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Dienstag, 23. März 2021

Wanderung zu Finkenberg und Mönchsberg bei Seifhennerdorf

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Geplante Ziele dieser Wanderung sind in Wirklichkeit der Große Stein (Goethekopf) und der Warnsdorfer Spitzberg (Varnsdorfský Špičák). Da diese Berge schon mehrfach Gegenstand unserer Schilderungen waren, richten wir die Aufmerksamkeit auf den am Wege liegenden Finkenberg und den Mönchsberg. Ausgangspunkt unserer Tour ist Spitzkunnersdorf, zunächst mit dem Ziel des Sprungschanzenareals am Forstenberg. Der aussichtsreiche Standort kommt jenen unserer Wanderfreunde entgegen, die grundsätzlich auf ein 2. Frühstück bestehen, weil Bank, Tisch und Ausblick hier gleichermaßen vorhanden sind (nebst Schwimmbecken mit Sprungturm, wenn es vom Eise befreit ist).

Durch die Waldungen am Forstenberg, die aufgrund des Schädlingsbefalls stark dezimiert wurden, nehmen wir Kurs auf den Warnsdorfer Spitzberg. An die von der Forsttechnik geschundenen Wege haben wir uns nun langsam schon gewöhnt, bloß, dass jetzt, nachdem der Frost aus dem Boden gewichen ist, der Zustand der Waldwege besonders schlecht ist. Auch am Spitzberg ist der Harvester im Einsatz, so dass nicht überall dort durchzukommen ist, wo wir uns das eigentlich gedacht haben. Der Spitzberg ist als Aussichtsberg immer eine gute Adresse, selbst in Corona-Zeiten.

Nördl. von Warnsdorf u. in die Spitze hineingeschoben, welche die Landesgrenze daselbst bildet, liegt, einem mächtigen Vorposten gleich, der Spitzberg (539 m, mit großer, geräumiger, 1906 neu erb. Gastw.). Ein bewaldeter Phonolithkegel, dessen mit zerstreut liegenden Blöcken bedeckter Gipfel von den obersten Häusern des III. Bezirkes in 20 Min. bequem zu erreichen ist. Auf dem Spitzberg knüpft manche Sage an. Ruhebänke an verschiedenen Punkten dienen zum Genusse der prächtigen Fernsicht; auch die Giebelfenster der zweistöckigen Gastw.“ (Franz Hantschel, 1907)

Vom Spitzberg genießt man eine wunderbare Aussicht über das in einem Talkesssel gelegene Warnsdorf, eingerahmt vom Höhenzeug des Lausitzer Gebirges. Die etwas unterhalb des Gipfels gelegene Aussicht Skalka na Špičáku gibt die Aussicht frei bis zum Jeschken. Der ganze östliche und nördliche Sektor Richtung Oberlausitz wird durch den Wald behindert. Die Vision von einem neuen Aussichtsturm, der dieses Panorama erschließen würde und zumindest auf dem Papier schon weit fortgeschritten war, scheint derzeit ausgeträumt. An die einst gut besuchte Gaststätte erinnern selbstredend nur noch hässliche Ruinen.

Nach langer Zeit wieder einmal böhmische Luft geschnuppert zu haben, tat zumindest der Seele gut. Wir begeben uns nun gemäß unserer Pendenzenliste (um es mal mit einem Fremdwort zu sagen [im Deutschen heißt das profan ausgedrückt To-Do-List]) in Richtung Finkenberg. Dabei stellt sich heraus, dass die Lagen rund um den Berg herum genial für eine mittägliche Rast sind. Es böte sich nun an, von hier direkt zu dem auf Sichtweite liegenden Großen Stein zu laufen. Da müsste man aber die nassen Äcker überqueren, außerdem entginge uns die Erfahrung, den Mönchsberg an der Ortslage von Seifhennersdorf wenigstens einmal tangiert zu haben. Nachdem dies getan, geht es nun tatsächlich zum Großen Stein, von dessen Dach unser Goethe seit mehreren millionen Jahren zum Himmel schaut. Sein steinernes Haupt lagert hier unmittelbar am Gipfel. Der Große Stein ist bereits hinreichend gewürdigt, so dass nur noch eine kleine Episode zu erzählen bleibt. Im Angesicht nämlich von des Dichters Nischel fallen doch tatsächlich einem Wanderfreund ein paar Zeilen aus Goethes Faust ein und zwar nicht, wie man bei dem frühlingshaften Wetter erwarten würde, Verse aus dem Osterspaziergang. Nein, eine Szene aus dem Studierzimmer ist es, der wir nun lauschen dürfen (wer hat das schon sonst noch auswendig drauf?). Da heißt es:


Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich Dich schon unbedingt.

Na, klingelt da was bei dem einen oder anderen? Die Wanderfreunde haben nun auf dem Rückweg nach Spitzkunnersdorf genug gedankliche Nahrung, um hinter den tieferen Sinn dieser Botschaft zu kommen.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Kirche zu Spitzkunnersdorf



Skisprunganlage mit kleinem Sprungturm



Wanderweg in zeitgemäßem Zustand




Kleine Blockhalde am Gipfel des Warnsdorfer Spitzberges und Reste der ehemaligen Gastwirtschaft


Aussichten vom Finkenberg






Man kann kommen wann man will, unser Dichterfürst scheint nicht zu altern und setzt jedes mal dieselbe Mine auf


Schnappschüsse im Umfeld des Großen Steines













Ein paar ältere Aufnahmen vom Warnsdorfer Spitzberg




Schnappschüsse auf der Heimfahrt vom Schloss in Hainewalde



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