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Montag, 19. August 2019

Wanderung in die Felsentäler um Rai (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Typischer als die heutige Tour kann eine Wanderung durch die Daubaer Schweiz nicht sein. Wir durchwandern felsenbesetzte Täler; mäanderartig schleichen die Wege entlang der Talwände. Kiefern und Buchenwälder schützen uns vor der Sonne an diesem heißen Sommertag. In den Gärten der kleinen Siedlungen blühen üppig Rosen und Rittersporn und schmücken die Gärten um die alten Fachwerkhäuser. 

Als Ausgangspunkt für diese Tour haben wir uns das alte Bauerndorf Dubus (Tubož) ausgesucht. Den Ort an sich, der sich etwas westlich oberhalb des Tales befindet, lassen wir unbeachtet und schwenken am Ende des Dorfteiches in die Schwarzleite (Černý Důl) ein, die hinauf zum Schloss Hauska führt. Uns steht der Sinn jedoch nach den Felspartien zwischen Dürrtzlich (Drnclík) und Kohlberg (Uhelný vrch), so dass wir das Tal alsbald verlassen, um über den Weg auf einem kleinen Kamm in die Nähe der Berge zu gelangen. Hier windet sich der Weg um die Felswände, steil fällt das Gelände zum Tal hin ab. Am Fuß des Kohlberges breiten sich Wiesen aus, die mit den gelben Blüten des Johanniskrautes überzogen sind, auf Sichtweite der Wratener Berg (Vrátenská hora) mit seinem Funk-/ Aussichtsturm. 

Weiter geht es in das Tal zu dem Weiler Brusnei (Brusné), um jenseits desselben empor zu dem Felsgebiet um Romanow (Romanov) / Wemschen (Mšeno) aufzusteigen. Von Wemschen aus wird der Wanderer durch einen etwa 6 km langen, sehenswerten gelb markierten Felsparcours geführt, der westliche Teil liegt an unserer Wegstrecke. Das Durchklettern des Felslabyrinths ist etwas zeitaufwendig, aber vergnüglich. Auf engem Terrain wird der Wanderer durch größere und kleiner Felskammern geführt. Dabei hat er sich durch enge Klüfte zwischen hohen Wänden zu zwängen, über Leitern auf und ab zu steigen und sich an Ketten zu sichern. Verlässt man den markierten Weg, endet der Pfad meistens in einer Sackgasse. 

Nächster Halt ist in Rai (Raj) im Tal am Palatzer Bach (Pšovka). Mit Restaurants ist die Daubaer Schweiz nicht gerade üppig ausgestattet, hier in Rai werden wir jedoch fündig und werden ausgezeichnet verköstigt. Weiter folgen wir nun dem Pfad zu dem idyllischen Weiler Wolleschno (Olešno), der versteckt auf einer Anhöhe gelegen ist. Die wenigen Fachwerkhäuser des Ortes gruppieren sich malerisch um einen kleinen Anger, auf dem ein Christuskreuz aufgestellt ist. Jetzt im Sommer blühen in den Gärten in verschwenderischer Fülle die Sommerblumen. 

Auf dem letzten Streckenabschnitt erleben wir eines der schönsten Täler der Daubaer Schweiz, den Planeyer Grund (Planý důl). Unser Weg verläuft entlang des Felskragens, der seitlich das Tal begrenzt. In engen Windungen schlängelt sich der Pfad an den Felswänden entlang und umkurvt so manches Riff. Jenseits der Talfurchen sieht man den Weg in entgegengesetzte Richtung verlaufen, man möchte hinüber springen; es bleibt einem aber nichts anderes übrig, als den Windung zu folgen. Langweilig wird es dabei auf keinen Fall, denn Sandsteinnadeln und Schluchten in den Felswänden entfachen die Neugier des Wanderers, die Felsen erscheinen in den vielfältigsten Farben, der intensive Geruch von Kiefernharz strömt auf uns ein und hier und da erzeugen umgestürzte Bäume für eine endzeitliche Stimmung. 

Durch den Planeyer Grund führte übrigens die erste Ausbaustufe eines Fernweges, der dem Gedenken des Kartografen und Heimatfreundes Josef Matouschek gewidmet war und daher als „Mato-Weg“ bezeichnet wurde. Er wurde 1938 ins Leben gerufen und fand wahrscheinlich keine Vollendung. Geplant war, eine Wegverbindung zwischen der Daubaer Schweiz und dem Isergebirge zu schaffen. Nur die erste Etappe wurde fertiggestellt und mit einer grünen Zacke markiert. Der Weg nahm seinen Anfang in Dauba (Duba), führte über Ober-Eichberg (Horní Dubová hora) nach Sakschen (Zakšín), über die Bukholzer Mühle (Bukovecký mlyn) zum Ratsch (Rač), über den Wosnalitzer Grund (Osinalice) zur Nedoweska (Nedvězí), über Draschen (Dražejov)/Schedoweitz (Konrádov) in den Planeyer Grund nach Konradsthal (Konrádov). Hier fand der Weg seinen vorläufigen Abschluss. Er sollte dann weitergeführt werden über den Dürrtzlich nach Hauska (Houska), durch den Hauskaer Grund nach Borschim (Bořejov) und über Siertsch (Ždírec) fort bis Hirschberg (Doksy). Nach den Vorstellungen der Initiman sollte sich dieser Aufgabe noch einmal zu stellen.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



In Wolleschno



In den Wäldern am Dürrtzlich


Der Wratner Bergrücken



In den Felsgärten bei Romanow














In Wolleschno








Im Planeyer Grund














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