Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Wir haben Großes vor. Wir wandern heute in einer Gegend des sehr abwechslungsreichen Lausitzer Gebirges. Außer Forstleuten wird man kaum jemanden treffen. An der Kreuzbuche (Křížový buk) am Pass zwischen Großem und Kleinen Ahrenberg (Malý Javorník) stellen wir die PKW ab. Was ist näher liegend, als zunächst dem Großen Ahrenberg (Javor) einen Besuch abzustatten. Letzterer (wahrscheinlich aus ,,Ahornberg" entstanden) ist ein bewaldeter Bergkegel , der an seiner Ostseite von hohen und steilen Basaltfelsen begrenzt wird. Von den vorspringenden Felsbastionen gibt es stellenweise Aussichten auf die Berge der Umgebung. Der Wunsch, den Berg zu ersteigen, ergab sich daraus, dass bei allen bisherigen Begehungen schlechte Sichtverhältnisse herrschten; wie nicht anders zu erwarten, leider auch heute. Aber immerhin haben wir einen neuen, allerdings sehr steilen Zugang zum Gipfel ausgekundschaftet. Trotz diesiger Verhältnisse verleitet uns die idyllische Aussicht an dem niedrigeren Nebengipfel des Ahrenberges zu einer längeren Rast. Anlass ist die romantische Kulisse der aus dem Dunst hervortretenden Berge des östlichen Lausitzer Gebirges.
Nächstes Ziel ist der überraschend große Biels- oder Pilzteich (Bělský rybník), der 1833 aufgegeben und erst 2009 wieder hergerichtet wurde. Der weitere Weg führt uns von hier zum Waldtheater von Hillemühl (Mlýny). Wir bestaunen die Arbeit eines Forstarbeiters, der gekonnt mit einem Rückepferd schwere Stämme aus unwegsamem Gelände heraus holt. Das fordert Mensch und Tier einiges an Kraft und Konzentration ab.
Originell erscheint das kleine Waldtheater inmitten einer Felslandschaft unweit von Hillemühl. Das Theater wurde 1931 eröffnet und musste 1940 auf Betreiben der Nazis schließen. Erst nach 1989 erinnerten sich Enthusiasten an dieses musische Kleinod und begannen dieses zu reanimieren. Aushänge künden davon, dass das Theater bis heute bespielt wird. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass es einerseits Darsteller bedarf, die das nötige Engagement aufbringen und andererseits ein Publikum, welches die angebotenen Programme annimmt.
Mit großen Erwartungen machen wir uns auf den Weg zu den Bielsfällen (Bělské vodopády); es gibt davon eine große und eine kleine Version. Hätten wir uns vorher ordentlich belesen, wäre uns bekannt gewesen, das die Wasserfälle im Sommer austrocknen, im Winter aber bilden sich an den Felsen interessante Eispanzer. Wenigstens die Felswand des großen Wasserfalls war ein wenig feucht und glitzerte in der Sonne. Monumentales hingegen erlebt man beim Wasserfall des Wiesenwassers (Luční potok). Ca. 50 Schritte seitab von der Straße, die von Hillemühl zur Kreuzbuche führt, verzweigt ein Weg zu diesem Wasserfall.
„Derselbe befindet sich mitten in prächtiger Waldung am steil abfallenden Westhange des gr. Ahrenberges u. wird vom Wiesenwasser gebildet, das unter der Kreuzbuche entspringt u. auch Fallwasser heißt, weil es wenigstens 10 mal gezwungen ist, ganz beträchtliche Sprünge über hohe Felsen zu machen. Der Hauptfall ist ungefähr 10 m h. u. setzt sich unterhalb noch ebenso weit in Abstufungen fort; er verdient hohe Beachtung, da er nicht bloß der einzige in der ganzen Gegend ist, sondern auch anderen, oft vielgenannten in den deutschen Mittelgebirgen, an Großartigkeit nicht nachsteht. Stufen leiten auf die Wand hinauf, über welche das Wasser stürzt. Einige Schritte abseits davon sind 2 Ruhesitze hergerichtet, welche einen hübschen Ausblick auf die große stille Waldung gewähren.“ (Dr. Franz Hantschel)
Nun zu den Fischbergen. Wer nach den Fischbergen (Velký/Malý Rybí vrch) fahndet, wird möglicherweise so ohne weiteres nicht fündig. Denn sie heißen heute Silberberg (Stříbrný vrch) und Goldberg (Zlatý vrch).
„Der Goldberg steht nicht einsam, sondern hat in der Nähe noch ein Geschwister. Beide zusammen heißen „Fischberge". Die Hasler Fischberge haben uns in unserer Jugend viel Spaß gemacht. Doch habe ich keinen derselben jemals besucht oder bestiegen. Und doch soll einer derselben, wie ich im Jahre l902 in Prag erfuhr, herrliche Basaltsäulen besitzen, die erst neuerlich durch einen kleinen Erdrutsch entblößt worden sein sollen. Wenn sich diese Sache, wie ich glaube, bestätigt, dann werde ich auch, wie es sich gebührt, den Gewährsmann namhaft machen. Doch gestehe ich, daß einige Hasler, die ich sprach, weder vom Erdrutsch noch von den schönen Säulen ein Wissen haben wollten.“ (Paudler, „Der neue Kammweg vom Jeschken zum Rosenberge“)
Die überdimensionalen orgelartigen Basaltsäulen des Goldberg werden den meisten bekannt sein, der Silberberg eher nicht. Sein kreuzbekrönter Gipfel befindet sich nur knapp 300 m vom Goldberg entfernt. Man sieht ihn aber nur, wenn man davor steht. Nach Süden fällt das Gelände zur Sohle eines ehemals mächtigen Steinbruchs ab. Der Gipfelfels erinnert mit seinen Zacken an den Silberstein (Stříbrník) bei Seifersdorf (Žibřidice). Von diesem Felsgrat bietet sich eine großartige Aussicht zu den Höhen des westlichen Lausitzer Gebirges, des Böhmischen Mittelgebirges und der Böhmischen Schweiz. Vom Sattel zwischen Silber- und Goldberg überschaut man schön das Dorf Hasel (Liska), welches sich an das Gehänge des Kaltenbergs (Studenec) schmiegt.
Der Rückweg führt uns vorbei an der riesigen Basaltwand des Goldbergs. Normalerweise könnte man nun auf direktem Weg den rot markierten Wanderweg zurück zur Kreuzbuche gehen. Wir entscheiden uns jedoch für den Aufstieg zum Kaltenbergsattel und laufen über die herrlichen Wiesen auf dem Plateau um den Kleinen Ahrenberg herum, um von dort auf einem alten Forstweg den Abstieg zu beginnen. Damit endet eine Wanderung, die garantiert nicht dem Reservoir der üblichen Wanderführer entlehnt ist.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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