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Montag, 26. August 2024

Wanderung auf dem schönsten Weg der Daubaer Schweiz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Die Kürung des Pfades zum schönsten Wanderweg der Daubaer Schweiz ist natürlich subjektiv, aber in der Wandergruppe unumstritten. Wir sind diesen Weg bereits einmal gegangen und haben uns sofort in ihn verliebt. Der Berg Ratsch (Rač) ist an seinen Flanken von steilen Sandsteinbastionen umgeben, die zum Bukholzer (Bukovec) Tal abfallen. Entlang dieser Felsgalerie mäandert der Weg. In Medonost (Medonosy) begeben wir uns auf die Tour.

Der Ort liegt an beiden Seiten des durch seine vielen Windungen ausgezeichneten Thales, in welches viele Seitenthäler, wenn sie als solche genannt werden dürfen, einmünden. Von den hiedurch gebildeten Bergvorsprüngen hat man schöne Aussichtspunkte über einzelne Thalpartien, und obwohl hier keine hohen Berge genannt werden können, so entlohnt doch eine Anhöhe „Spitzberg" ihrem Besucher reichlich die kleine Mühe des Ersteigens, denn eine Landschaft, vom Klumer oder Maschwitzer Berge bis an die Bergzüge des Mittelgebirges und bis zum Bösig reichend, liegt zu unseren Füßen. Ein Holzgerüst, von Anton Veith errichtet, welches 23 m hoch war und aus dieser Anhöhe sich erhob, leider aber im Jahre 1868 durch den Sturmwind niedergerissen wurde, ermöglichte eine Fernsicht bis Prag. Dieser Hügel besteht aus Basalt, welcher hier aus dem sonst beherrschenden Sandstein isoliert hervortritt; an den Thalabhängen tritt meist der Kalkstein zutage. …

Die Umgebung des Dorfes Medonost bildet in der hier etwas breiteren Ausbildung des Thalbeckens eine der interessanteren Partien der durch ihre wildromantische Schönheit bekannten „Libocher Gründe“, welche nach einer etwa halbstündigen Entfernung bei dem Dorfe Bukholz in den imposanten, über einander geschichteten und in einem Halbkreise vortretenden Sandsteinfelsen ihren Glanzpunkt erreichen, …“ („Der politische Bezirk Dauba“, Friedrich Bernau, 1888)

Dieser imposante Halbkreis von Sandsteinfelsen ist unser heutiges Ziel, aber erst am Ende der Tour. Wir wandern zunächst hinauf zum sehr hübschen alten Bauerndorfe Neu Wosnalitz (Nové Osinalice). Die Dorfform ist für das Gebiet der Daubaer Schweiz ungewöhnlich: die Gehöfte reihen sich sehr gleichmäßig beiderseits der Dorfstraße auf. Man zählt dabei eine Vielzahl gepflegter Bauten. (https://www.flickr.com/photos/147756367@N08/48012754641)

Der Sommer ist die richtige Zeit für eine Wanderung in dieser Gegend, denn jetzt blühen in voller Pracht die Blumen in den Gärten der schmucken Grundstücke. Am unteren Ende des Dorfes zweigt unauffällig ein schmaler Pfad ab, der vorbei an schönen Felsen ins Wosnalitzer Tal hinab führt. Es ist einer jener romantischen Hohlwege, die normalerweise den Charakter der Daubaer Schweiz mit bestimmen. Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass an der Erhaltung dieser Wege niemand mehr Interesse zu haben scheint. Er ist stellenweise so verwachsen und durch gefallene Bäume versperrt, dass wir uns quer durch den Wald den Weg bahnen müssen. Die Vision, in Wosnalitz (Osinalice) noch ein Bierchen schnasseln zu können, hat sich schnell erledigt. Das marode Gebäude, aus dem ein alter Zausel noch vor zwei Jahren Getränke feil bot, ist dem Verfall ausgesetzt. Machen wir uns also auf zum Wosnalitzer Sattel, von wo es nicht mehr weit zum Eintritt in das Felsentheater ist. Der Weg ist nicht markiert, man sieht aber unweit des Hauptweges einen gemeißelten Eingang zu einer Felsbehausung, da geht es lang.

