauer Theater-Dillettantenverein bespielt wurde und heute leider mit unschönen Schriftzügen verunstaltet ist. Weiter oben dann auf einem Felsen, oberhalb von Kleingrün (Drnovec), die Reste einer Gaststätte (ehemaliges Schweizer Haus). Kaum zu glauben, dass hier ein Ausschank erfolgte. Wer würde heute da noch anliefern und vor allem, wer würde da hinauf klettern um zu picheln ?

Ein Stück von Kleingrün entfernt zieht sich ein steil nach beiden Seiten abfallender Felsenkamm südlich hinaus in die Landschaft, der Hohlstein. Felsnadeln und ein Basaltdurchbruch wachsen entlang des Pfades in die Höhe. Am Ende des Weges wurde eine Treppe durch das Gestein auf den Breiten Stein (Široký kámen) getrieben, von hier tolle Aussicht (wieder mal !) auf Urteilsberg, Kleis und Grünberg.

Der Rückweg führt uns durch die Felsen bei Kunnersdorf (Kunratické skály). Da, wo sich das kleine Tal öffnet, treffen wir an malerischer Stelle auf eine kleine Felskapelle, die 1834 hier aus dem Stein gemeiselt wurde und noch gut erhalten ist. Damit nicht genug, bei den Dreihäusern (Třídomí) befinden sich zwei Felsaltäre, die ein wenig im Wald versteckt sind, was vielleicht ganz gut so ist. Wer fit ist, kann am Ende der Tour noch die neu hergerichtete Kapelle auf dem Kalvarienberg bei Großmergthal besichtigen, aber auch ohne diesen Abstecher ist diese Wanderung ausgesprochen erlebnisreich. 




Am Hammerbach hat in lauschiger Umgebung wieder eine Gaststätte geöffnet


Die Felsnadel des Rabensteins


Blick von der Aussicht am Knespelberg


Die Schillerwarte mit ihren Aussichten zu Hochwald und Lausche




Blick vom Grünberg über Zwickau zum Kleis


Freilichttheater am Grünberg


Pfad über den Hohlstein mit der steinernen Bank Karolinenruh (Karolínin odpočinek) 


Orgelpfeifenstein (Varhany)


Der Hohlstein, nach ihm benennt sich der ganze Kamm




Aussichten zum Urteilsberg und über Zwickau hinweg zum Kleis




Hohlweg von Kleingrün zu den Kunnersdorfer Felsen


Die Felskapelle in den Kunnersdorfer Felsen


n einem Seitental verbirgt sich die Waltrohöhle


Felsaltäre nahe des Ortsteil Dreihäuser



Da hat einer Glück gehabt


Die Kapelle auf dem Kalvarienberg bei Großmergthal


In Stein gehauene Ruhebank auf dem Kalvarienberg


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