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Montag, 2. Dezember 2019

Vom Wolfs- zum Rauchberg und retoure

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Zwei ziemlich abgewetzte Vulkankegel erheben sich über dem Böhmischen Niederland, der Wolfsberg (Vlčí hora) bei Zeidler (Brtníky) und der Rauchberg (Dymník) bei Rumburg (Rumburk). Mir schien es reizvoll, diese beiden Landmarken einmal durch eine Wanderung zu verknüpfen. Erstens kann man darauf spekulieren, dass wenigsten einer der Aussichtstürme, die beide Gipfel bekrönen, geöffnet hat. Zweitens trifft dies auch für die am Wege liegenden Gaststätten zu, die sich jeweils am Fuß der Gipfel finden lassen (in Wolfsberg/OT Gärten). 

Wir starten also in Zeidler und wählen den Einstieg über die dortige Kalvarie:

In dem Winkel, welchen die Strassen von Zeidler nach Schönlinde u. über Herrenwalde (l5 M.) nach Warnsdorf bilden, ist der teilweise bewaldete Kreuzberg (445 m) eingeschoben. Im J. 1768 wurde daselbst eine Kapelle zur hl. Dreifaltigkeit u. 1801 ein zu derselben führender Kreuzweg err.. Früher stand eine Windmühle da, weshalb auch der Name ,,Mühlberg''; 1778 warfen die Österreicher hier eine Schanze auf. Hinter derselben führt geradeaus ein Weg in 30 Min. auf die Wolfsbergspitze.“ (Dr. Hantschel)

In der Tat ist der Gipfel des Wolfsberg auf diesem Wege recht schnell erreicht. Wir erfreuen uns an schönstem Herbstwetter, so dass der Aufstieg zum Turm leicht vonstatten geht, zumal die zu erwartende Aussicht von demselben vorzüglich ist. Allein - der Turm ist verschlossen und trotz der versprochenen Öffnung lässt sich kein Turmwart blicken. Schade, jedoch das angenehme Spätsommerwetter verscheucht flugs den Gram darüber.

Über den Wolfsberg verläuft der Naturpfad „Köglerweg“. Was ist also näher liegend, als dem gepflegten Anwesen Rudolf Köglers in Gärten (Zahrady) einen Besuch abzustatten, obwohl wir wissen, dass in der jetzigen Jahreszeit ein Besuch des geologischen Gartens nicht möglich ist. 

Weiter geht es zum Rauchberg. Wir sind mit 18 Personen unterwegs und wollen doch einmal testen, wie die Restauration darauf reagiert. Die machen zwar Augen, weil wir nicht angemeldet sind, lassen sich das Geschäft aber nicht entgehen (Das war nicht immer so). Die ursprüngliche Gastwirtschaft wurde bereits 1895 feierlich eröffnet. Von deren Terrasse genießt man einen wunderbaren Blick auf Rumburg und Umgebung, besser natürlich vom Aussichtsturm auf dem Rauchberg, der ist tatsächlich geöffnet.

Um jedoch die Ausschau zu einer vollständig freien, vom Walde unbehinderten zu machen, ließ Rentner Aug. Wenschuch aus Rumburg durch den dortigen Baumeister Jos. Hampel einen 15 m h. steinernen Aussichtsturm aus eigenen Mitteln errichten, der am 27. September 1896 eröffnet wurde u. nach dem Stifter „Augustturm“ benannt ist, wie eine Gedenktafel besagt.“ (Dr. Hantschel)

Wir verabschieden uns vom Rauchberg und kreuzen das mystische Stelenfeld auf der Hochfläche unterhalb des Gipfels. Ausführliche Informationen darüber gibt es hier, wissenswert dazu ist vielleicht noch, dass die verwendeten Granitblöcke ursprünglich die Rinne des Dorfbaches in St. Georgental (Jiřetín pod Jedlovou) bedeckten. 

Auf unserem Rückweg erleben wir das Böhmische Niederland, wie es Amand Paudler sehr treffend als von „Thalmulden durchfurchtes Hochland“ charakterisierte. Wir durchwandern das weitläufige Tal bei Alt Ehrenberg (Staré Křečany), im Gegenanstieg geht es wieder hinauf in das Waldgebiet um den Lichtenberg (Světlý kopec). Der Weg führt hier durch solch ein muldenartiges Wiesental. Gebüsch und Baumgruppen verbreiten sich weitläufig über das hängige Grasland und vereinzelt sehen wir Teichkolben im sumpfigen Gelände. Hin und wieder ist ein Koppeldraht zu übersteigen. Im darüber gelegenen Wald ist Pilzsaison. Ein überdimensionierter Steinpilz - schön fest und nicht madig - steht mutterseelenallein und unübersehbar am Wegrand. 

Ein Stück des Weges weiter treffen wir auf die hier angelegten Wohngrundstücke von Neuehrenberg (Nové Křečany). Die Bewohner genießen zwei Privilegien: die einer wunderbaren Aussicht über das Niederland bis zu den Höhen des Lausitzer Gebirges sowie ein Areal am Rande des Dorfes, auf dem vorzügliche Rotkappen gedeihen. Nahliegend über dem Tal erhebt sich der Wolfsberg. Damit schließt sich schon bald unsere heutige Runde. 

Ein letzter Blick auf die Mandauquelle. Nichts erinnert hier mehr an den Wanderrastplatz, den ein Irrsinniger zerstört und abgeräumt hat. Die Stadt Rumburg, die sich eine wohlwollende Klärung der Angelegenheit zur Aufgabe gemacht hatte, scheint bisher nicht zum Zuge gekommen zu sein.

Von der Mandauquelle zum Ausgangspunkt unserer Wanderung in Zeidler ist es nicht mehr fern. 

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.     




Auf dem Kapellenberg bei Zeidler






Auf dem Weg zum Wolfsberg









Im Dorf Wolfsberg



Aussichtsturm auf dem Rauchberg und Stelenfeld ebenda





Landschaft um Altehrenberg







Landschaft um Neuehrenberg






Was vom Wanderrastplatz „Mandauquelle“ übrig blieb




1 Kommentar:

  1. Nähe der Heimat, geht bei nahezu jeden Wetter. Schade, dass es den Gasthof auf dem Wolfsberg nicht mehr gibt. Wundervolle Bilder.

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