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Freitag, 11. April 2025

Wanderung zum Nosberg bei Böhmisch Kamnitz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Eine aussichtsreiche Tour war angekündigt. Regen bei der Hinfahrt zum Startpunkt in Johnsbach, stellenweise ist im Nebel die Sichtweite bei ca. 50 m, worauf haben wir uns eingelassen? Geplant ist eine Wanderung zum Vogelberg (Ptáčník) bei Böhmisch Kamnitz und zum Huttenberg (Strážiště).

Den Vogelberg besuchten wir bereits vor etlichen Jahren, verbunden mit einer Gewalttour von 25 km. Heute backen wir kleinere Brötchen. Wir beginnen mit unserer Tour in Johnsbach (Janská).

Der ziemlich unscheinbare Vogelberg wurde von Amand Paudler als erquickender Aussichtsberg gelobt, trotz seiner bescheidenen Höhe von 353 m. Und tatsächlich genießt der Wanderer von seinem Gipfel herrliche Aussichten zum Böhmischen Mittelgebirge, dem Lausitzer Gebirge und der Böhmischen Schweiz, insbesondere zum stolz aufragenden Rosenberg. Und nicht nur theoretisch, sondern ganz real, denn der Nebel hat sich aufgelöst. Besondere Erinnerungen an eine frühere Wanderung werden wach durch den Blick hinüber nach Markersdorf, wo sich die herrlich sanierte Kirche zeigt. Von dort starteten wir damals die herrliche Tour zu den Basaltkuppen der Umgebung (siehe hier).

Zum Gipfel des Vogelbergs führt kein Weg, man läuft einfach über Wiesen dem Gipfel entgegen. Um so erstaunlicher ist es, dass auf dem Gipfel ein Wanderrastplatz mit einer Überdachung eingerichtet ist. Der weitere Weg führt uns nach Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice). Um das Laufen auf der Straße zu vermeiden, haben wir uns einen Weg ausgesucht, der an dem Kamnitzbach entlang führt. Auf der Karte ist der Weg leider nicht durchgängig eingezeichnet. Was soll das? Was das soll, merken wir dann spätestens, als wir durch die Klamm wandern. Zunächst ist die Flussaue von malerischen Felsen gesäumt. Dann endet der Pfad aus unserer Richtung kommend plötzlich an einem Felsen, der in den Fluss hineinragt. Hier muss geklettert werden, der eine oder andere bedankt sich artigst für die Hilfestellung, die von den Vorderleuten durch sicherndes Handreichen gewährt wird.

Mit 22 Wanderfreunden dürfte es schwierig werden, in einer Kneipe Platz zu finden. Aber Tüchtige werden natürlich belohnt. Die kleine, am Wege liegende Gaststätte U Slunce hat dank eines nicht sichtbaren Anbaus ein ordentliches Fassungsvermögen und die Bedienung ist aufmerksam und freundlich trotz des unerwarteten Teutoneneinfalls.

In Kamnitz hatten wir eigentlich einen Besuch der Wallfahrtskapelle Mariä Geburt geplant, deren Öffnungszeiten aber nicht zu unserer Zeiteinteilung passen.

Ein umfangreicher Kuppelbau nebst Kreuzgängen, der 1736 begonnen, am 5. Sept. 1739 eingeweiht, aber erst 1763 vollendet wurde. Den Zugang besäumt eine 1813 angelegte Linden-Allee. Sie bildet seit der in den Jahren 1883 bis 1885. durch den Fabriks- u. Herrschaftsbesitzer Franz Preidl v. Hassenbrunn in splendidester Weise durchgeführten Ren. ein künstlerisches Schaustück, Das Innere der Kapelle ist bis hoch in die Kuppel hinauf mit kunstvoll ausgeführten, aus dem Leben u. Wirken der Gottesmutter entnommenen bildlichen Darstellungen al fresco geschmückt; sämtl. Fenster (teils figuralisch, teils Teppich) sind Glasgemälde von vorzügl. Durchhrung; der Hauptaltar steht merkwürdiger Weise in der Mitte der Kirche, so daß auf allen vier Seiten Messe gelesen werden kann (er wurde 1746 von dem in Prag lebenden Bildbauer Josef Klein aus Schluckenau gefertigt); auf ihm befindet sich eine (1680 von den, Zittauer Bildhauer Christ. Ullrich geschnitzte) Marienstatue, die nach mancherlei sagenhaften Schicksalen am 1. Septetmber 1739 hieher übertragen wurde u. seitdem die Kapelle zu einer berühmten Wallfahrtstätte gemacht hat. Die Sakristei birgt ein Meßgewand aus d. 17. Jahrh. ein Meisterwerk der Kunststickerei, der Kreuzgang einen schmiedeeisernen Kerzenständer aus d. 16. Jahrh.“ (Hantschel)

Dann noch einen Blick auf die astronomische Uhr geworfen.

Von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends wandeln nun wieder zu jeder vollen Stunde die zwölf Apostel vor dem Zifferblatt an der grasgrünen Hausfassade umher. Die Figuren eines Skeletts und eines Ritters läuten dazu mit einem Glöckchen. ...

„Die Inspiration war die Astronomische Uhr in Prag. Wir wollten [laut Bürgermeister Jan Papajanovský] das Ganze neu gestalten, aber regionale Materialien verwenden – also Metall und Glas. Letztlich sind Messing und gläserne Elemente mit eingebrannten Malereien zum Einsatz gekommen.“

Die Uhr und das Figurenspiel stammen ursprünglich aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. Angebracht und angefertigt wurde das Ensemble 1920 von Adolf Eiselt.

„Er war hier Uhrmacher, und dieser Hingucker war ein geschickter Marketingzug von ihm. Denn in dem Fenster darunter befand sich die Auslage mit seinen Produkten““ (Radio Prag)

Den Vogelberg und den Huttenberg, das letzte Ziel der Wanderung, kannten wir schon. Also sind wir auf der Suche nach Unbekanntem. Da bietet sich ein Abstecher zum Nosberg (Velká hůrka) an, eine kleine Erhebung, die aus einer Hochfläche aufragt, die sich zwischen Johnsbach und Kunnersdorf (Kunratice) erstreckt. Direkter Nachbar des Nosbergs ist der mächtigere Ottenberg (Větrný vrch), ein Aussichtsberg par excellence, auf dem wir so manche Stunde verbrachten und die herrlichen Fernsichten von seinen Lehnen genossen. An der Flanke des Nosbergs finden wir ein windgeschütztes Plätzchen, an dem sich ähnliche, wenn auch nicht ganz so umfassende Ausblicke bieten.

Bleibt der Rückweg nach Johnsbach, der uns unterhalb des Huttenberggipfels entlang führt. Bei jedem Besuch dieser Gegend drängt sich zwangsläufig eine Pause auf, weil man nicht anders kann, als in Ruhe die sich hier bietende Aussicht zu genießen, je nach Standort zu den Bergen des Lausitzer Gebirges oder des Böhmischen Mittelgebirges. Und das bei makellosen Sichtverhältnissen, die sich im Laufe des Tages eingestellt haben. Das sich am Huttenberg Gämsen aufhalten können, war uns bekannt, dass aber seelenruhig eine Herde von ca. 30 Tieren hier auf den Wiesen ziemlich unbeeindruckt vor unseren Augen weidet, das war zu guter Letzt dann noch ein schönes und unerwartetes Erlebnis.

Gut gelaunt geht es die letzten zwei Kilometer hinab zu unserem Ausgangspunkt in Johnsbach.



Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Auf- und Abstieg am Vogelberg







In der Klamm des Kamnitzbachs











Wallfahrtskapelle Mariä Geburt







Die Nolde



Wegekreuz und Nepomukstatue in Kunnersdorf




Schöne Aussichten von Nosberg und Huttenberg





Der Ottenberg






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