Seiten

Sonntag, 23. August 2020

Wanderung zu den Wolfsteinen

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Olbersdorf




Als ich einmal unterwegs im Johnswald (Janovický les) war, erkundete ich auch den zentral gelegenen Buchberg (Buková u Janovic), der zwar ausreichend Höhe hat, jedoch durch die Bäume im Gipfelbereich keine Aussicht bot. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass in einem anderen Blog, der sich inhaltlich mit unserer Region beschäftigt, in diesem Jahr Bilder auftauchten, die herrliche Aussichten von einem Kahlschlag am Buchberg zeigten. Ein Grund also, wieder einmal diese Gegend aufzusuchen. Natürlich sind wir auch immer daran interessiert, auf unseren Wanderungen Neues zu entdecken. Heute wollen wir uns einmal auf die Suche nach den Wolfsteinen (Skalní věž Vlčí kámen) machen, zu denen es außer einem historischen Bild keine bekannten Aufzeichnungen gibt. Aus der Wege-Datenbank von Jörg Brutschers Kletterseite „Sandsteinklettern“ konnten wir uns die Koordinaten beschaffen, so dass eigentlich nichts mehr schief gehen sollte.

Grenzwertig war der Sommertag, an dem wir uns auf den Weg machten. Heiß und schwül versprach er zu werden, so dass von vornherein die Parole ausgegeben war, sich reichlich mit Getränken einzudecken. Ein schwacher Trost: längere Abschnitte der Wanderung führen durch schattige Lagen des Johnswaldes. Nur die ersten Kilometer sind von Schönbach (Zdislava) aus auf der Straße zurückzulegen, denn zunächst möchten wir den Rabensteinen (Krkavčí skály) bei Kriesdorf (Křižany) wieder einmal einen Besuch abstatten. Die sogenannten Vajolet-Türme sind ein begehrtes Wanderziel und ebenso beliebt bei Kletterern, nicht zuletzt wegen der schönen Aussicht, die vom Jeschken (Ještěd) bis zum Silberstein (Stříbrník) reicht. 

Nach einer Trinkpause beim Rastplatz an den Rabensteinen wandern wir zurück zum südlichen Ortsausgang von Schönbach. Auf dem Weg dahin durchstreifen wir sanfte, sommerliche Wiesentäler, die zwischen kleine Wäldchen gebettet sind. Eine „idyllische Landschaft“ ist wohl die treffende Bezeichnung. Inzwischen sticht der Planet recht ordentlich, so dass wir froh sind, unter dem Blätterdach des Johnswaldes etwas Schutz zu finden. Gewitterstimmung liegt zudem in der Luft. Es hat sich inzwischen herum gesprochen, dass der Abstieg vom Buchberg, der an seinen Seiten sehr steil abfällt, eine ziemliche Schinderei ist, sodass die Überquerung desselben mehrheitlich abgelehnt wird. Schwacher Trost: es liegt so viel Dunst in der Luft, dass eine Aussicht nur wenig ergiebig wäre. Wir schicken uns aber an, wenigstens das sogenannte Sander-Kreuz am Weg zum Gipfel zu suchen, welches zur Erinnerung des Försters Josef Sander (gest. 1872) aufgestellt ist. Der Zufall will es, dass wir das kleine, schön hergerichtete Kreuz ein wenig abseits des Weges an einem Felsabsturz auch finden.

Hauptziel unserer Wanderung bleiben aber die Wolfsteine. Einfach zu finden sind sie nicht, denn die von der Fotografie bekannte Ansicht wird man nicht mehr antreffen. Die Felsformation ist heute von Wald umgeben, sodass uns ein ganz anderes Bild von den Wolfsteinen erscheint. 


Die Hütte, die den Fels einst zierte, ist nicht mehr vorhanden und die Aufstiegshilfen wurden entfernt. Einige Schlaufen und Haken erinnern daran, dass der Fels von Bergsteigern noch heimgesucht wird. Alles in allem ist es ein imposantes Gebilde, dem heute nur noch wenig Aufmerksamkeit beigemessen wird.

Nach einem kurzen Abstecher zu den Sausteinen (Sviňske skály) nehmen wir Kurs auf die Sandberge (Pískové návrší), um von hier den Rückweg nach Schönbach anzutreten. Die Route ist dafür freigestellt, bloß hoch zu den Felsen will heute angesichts der Temperaturen niemand mehr aufsteigen. Wie es der Zufall so will, gibt es nun ausgerechnet auf der eingeschlagenen Trasse keinen Weg. Wohl oder über quälen wir uns über einen Steilhang quer durch den Wald nach oben und landen, umgeben von Felsen, an der höchsten Stelle des Höhenzuges. Man weiß gar nicht so richtig, ob man sich freuen soll, jetzt, da es endlich einmal – aber nur kurz - ein wenig zu Regnen beginnt. 

Vom Hauptgipfel der Sandberge verlaufen zwei senkrecht zueinander stehende, bewaldete Kämme, die aus Sandstein bestehen und auf ihrer gesamten Länge von Rissen durchzogen sind, in die Basaltmagma und heiße Eisenlösungen aus der Tiefe eindrangen. Der etwa 750 m lange Hauptkamm, der nach Nordosten führt, bildet mehrere undeutliche Gipfel, und auf seiner Spitze finden wir zahlreiche Sandsteinfelsen. Sie sind häufig mit Eisenlösungen in ockerfarbenen, rostigen bis violetten Farbtönen gefärbt. Die Basaltfüllungen der Risse waren später der Erosion ausgesetzt. Früher wurde an den Sandbergen Sandstein abgebaut, aber auch Basalt, der an einigen Stellen zu Tage trat. Von den Gruben ist nicht mehr viel zu sehen (Nach Luzicke-hory.cz).

So mühsam wie der Aufstieg, ist in diesem steilen Gelände auch der Abstieg. Erstaunlicherweise sind die Wanderfreunde immer noch gut gelaunt und die Stimmung bessert sich sogar noch, als wir uns Schönbach nähern. Durch ein sanftes Wiesental wandern wir dem Dorf entgegen, welches sich herrlich vor der Kulisse des Jeschkenkammes hinzieht. Ich gönne mir noch einen kleinen Abstecher, um einmal die Kirche Johannes des Täufers von der Westseite mit dem Jeschken als Hintergrund zu fotografieren. Mit diesem schönen Eindruck endet die heutige Wandertour.

Hinweis für Interessenten: zu den Gipfeln der Sandberge führen ein paar Pfade von Norden her.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Kirche und Friedhofskapelle von Schönbach



Auf dem Weg zu den Rabensteinen








Die Vajolet-Türme


Durch lauschige Sommerwiesen unterwegs zum Johnswald










Nicht ganz ungefährlich, aber ein Mordsgaudi. Eine Mega-Rutsche aus Sand


Das Sanderkreuz


An den Wolfsteinen








Landschaft um die Sausteine



Blick über Neu Sorge (Nová Starost) zum Kamm des Lausitzer Gebirges




Über den Kamm der Sandberge









Ausblick zum Pankratzer Kirchberg (Kostelní vrch/Jítrava))



Zurück auf dem Weg nach Schönbach







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen