Mittwoch, 4. September 2013

Wanderung zum Rauchberg (bei Rumburg, Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Vor den Toren der Stadt Rumburg (Rumburk) liegt recht unscheinbar der Rauchberg (Dymnik). Ob seiner Lage ist er beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen und auch der Nachbarn aus Deutschland. Vor allem auch wegen der unterhalb des Gipfels gelegenen Gaststätte. Man kann mit dem Auto vorfahren. Das ist jedoch nicht unsere Absicht und so starten wir unsere Wandertour in Schönborn (Studanka), denn auf dem Weg von hier zum Rauchberg gibt es noch andere sehenswerte Ziele, bei denen mit Sicherheit kein Massenandrang herrscht.

Da wäre zunächst der Lichtenteich (Svetlik). Der früher hier befindliche gleichnamige Ort Lichtenberg ist bis auf wenige Häuser verschwunden. Der Teich ist heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Unweit des Ufers gefällt eine alte holländische Windmühle, die sich in Privatbesitz befindet und von den Eigentümern liebevoll wieder hergerichtet wurde. Es ist heute windig und so hat der 'Müller' die Technik in Betrieb genommen. Das sieht man nicht alle Tage.

Eine landschaftliche Attraktion erschließt sich uns kurz hinter dem Lichtenteich. Als Berg kaum auszumachen erhebt sich der langgezogene Lichtenberg (Světlický vrch). Der Gipfel ist weitläufig von Weideland umgeben. Von hier oben wird uns eine überwältigende Aussicht auf die Teichstädter Teichlandschaft sowie auf die Bergwelt des Lausitzer Gebirges beschert (Panorama siehe hier...). Wem diese Aussicht nicht genügt, der kann Petružalkas Felsen (Petružálkova skála) besteigen und den Horizont etwas höher legen. Es handelt sich dabei um einen Basaltfelsen, der aus dem Gipfel des Lichtenbergs empor wächst. Auf den Lichtenberg führen nur einige undeutlich erkennbare Pfade von Obergrund (Horní Podluží) herauf. Wir schlagen nun die Richtung nach Schönlinde (Krasna Lipa) ein und müssen uns auf unser Gefühl verlassen, um den nächsten Weganschluß zu finden. Bis dahin geht es querfeldein über die Weiden (in der Karte blau markiert).

In Schönlinde gehen wir über den Friedhof. Die Grabmale künden davon, daß im 19. Jahrhundert der Ort ein florierender Industriestandort war, der der Bevölkerung zu einigem Wohlstand verholfen hat. Davon ist, wie auch in anderen Orten der Grenzregion nicht viel übrig geblieben. Um so erfreulicher ist es, daß man das Ortszentrum wieder zu beleben versucht hat. In Schönlinde befindet sich auch das Verwaltungszentrum des Nationalparks Böhmische Schweiz mit einem angeschlossenen Informationszentrum. Ein gepflegter Stadtpark ist auch entstanden.

Nach ein paar Kilometern sind wir am Rauchberg, auf dessen Gipfel ein Aussichtsturm steht. Wie eingangs erwähnt, ist viel Volk auf den Beinen. Die wenigsten schaffen es bis zum Aussichtsturm, sondern befüllen das Lokal, mit der Folge, dass wir selbst heute nicht bedient werden. Vielleicht entsprechen wir in unserer Wanderkluft nicht dem hier üblichen Dresscode. Gut, wenn man Vorräte im Rucksack hat. Um so größere Begeisterung ruft in uns der Ausblick vom Turm selbst hervor. Nur von der Plattform kann man über die Wipfel der Bäume schauen. Der 360° Rundblick ist famos, denn die Staffel der Höhenzüge ist geschickt aufgestellt, so dass sich spektakuläre Durchblicke ergeben. Natürlich spielt dabei auch die Sicht eine Rolle. So zeigt sich heute das ferne Hohe Rad (Vysoké Kolo) im Riesengebirge und auch der Milleschauer (Milešovka) ist zu sehen, der nicht einmal auf den vorhandenen Orientierungstafeln vermerkt ist.

Erwähnenswert ist noch das Monumentenfeld unterhalb des Rauchbergipfels, dessen Sinn sich uns noch nicht ganz erschlossen hat. Wer das Bedürfnis in sich spürt, Stonehenge auf der britischen Insel zu besuchen, dem sei empfohlen, zunächst einmal zum Rauchberg zu kommen und zu schauen, ob damit die Wißbegier bereits gestillt ist.

Auf dem Weg zurück nach Schönborn reicht die Zeit noch für einen Abstecher zur Quelle der Kirnitzsch (Křínice). Der Besuch ist keine Sensation, aber eine Referenz an den wilden Bergfluß, der schon einige Kilometer weiter das wildromantische Kirnitzschtal durchströmt.

In Schönborn gehen wir noch kurz zum Schanzenberg (Valy), um noch einmal einen abendlichen Blick auf die Höhenzüge des Lausitzer Gebirges zu werfen. Der Begriff Schanzenberg leitet sich vermutlich von den Befestigungsanlagen ab, welche die Schweden unter Wrangel hier im 30-jährigen Krieg errichtet hatten, als sie ihren vernichtenden Angriff auf die Burg Tollenstein (Tolštejn) führten.



Wegekreuz an der Lichtenberger Mühle




Die Lichtenberger Mühle


Der Lichtenteich


Blick vom Lichtenberg zum Tollenstein und Friedrichsberg (Bouřný)


Blick vom Lichtenberg zum Tannenberg (Jedlová) und Großen Eibenberg (Velká Tisová)


Blick vom Lichtenberg zum Bernsdorfer Teich (Velký rybník) und Plissenberg (Plešivec)



Vom Petružalkas Felsen kann man den Horizont erweitern


Blick von den Weiden am Lichtenberg zum Tannenberg


Die Kirche von Schönlinde



Klein Stonehenge am Rauchberg


Der Turm des Rauchberges steht auf Basaltfelsen


Die Sicht vom Turm des Rauchberg ist grandios, durch die Scheiben etwas getrübt


Der Rauchberg ist unscheinbar


Der Wolfsberg (Vlčí hora) hingegen tritt deutlch hervor


Auf dem Weg zurück nach Schönborn


Blick vom Schanzenberg zur Kirche Schönborn, im Hintergrund der Richterberg bei Seifhennersdorf


Ich hätte auch noch etwas zu meckern...

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