Im Jahre 1895 zählte Amand Paudler in Warnsdorf (Varnsdorf) 18.386 Einwohner, das waren circa 3.000 Einwohner mehr als 2015 und er schreibt weiter 'Warnsdorf galt durch lange Zeit als größtes „Dorf“ des Böhmerlandes und war stolz auf diese Stellung. Endlich aber wurde es doch zur Stadt erhoben, wobei auch die altherkömmlichen Namen Altwarnsdorf, Neuwarnsdorf Altfranzensthal, Karlsdorf und Floriansdorf sämmtlich in dem einen Namen „Warnsdorf“ aufgingen.
Schon im vorigen Jahrhundert hatte die Textilindustrie in Warnsdorf eine Hauptpflegestätte gefunden, und in neuerer Zeit ist die Zahl der Fabrikschlote nicht etwa leicht zu zählen, weshalb man auch von Warnsdorf gar nicht selten wie von einem nordböhmischen „Manchester“ zu reden pflegt'.
Nun ist Manchester in der Zeit der Industrialisierung nicht unbedingt das Sinnbild landschaftlicher oder städtischer Schönheit, insofern steht Warndorf dem in nichts nach. Die Industriebauten mit ihren Schloten sind nicht gerade das Aushängeschild der Region, so dass man ziemlich schnell das Weite sucht auf dem Weg in die umliegenden Gebirgsgegenden. Es mag sein, dass mir daher auch der Warnsdorfer Spitzberg (Špičák) bisher verborgen geblieben ist. Vollkommen zu unrecht, wie ich mich eines besseren belehren lassen musste. Der Berg grenzt unmittelbar an die deutsch-tschechische Grenze zwischen Spitzkunnersdorf und Großschönau. Von der Wald-Wirtschaft 'Forsthaus' lässt er sich leicht erreichen.
Unternehmerische Wirtsleute erkannten die geschäftsgünstige Lage des Gipfels. So wurde 1898 ein Schankrecht für die dortige Baude erteilt. Nach Bränden wurde die Restauration zweimal wieder aufgebaut, bis sie 1950 für den Publikumsverkehr gesperrt wurde, da sie im Grenzgebiet lag und als Unterkunft für Grenzsoldaten diente. Später brannte sie 'rein zufällig' erneut ab. Von da ab überließ man die Ruine ihrem Schicksal. An den Resten des Gebäudes kann man ablesen, dass es sich um ein stattliches Objekt gehandelt haben muss. Alte Ansichtskarten vermitteln einen Eindruck davon.
Der Berg verfügt über einen Doppelgipfel, einer etwas unterhalb des Hauptgipfels seitlich vom Wege. Von beiden Felsblöcken genießt man in westliche bzw. südliche Richtung einen Ausblick, für den sich der Aufstieg lohnt. Idyllisch ist auch der Panoramablick von den weiten Wiesen am Waldrand unterhalb des Gipfels. Heute präsentiert sich das Umland leider einmal wieder im Dunst, aber man kann ja durchaus noch ein paar schönere Bilder nachreichen.
Noch eine kleine Episode gefällig? Zwischen Warnsdorf und Seifhennersdorf befand sich vor der Wende lange Zeit der einzige offizielle Grenzübergang der Region für Fahrzeuge nach Tschechien. Als wir Anfang 1990 den Grenzübergang passieren wollten, stand vor uns einsam und allein ein PKW in der Reihe, die Schranke oben und kein Grenzpolizist weit und breit. Zugegebenermaßen haben wir ihn nach einiger Zeit aufdringlich zur Weiterfahrt gedrängt. Das war dem gelernten DDR-Bürger nicht ganz geheuer. Er fuhr ein Stück voraus, machte für uns die Spur frei, um sich anschließend wieder auf deutscher Seite anzustellen. Und wenn er nicht gestorben ist, steht er vielleicht heute noch dort …
An der Waldgrenze des Spitzberges finden wir schöne Wohnlagen
Auf den Wiesen unterhalb des Spitzberggipfels, unterhalb der Burgsberg (Hrádek)
Auf dem Hauptgipfel des Spitzbergs
Die Reste der ehemaligen Baude
Auf dem Nebengipfel des Spitzbergs, im Hintergrund der Breiteberg
an der Sattlerwiese
Tollenstein (Tolštejn)
und
Tannenberg (Jedlová) im Abendlicht
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