Montag, 20. Januar 2020

Was macht eigentlich der Silberstein? Neue Route von Hennersdorf

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Jahresinspektion des Silberstein (Stříbrník) steht an. Eine ausführliche Beschreibung desselben ist nicht erforderlich, denn das meiste wurde darüber bereits gesagt, z.B. hier und früher. Der Silberstein ist schlicht und ergreifend das Kleinod der nordböhmischen Bergwelt. 

Viel interessanter ist es, neue Wege dahin zu ergründen, denn immer die gleichen Pfade sind eben langweilig. Heute entdecken wir daher eine völlig neue Variante, und zwar von Hennersdorf (Dubnice) aus. Es ist ein langgezogenes, ehemals wohlhabendes Pfarrdorf, welches sich im Tal des gleichnamigen Baches ausbreitet. Zwischen diesem und dem ebenfalls in südliche Richtung verlaufenden Jeschkenbach (Ještědský potok) dehnt sich ein kleiner Höhenrücken, den wir zunächst einmal erklimmen, um schauen, ob es von hier eine schöne Aussicht über die Landschaft gibt. Ja, der Versuch lohnt sich. Jenseits des Jeschkenbaches nämlich erheben sich Silberstein und Audishorner Spitzberg (Útěchovický Špičák). Ein Stück nördlich davon überschreiten wir den kleinen Kamm und wandern entlang des Jeschkenbaches dem nahezu unbeachteten Silberhübel (Stříbrny vrch) entgegen.

Von dessen östlichen Flanke sieht man dann schon die weiten grünen Lehnen am Rande des Johnswaldes (Janovický les), die wir später in Richtung Seifersdorf (Žibřidice) durchwandern. Die darauf befindlichen Weideflächen sind natürlich umzäunt, aber es sind nur vereinzelt Rinder zu erspähen und irgendwo findet sich immer ein Korridor, den man passieren kann. Der Silberstein liegt nun südlich direkt vor uns. Wir wählen den Weg an der östlichen Seite, weil man hier während des Aufstieges das herrliche Panorama des Jeschkenkamm (Ještědský hřbet) vor Augen hat. 

Der Zugang zu den Felszinnen ist wie immer ziemlich verwachsen. Nichts deutet darauf hin, dass sich im Laufe der Jahre der Zustrom von Besuchern hierher verstärkt hat. Als Aussichtsberg wird der Silberstein noch immer vernachlässigt. Das war aber offenbar bereits früher so. In einem Aufsatz im Jahrbuch des Deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge von 1938 lesen wir:

Die Reichenberger Wanderfreunde kennen den Silberstein, aber alle sind an ihm vorbeigelaufen, wenn sie am Sonntagmorgen in Scharen nach Hammer am See pilgerten. Wohl schaute mancher hinüber zu den schwarzen Gipfelfelsen der malerischen Vulkanruine, jedoch nur wenige wußten, wie herrlich die Aussicht von dort oben ist. Nun aber hat eine kleine, geschmackvoll an den Felsen geschmiegte Baude auf dem Silberstein ihr gastliches Tor geöffnet. Da ist es wohl an der Zeit, die Besucher darauf aufmerksam zu machen, welch merkwürdiges Naturdenkmal dieser Berg ist.

Der Natur kann die ungestörte Lage nur recht sein. Nach der Felsbesteigung nehmen wir auf den Wiesen unterhalb des Gipfels die bei allen beliebte Ruhestellung ein und erquicken uns einmal mehr an dem sagenhaften Ausblick auf das Lausitzer Gebirge und die Kegelberge. Die Sicht ist ideal. Plötzlich zwei unerwartete Donnerschläge. Wir haben nicht gesehen, dass sich vom Jeschkenkamm her eine schwere Gewitterfront dem Silberstein nähert. Wie von der Tarantel gestochen springen die Wanderfreunde auf und stürmen, trotz meiner Besänftigung, zu Tale gen Hennersdorf, zwar immer im Trockenen, aber die Gewitterfront stetig im Nacken. Als wir den kleinen Seitenkamm bei Hennersdorf wieder erreichen, ist dann nun endlich klar, dass die Gewitterfront den Jeschkenbach nicht überschreiten wird und wir trockenen Fußes unsere Fahrzeuge erreichen werden. Auf der Rückfahrt sehen wir allerdings bei Seifersdorf, dass es hier mächtig gehaust hat, Wassermassen die Straßen geflutet und die Krume von den Äckern gespült haben und Äste von den Bäumen gerissen wurden. Ein paar Kilometer nördlich davon ist kein Tropfen Regen gefallen und die Erde knochentrocken.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Blick zum Audishorner Spitzberg


Auf dem Weg zum Silberhübel








Auf dem Weg zum Silberhübel


Zwischen Johnswald und Seifersdorf breiten sich weitläufige Bergwiesen aus







Die Kirche von Seifersdorf







Östlich des Silbersteins erstreckt sich der Jeschkenkamm


Im Umfeld des Silbersteins














Gewitterstimmung unter dem Silberstein


Die Kirche von Hennersdorf
     

1 Kommentar:

  1. Schön hier zu lesen.
    Der Silberstein liegt sehr malerisch, keine Übertreibung.
    Haben die Ostrute und die Westrute von Seifersdorf aus erkundet.
    Mein Urgroßvater Anton Zimmermann aus Seifersdorf war Bauer und hat den Silberstein um 1930 erworben.
    Er errichtete die Baude, die die Familie aber nur eine Saison selbst bewirtschaftete, dann verpachtete.
    Als mein Onkel vor ein paar Jahren Spuren suchte und eine intakte Hütte fand, war er aus dem "Häuschen". Wie von den alten Fotos.
    Übrigens, damals war der Silberstein ohne Bäume.

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