Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Eingebettet zwischen zwei sonnigen Tagen breitet sich ein Tiefdruckausläufer aus, und das an einem Wandertag! Also wird die geplante „Schauinsland-Tour“ durch eine Wanderung ersetzt, die nicht unbedingt auf umwerfende Aussichten setzt. Wir wandern also zum Hackelsberg (Sokol), Bestandteil des Kreibitzer Gebirges.
„Unter dieser Bezeichnung soll die Reihe von Bergen zu verstehen sein, welche östlich in der Gegend der Bahnstation Tannenberg beginnt und sich in westlicher Richtung bis zum Kaltenberge fortsetzt, an seiner Südseite von dem Thale der Kamnitz und den darin liegenden Orten Falkenau, Hillemühl und Kamnitz begrenzt, nördlicherseits von dem Kreibitzer Thale mit den Orten Schönfeld, Kreibitz, Kaltenbach und Rennersdorf umgeben wird. Dieses Gebirge besteht meist aus gutabgegrenzten scharf markirten Kuppen und Kegeln, unter welchen der Reihe nach von Osten her die hervorragendsten mit den Namen Mittelberg, großer Eibenberg (686 m), Hackelsberg, kleiner Eibenberg, Schindelhengstberg, großer Ahrenberg (705 m), Himpelberg, kleiner Ahrenberg, Auberg und Kaltenberg (731 m) belegt worden sind.
Dieser Theil unseres Gebirges ist landschaftlich so schön aufgebaut und zeigt so reiche und wirkungsvolle Abwechslung an Formen und Gruppirungen, dass er schon von den Eisenbahnreisenden, welche die Strecke Kreibtz- Neudörfel-Tannenberg oder Ebersdorf-Kamnitz befahren, mit besonderer Aufmerksamkeit in's Auge gefasst wird. Einen viel erhöhteren Genuss hat natürlich der Tourist und Naturfreund, welcher dieses Stück Erde zu Fuß durchwandern und dessen Naturreize eingehend betrachten kann.“ (August Weise, Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs, 1889)
Dieser Hackelsberg fehlt uns noch bei den Gipfelerstürmungen des Kreibitzer Gebirges, ebenso Bestandteil des Lausitzer Gebirges wie beispielsweise auch das Zittauer Gebirge. Am Nachmittag müssen wir mit Regen rechnen. Aber wie das Leben so spielt, es nieselt bereits, als wir in Hillemühl (Mlyn) starten (und hört den ganzen Tag über nicht auf). Wir wandern zunächst zu den Bielewasserfällen (Bělský-), aus denen es bestenfalls ein wenig tröpfelt, passieren dabei eine an geheimem Platz gelegen Höhle (Felsüberhang Fialka) am Südosthang des Großen Ahrenbergs (Javor), die von Naturburschen auch zum Bofen genutzt wird (darin ist es schön trocken) und setzen unsere Wanderung fort bis zum Bielsteich (Bělský rybník), an welchem sich gerade die Kröten beim Liebesspiel ausleben. Kurze Rast mit Einstimmung auf die Erstürmung des Hackelsberges.
„Sein länglich kegelförmiger Gipfel ist zum Teil mit Gesteinsschutt bedeckt und mit einem schütteren Buchenwald mit Ahornbeimischung bewachsen. Der Gipfelkamm endet an seinem Nordostende in einem Felsvorsprung, die Aussicht von ihm ist aber durch hochgewachsene Bäume beeinträchtigt.“ (luzicke-hory.cz)
Der vermeintliche Pfad von der Nordseite zum Gipfel ist nicht wirklich vorhanden. Durch steiles Gelände geht es über Stock uns Stein hinauf. Mehr als eine Gipfelmarkierung ist nicht zu finden. Die Kuppe ist mit schönem Buchenbestand besiedelt. Für den Rückweg auf der Südseite findet sich dann ein einigermaßen passabel begehbarer Weg. An einem Kahlschlag bietet sich ein schöner Blick über das Kittlitzer Tal. Ziel ist nun das Hostinec Kytlice, wo aber aufgrund unseres ziemlich späten Erscheinens fast alle Speisen ausverkauft sind, aber die Bedienung besitzt eine positive Ausstrahlung, so dass allgemeine Zufriedenheit herrscht. Die Sorge, dass auch das Koselbier zur Neige gehen könnte ist unbegründet und es sei angemerkt, dass die einfachen Gerichte wie Utopenec, Topinky und Tlacenka im Tagesangebot von ausgesprochen leckerer Natur waren.
Auf dem Rückweg wandern wir durch die Ortslage von Kittlitz (Kytlice), über die sich hübsche Fachwerkhäuser locker verteilen. Man hätte sich dafür besseres Wetter verdient, denn es ist eine sehr reizvolle Gegend. Belohnt werden wir jedoch durch den Anblick einer kleiner Herde von Hirschkühen, die sich völlig unbeschwert zwischen den Häusern aufhält, wo die Tiere eine Raufe mit Futter finden.
In der vergeblichen Hoffnung, dass sich der Nebel sich noch auflöst, wandern wir hinauf zum Schäferberg (Ovčácký vrch), dessen Lehnen wunderbare Aussichten bereithalten. Unsere Mühen werde heute leider nicht belohnt. Bleibt nur noch ein der Stimmung entsprechend trübsinniger Abstieg nach Falkenau.
Anmerkung: das Eingangsbild mit dem Hackelsberg in der Sonne stammt natürlich aus besseren Tagen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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