Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Es ist nicht der erste Besuch der schön gelegenen Burg Hauska (Houska)
in der Daubaer Schweiz, aber nie fand ich die Zeit zu einem Besuch des Schlosses. Das soll heute nachgeholt werden.
Die erste Erwähnung der Burg datiert aus dem 10. Jahrhundert, ihr jetziges Erscheinungsbild geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Weithin sichtbar ragen die oberen Geschosse aus dem Wald, der den steilen Burgberg umschließt. Als wir unlängst die Anlage vom Kortschner Berg erspähten, erwachte endlich die Lust auf eine Besichtigung, verbunden mit dem Wunsch, aus den Gemächern der Feste einmal auf das Umland zu blicken.
„In der Nähe des weithin sichtbaren und sehenswerthen Bösigberges, der seinen ruinengekrönten Scheitel über alle nachbarlichen Höhen stolz in die Lüfte emporhebt; in der Nähe des romantisch-malerischen Kokořin‘s und des grotesk geformten Alt-Perstein‘s, welche beide wir bereits in diesem Bande kennen gelernt haben – in einer für den Naturfreund so anmuthigen und wildromantischen Gegend des Bunzlauer Kreises, erhebt sich schon seit Jahrhunderten das, seiner Grundlage nach, uralte Bergschloss Hauska auf einem schroffen, emporragenden Felswürfel, während seine hellweißen Gemäuer, weit in der Ferne schimmernd, dem vorbei wallenden Pilger freundliche einladende Grüße zusenden, und ihn gleichsam auffordern, in ihrer Nähe und Umgebung die Macht des Herrn preisend zu bewundern, der durch eine liebliche, romantische Naturschönheit diese Gegenden so besonders liebevoll auszeichnete.“ (*)
Wir beginnen unsere Wanderung in dem alten Bauerndorf Kroh (Kruh). Es ist nicht ganz so einfach, hier einen Parkplatz zu finden, denn die Ortsdurchfahrt verläuft in einem engen Felsental. Man orientiere sich daher an der alten Pfarrkirche oberhalb des Ortskerns. Rechter Hand davon findet man Abstellflächen.
„Sie [die Kirche] birgt einen Grabstein aus dem J. 1644 u. wurde 1724 ganz neu erb., weil die alte von den Schweden verbrannte Kirche (auf dem Friedhofe) schon dem Einsturze drohte. Sie steht auf einem Hügel. u. da auch die Bauernhäuser auf Hügeln erb. sind, so heißt man Kroh auch das „Siebenhügeldorf“. Die Häuslerwohnungen sind tiefer an den Hügellehnen u. unten im Grunde. Eine Felsstiege führt zum Kirchenhügel, der einen interessanten Ausblick über das kirschbaumreiche Dorf gestattet. Versteinerungen im Sandstein sind hier häufig zu finden.“ (**)
Schon bald hinter dem Dorf verzweigt unser Weg in eines jener typischen Felsentäler der Daubaer Schweiz. Auffällig hier an mehreren Stellen die glatten Anschnitte der Sandsteinfelsen, aus denen mutmaßlich Baumaterial gebrochen wurde. Dem Tal folgend erreichen wir bald das Dorf Hauska, über welchem das Schloss thront.
„Dieses ist auf einem 440 h., kollosalen Sandsteinfelsen kühn erb. u. nur auf der S.-Seite, wo der schmal vorspringende Felsen in die Hochfläche übergeht, zugänglich. Theile des Felsens, oben mit einer freien Gallerie geschmückt, sieht man r. vom Eingange bis zur halben Höhe des Gebäudes emporragen. Man überschreitet zunächst einen Wirtschaftshof mit der Wohnung des Verwalters, dessen Bewilligung man zur Besichtigung des Schlosses bedarf. u. gelangt in den eigentlichen Schlosshof, welchen die Schlossgebäude im Viereck einschließen u. in welchem sich der alte, nun zu einer Pumpe umgestaltete Burgbrunnen befindet. Die grauweiße Rustikverzierung aus dem 16. Jahrh., welche die Außenmauern des Schlossgebäudes bedeckt, verleiht demselben noch ein ziemlich ehrwürdiges Aussehen, ansonsten aber ist der altertümliche Burg-Charakter bis auf die Hauptmauern, die noch im obersten Stocke an die 3 m dick sind u. ohne Zweifel aus dem 13. Jahrh. stammen, dann einige gotische Deckengewölbe u. rundbogige Gewölbe-Eingänge, ziemlich verwischt durch bauliche Veränderungen, die teils im 16. Jahrh., teils aber noch eingreifender 1820- 24 unter dem Grafen Vinzenz v. Kaunitz vorgenommen wurden.“ (** Franz Hantschel)
Das Schloss befindet sich heute in Privathand und wird sukzessive restauriert. Aus den benutzbar sanierten Räumlichkeiten des Obergeschosses, die für Anlässe gemietet werden können, zeigt sich nun das herrliche Panorama über die Gründe der Daubaer Schweiz, gegen Norden die Gegend um Kortschner- (Korecký vrch) und Beschkabener Berg (Velký Beškovský vrch), gegen Osten überragen die Bösige (Bezdězy) die Landschaft.
Der weitere Weg führt uns zunächst hinauf auf den Schlossberg.
„Der waldige Gipfel des Schloßbergs, der sich hier noch ziemlich hoch erhebt, verwehrt dieserseits die nähere Aussicht, und sein dichtes Waldgestrüppe lässt wenig von der Stätte sehen, wo vor wenigen Jahren noch eine Kapelle stand, in der, als man sie demolirte, eine Gruft mit noch erhaltenen Todtensärgen aufgefunden wurde.“ (*Franz Alexander Heber, Böhmens Burgen, Vesten und Bergschlösser, 1844; S. 180)
Ein Stück talwärts nach Süden aber findet sich die freigelegte Řip-Aussicht, von der, man ahnt es schon, schön der Sankt-Georgs-Berg zu sehen ist, der sich in der Ferne über den bewaldeten Tälern erhebt, welche die Anhöhe von Hauska umgeben. Es ist nun ein Auf und Ab von einer Schlucht zur nächsten und wir bemühen uns, die Orientierung zu bewahren, um tatsächlich unseren Weg zurück nach Kroh zu finden. Neben schönen Waldwegen, welche um die Felsnasen herum führen, kraxeln wir andernorts durch steiles Gelände, um den nächsten Pfad zu erreichen. Nicht immer sind die Wege noch gepflegt, welche die alte Karten noch ausweisen, so dass Orientierungssinn gefragt ist. Auf den letzten Kilometern ist uns die Strecke durch den Kroher Grund doch zu bieder und so steigen wir flugs an einer übersichtlichen Stelle aus dem Tal heraus, denn hier erwartet uns der Anblick der imposanten Burg Bösig, der uns auf dem Weg zurück bis nach Kroh begleitet.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Enge Ortsdurchfahrt ohne Parkmöglichkeit in Kroh
Kirche zu Kroh
Felsentäler bei Kroh
Burg Hauska nebst Interieur
Es gibt restaurierte Räumlichkeiten, die man für gesellige Anlässe mieten kann
Von der Burg überblickt man die herrliche Landschaft der Daubaer Schweiz
In der Burgkapelle
In der Ferne der St. Georgsberg
Waldeinsamkeit auf den Bergen und in den Tälern um die Burg Hauska
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