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Freitag, 6. Dezember 2019

Wanderung zwischen Ringelshain und Deutsch Gabel

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Wanderung sollte eigentlich keine größeren Überraschungen mit sich bringen. Die Gegend ist bekannt. Aber so blöd, wie es kommen kann, lässt es sich manchmal gar nicht denken.

Ohne Ambitionen auf wesentlich neue Eindrücke begeben wir uns also bei etwas diesigem Herbstwetter von Ringelshain (Rynoltice) über Neusorge (Nová Starost) in Richtung Johnswald (Janovický les). Das schöne Panorama des Lausitzer Gebirges, welches sich oberhalb von Neusorge zeigt, ist heute entsprechend getrübt. Der Ort selbst ist seiner Lage und der schönen Grundstücke am Rande des Johnswaldes wegen immer ein Hingucker.

Der Johnswald ist ein großer Forst, der sich stundenweit zwischen Schönbach, Seifersdorf, Johnsdorf, Ringelshain-Neusorge und Pankraz ausbreitet und von so viel Wegen kreuz und quer durchschnitten wird, daß sich darin schon mancher bei hellichtem Tage verirrt hat. Seit der Markierung der Wege von Schönbach nach Ringelshain und Johnsdorf ist aber ein Verirren darin weniger zu befürchten.“ (Mittheilungen des deutschen Gebirgsvereins für das Jeschken- und Isergebirge, 1906)

Der Johnswald ist von Tälern durchzogen, die kleinere Berge und Hügel umstreichen. Hier finden wir Sandsteinfelsen und auch einige Teiche. Wir tauchen in den Johnswald ein, wandern durch ein idyllisches Wiesental, statten dem romantischen Waldfriedhof von Johnsdorf einen Besuch ab und erreichen bald das erste richtige Ziel des Tages, die Johnsdorfer Einsiedelei (Janovické poustevny). In einem kleinen Wiesental findet sich ein seltsames, ausgehöhltes Felsgebilde, welches eine Nachbildung des Heiligen Grabes darstellen soll. Einige Schritte davon entfernt finden sich in den Fels gehauene Kammern, die als Einsiedelei bestimmt waren.

Verlockend ist es, im Tal weiter empor zu steigen, weil dies der Richtung unseres weiteren Weges gen Deutsch Gabel entspricht. Aber, wir ahnen es schon, als wir aus dem Talgrund heraus sind und sich das große Hochplateau überschauen lässt, stehen wir wieder einmal vor einem Weidezaun. Gefühlt sind es einige hundert Rinder, die sich auf dem riesigen Areal verteilen. Da man nicht in jede Senke und hinter jeden Busch blicken kann, ist auch immer ein mulmiges Gefühl dabei, wenn man sich auf Feldwege begibt, die ganz selbstverständlich von den Koppeln einverleibt werden. Bis Deutsch Gabel geht jedoch alles gut.

Über Schloss Lämberg (Lemberk), dessen Besichtigung man jedem gern nahe legt (im Winterhalbjahr geschlossen), erreichen wir den Ortsteil Vogelsang (Zpěvná). Hier führt ein Fahrweg wieder hinauf auf das bereits erwähnte Plateau, auf dem früher die kleine Ortschaft Kunwald gelegen war (Kunov/ ehemals 26 Häuser, heute noch 2). Von dieser Straße zweigt, wie jeder in der Online-Karte mapy.cz sehen kann, ein Weg ab, der fast direkt zu unserem Ausgangspunkt an der Kirche der hl. Barbara in Ringelshain führt. Die Wanderfreunde sind ja einiges von mir gewöhnt, aber dieser Weg war doch die Krönung, denn bald endet der Pfad in unwegsamem Gelände und es wird ein ziemlich halsbrecherisches Finale, denn der Steilhang, den es zu traversieren gilt, fällt direkt ab zu der Bahnstrecke, die unterhalb entlang führt. Ein ganzes Stück gehen wir nolens volens an und auf den Gleisen, bis aus einem Tunnel der vermeintliche Weg wieder auftaucht. Unbeschwert gehen wir das letzte Stück gegen Ringelshain. Alsbald merken wir, dass auch dieses ein Stück Weideland ist (einerseits begrenzt durch den Bahndamm), auf der aber keine Tiere stehen, die sind auf einer Nachbarkoppel zugange. Als wir in Ringelshain das Gelände durch ein offenes Tor verlassen wollen, baut sich ein ruppiger Landwirt mit schwerem Gerät vor uns auf und jagt uns zum Teufel. Auf sehr abenteuerliche Weise gelingt es uns, auf Schleichwegen der Falle ohne großen Umweg zu entkommen. So nimmt die Tour ein relativ ungemütliches Ende.

Man kann ja nun hin und her diskutieren, ob es statthaft ist, riesige Areale samt Wegen einzuverleiben und ob es zulässig ist, diese (auf eigene Gefahr) zu durchqueren. Verbotsschilder hat man nicht gesehen. In Wandergebieten ist es häufig so, dass Wanderwege ganz offiziell durch verschließbare Tore oder Übersteighilfen zugängig sind, ganz zu schweigen von Skandinavien, wo das Jedermannsrecht gilt. Aber diese Zustände und Umgangsformen, die sich hier und heute etablieren, sind wohl Ausdruck des neuen Zeitgeistes und der damit verbundenen Form von Freiheit. Nur weiter so.

Nach den Erfahrungen dieser Wanderung sucht man sich den Rückweg dann doch besser über Kunwald.

(Die Bilder sind z.T. unter günstigeren Witterungsbedingungen entstanden)


Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.       


Kirche Ringelshain


In Neusorge




Wiesental im Johnswald









Der romantische Friedhof von Johnsdorf






Einsiedelei bei Johnsdorf




Basilika von Deutsch Gabel


Blick über Deutsch Gabel




Schloss Lämberg



Das Breda'sche Lustschlösschen. Leider ist der romantische Park nicht zugänglich. Wie wir hören, hat der Staat das Grundstück wieder gekauft, aber kein Geld übrig für die Restaurierung




Für die letzten Kilometer bis Ringelshain haben wir eine unglückliche Wegvariante gewählt


1 Kommentar:

  1. Für mich interessante Tour, speziell die Einsiedelei. Kenne ich leider alles noch nicht, werde versuchen, im Frühjahr diese Tour zu gehen, aber gleich den letzteren Weg. Tolle Bilder, danke.

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