Der weitere Weg entlang des Felsenkranzes ist einfach zum Genießen. Weitgehend frei von Hindernissen schlängelt sich der Weg  entlang der Felswände einerseits und andererseits entlang der ins Tal abgehenden Schluchten. Er umkurvt dabei so manches Riff, um danach wieder die Richtung zu wechseln. Am einigen Stellen wurden von Bergsteigern kleine Rastplätze angelegt. Schon komfortabler ist eine kleine Hütte, in der sich auch Platz zum Übernachten findet, gerade auch der geeignete Ort für eine längere Rast. Oberhalb der Felsen am Ratschberg, kurz vor Erreichen des markierten Wanderweges, befindet sich an der Abbruchkante eine natürliche Aussichtsplattform mit Wanderastplatz, die man nicht verpassen sollte. Der nun folgende Abstieg führt vorbei an den Resten der ehemaligen „Ratschburg“ (Pusty zamek), die in luftiger Höhe auf einem Felsgebilde angelegt war, der Aufstieg ist mit ein wenig Klettern möglich.

Mit diesem Namen [Ratschburg] wird eine ober der Buckholzer Mühle an der rechten Thalseite sich erhebende pittoreske Felspartie bezeichnet, deren abgerundete Kuppe von colossalen Sandsteinfeilern schon aus ziemlicher Entfernung in die Augen fällt. Auf dieser Kuppe nun ist eine alte Burgstelle erkennbar, welche dem Volke kurzweg als „wüstes Schloß" bekannt und als solches auch auf der Generalstabskarte bezeichnet ist. Von der erwähnten Mühle bringt ein ziemlich steiler Pfad den Besucher bis an den F. der malerischen Felskupppe. welche eigentlich aus zwei Gruppen riesenhafter Sandsteinpfeiler besteht, die durch eine mehrere Meter breite Schlucht von einander getrennt sind. Sonst sind die beiden Gruppen von mehreren engen Felsspalten durchzogen, welche allenfalls einem geübten Kletterer die Gelegenheit zur Besteigung des einstigen Burgraumes bieten. Der ehemals wohl nur für Fußgänger bestimmte Zugang führte von weiteren gegen Osten sich senkendem Felsen auf einen über die künstlich erweiterte Schlucht gelegtem Steg zur Burg hinan; die betreffende Stelle ist an dem eigens zugehauenen Felsen noch gut erkennbar. Aus der ersten südöstlichen Felsenkuppe findet man außer einigen Vertiefungen, über welchen sich Holzbauten erhoben, auch eine runde Cisterne. Eine Fallbrücke führte von dieser Kuppe auf die andere, nordwestlich (gegen die Mühle zu) gelegene, wo ebenfalls drei in Felsen gehauene Vertiefungen bemerkbar sind; hier mag sich einst die freilich äußerst beschränkte Hauptburg, auf der anderen Kuppe dagegen die Vorburg erhoben haben. Dass diese ganze Burganlage nur aus Holz und Schrotwänden bestand, wird durch die zahlreichen Balkeneinschnitte hinlänglich erwiesen. Von Mörtel oder Schutt findet sich hier keine Spur. Von der Höhe dieser zwar kleinen, jedoch festen und unersteiglichen Burg, welche wegen der bis zum östlich aufsteigenden Plateau massenhaft angehäuften Sandsteinblöcke r Berittene kaum zugänglich gewesen sein mag, eröffnet sich eine weite und reizende Aussicht sowohl in das Thal hinab, als in die entferntere Umgebung.“ („Der politische Bezirk Dauba“, Friedrich Bernau, 1888)

Kurzes Sammeln nach der Besichtigung der Burg und ab geht es ins Tal hinunter, als plötzlich dem Autor dieser Zeilen eine feuchte Wurzel zum Verhängnis wurde. Ein kurzes Knacken im Fuß – und die Tour findet nach Fraktur des Sprunggelenkes ein jähes Ende. Der eingangs erwähnte Spitzberg (Újezdský Špičák) auf der anderen Talseite rückt in sehr weite Ferne. Der Leserschaft wird es sicher plausibel sein, dass die Wanderberichterstattung nun auf unbestimmte Zeit ein Ende findet, zumindest solange, bis die Füße wieder tragen. Das kann dauern.


Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.



Kirche des Hl. Jakobus in Medonost


Dorfansichten von Neu Wosnalitz


















Stille, aber leider ziemlich verwilderte Täler bei Wosnalitz






Wosnalitz



Bei dieser Höhle beginnt der Parcour durch das herrliche Felsenrund

Einer der schönsten Wanderwege der Daubaer Schweiz schlängelt sich entlang der Felsen der Libocher Gründe

























Aussicht auf dem Ratschberg




Am „Wüsten Schloss“ , der Ratschburg