Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Herbst ist es geworden und somit Zeit, sich wieder Wanderziele in der näheren Umgebung zu suchen, denn die Tage sind kurz und das Wetter der Jahreszeit entsprechend. Ein Ziel, welches sich anbietet, ist Deutsch Pankratz (Jítrava) bei Ringelshain (Rynoltice). Von weitem schon ist die Kirche des Hl. Pankratz erkennbar, die sich malerisch an den Hang des Kirchberg (Kostelní vrch) lehnt. Als ich das erste mal nach Öffnung der Grenzen für den kleinen Grenzverkehr mit dem Rad Richtung Kriesdorf fuhr und ich mich die Serpentine hinter Pankratz hoch quälte, begeisterte mich sofort der Ausblick über das Tal hinüber zum Lausitzer Gebirge und ein Stück weiter oben der Blick nach Süden in die Landschaft der Kegelberge.
Ein Stück westlich davon, liegt der sicher vielen unbekannte Weiler Neusorge (Nová Starost), eingebettet in ein kleines Tal, welches zum Johnswald (Janovický les) führt. Es gibt wenige Dörfer im Lausitzer Gebirge in solch idyllischer Lage und in solch ansprechendem Zustand. Neusorge ist zum Beispiel auch ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Silberstein (Střbrnik).
Von Finkendorf (Polesí) aus machen wir uns auf den Weg nach Ringelshain und weiter nach Neusorge. Der einsetzende Regen lässt bald wieder nach. Oberhalb von Neusorge erstreckt sich zwischen den Sandbergen (Pískové návrší) und dem Pankratzer Kirchberg eine Wiesenlandschaft, von der aus nordwestlich schön der Höhenzug des Lausitzer Gebirges, östlich der Jeschkenkamm (Ještědský hřbet) zu sehen ist. Es fehlt noch an Sonne, um die Laubfärbung kräftiger hervortreten zu lassen. Die Pfade über den Kirchberg sind leider durch schwere Technik in Mitleidenschaft gezogen und bei dem nassen Wetter schlecht passierbar. Vereinzelt säumen Sandsteinfelsen den Weg. Vom nördlichen Waldrand des Kirchbergs bietet sich uns endlich die erwartete Aussicht auf den Höhenzug des Lausitzer Gebirges und bald erscheint die Pankratzer Kirche. Der zugehörige Friedhof bot noch vor Jahren ein Bild des Grauens, unterdessen sind die Grabstellen wieder in einen guten Zustand versetzt. Schon Ende des 19. Jahrhunderts berichtet Amand Paudler: 'Der Kirchhof war reich an Kreuzen und Kränzen, die Gräber waren sehr hoch geböscht, ein Kranz war durch ein Dächlein geschützt.' Der Friedhof ist heute wieder ein Ort für eine stille Einkehr.
Von Pankratz aus begeben wir uns auf alt bekannte Wege, zunächst zu den Elefantensteinen (Bílé kameny) und immer gerne über den Kamm des Trögelsbergs (Vysoká), wo an den aufgefalteten Felsplatten die Kräfte zu ahnen sind, die während der Lausitzer Überschiebung gewirkt haben. Man kann zwar auf die aufgerichteten Felsplatten steigen, aber der hoch gewachsene Wald behindert die Sicht in alle Richtungen, die aber nach Überlieferung Paudlers um das Jahr 1900 noch gegeben sein mag. Er schildert auch anschaulich die geologischen Verhältnisse auf dem Trögelsberg:
'Endlich verweisen wir auf die merkwürdigen Störungslinien im geologischen Bau von Mitteleuropa, welche von der Nordseite des Harz quer durch Sachsen zwischen dem Lausitzer Granit und dem Elbesandstein hindurch den Jeschken erreicht und bis in das Karpathengebirge zu verfolgen ist. Spur und Beweis findet man zwischen Pass und Pankratz an der Südwestseite des Trögelsberges, wo der Quader steil aufgerichtet und über die dahinter liegenden Schiefer hinaufgeschoben ist. Diese Verwerfungslinie, welche sich aus Mähren nordwestlich am Fuße des Riesen- und Jeschkengebirges entlang nach Dresden zieht, wird auch „Elbebruch“ oder „Lausitzer Verwerfung“ genannt.'
Am weiteren Weg gelegen sind noch die am Passerkamm (Hřebeny) befindlichen imposanten Felstürme der Oberwegsteine (Horní skály), die wir bei früheren Touren schon oft besuchten und für Kletterer anspruchsvolle Wege bereit halten. Durch eines der Felstäler am Welsberg (Pískový vrch) kehren wir zum Ausgangspunkt nach Finkendorf zurück.
Die GPS-Daten zu der Tour findet man hier.
Trüber
Herbsttag in Finkendorf
… mit
vereinzelten Farbtupfern
Unterwegs zwischen Sandbergen und Pankratzer Kirchberg
Die Bewohner von Neu Sorge haben vermutlich seit 1938 schlechte Erfahrungen mit Einmärschen gehabt. Einfallsreich ist das Verkehrszeichen schon, ob's aber hilft?
Der
Pankratzer
Kirchberg, dahinter der Kalkberg (Vapenný)
Herbstlicher
Blick zum Jeschkenkamm...
… und zum
Trögelsberg
Kirche
Pankratz
Pankratzer
Friedhof
Auf dem Weg
zu
den Elefantensteine: der Winter-Ackersenf blüht
Blick zurück
zum Kirchberg...
... und zu den
Sandbergen
Bei den
Elefantensteinen: ganz in Ordnung sind die eingehauenen
Steighilfen
im Fels nicht, denn die Formation aus Kreidesandstein ist ein
ausgewiesenes Flächennaturdenkmal
Auf dem
Trögelsberg; die infolge des Drucks der Störung schräg stehenden
Felsplatten sind gut erkennbar
Vom Kamm des
Trögelsberges gibt es nur wenige, dafür aber schöne
Aussichtspunkte
Bei den
Oberwegsteinen
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