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Sonntag, 26. Februar 2023

Winterwanderung zum „Rigi Nordböhmens“

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz




Während es im Tal schon wieder grün ist, zeigen sich die Kämme des Lausitzer Gebirges in winterlichem Weiß. Zudem ist sonniges Wetter angesagt. Da rückt der Tannenberg (Jedlova) ins Blickfeld, der sonst nicht unbedingt zu den favorisierten Wanderzielen gehört. Die beiden Sendemasten am Gipfel, welche gegen Aussichtsturm konkurrieren, bestimmen das Bild und schrecken einen immer ein bisschen ab. Früher mag der Berg entsprechend einladender gewirkt haben.

„Wir erblicken den Berg vor uns und der Weg, den man zum Gipfel einzuschlagen hat, ist gut bezeichnet. Das untere Drittel des Berges besteht aus mächtigen Sandsteinmassen, die oberen zwei Drittel sind dagegen aus Phonolith gebildet. Obschon man bereits früher die prächtige Aussicht, welche der Berg gewährt, kannte, so wurde derselbe doch weniger bestiegen, weil ihm die Rundsicht fehlte. Schon Kaiser Joseph II. rühmte die Aussicht, als er bei seiner Rundreise durch das nördliche Böhmen am 21. September 1779 hier weilte. Die herrliche Fernsicht kam erst zur vollen Geltung, nachdem es den Bemühungen des Gebirgsvereines in Georgenthal gelungen war, den Bau eines stattlichen, 23 Meter hohen massiven Aussichtsthurmes zu ermöglichen, welcher eine vollständige Rundsicht gewährt. Schon vorher war durch den Besitzer der Herrschaft Kamnitz, den Fürsten Kinsky, ein steinernes Schutzhaus, westlich vom Thurme, auf Kosten desselben hergestellt worden. Der Thurm befindet sich ungefähr in der Mitte des bewaldeten Gipfels.

Am 13. September 1891 fand die Einweihung statt. Alle benachbarten Gebirgsvereine waren dabei zahlreich vertreten. Die herbeigeströmte Menge zählte bald nach Tausenden. Dr. Hantschel schildert im „Gebirgsfreund" Bd 111, S. 260 die Fernpunkte der Aussicht. Er sagt: „Es sind dies, jenseits der Lausche im Osten beginnend, nach rechts zu: Tafelfichte, Schneekoppe, Lomnitzer Gebirge, Georgsberg, Geltsch, Hasenburg, Mileschauer, Erzgebirge bei Nollendorf, Porsberg bei Pillnitz, Valtenberg, Czorneboh, Landeskrone. Die meisten dieser Fernpunkte zeigen sich in ungemein malerischen Durchblicken, was der Tannenbergaussicht zum besonderen Vorzuge gereicht. Ein Vorzug des Tannenberges ist es auch, daß man, ohne gerade den Thurm besteigen zu müssen, von verschiedenen Standpunkten aus das ganze Rundbild in Einzelbildern genießen kann, die sich genau aneinanderschließen. Solche Standpunkte hat man: auf der Westseite beim Ausstiege, wo ein voller Halbkreis vom spitzen Kleis im Süden bis Schönlinde im Norden mit dem Kreibitzthale in der Mitte sich ausspannt; auf der Nordostseite gegen das reichbesiedelte Mandauthal hin; nördlich auf der Ostseite vom sogenannten „Fürstenplatz" aus, einem ungemein lauschigen und zur Naturbewunderung wie geschaffenen Plätzchen gegenüber der Tollensteinruine, wo die Abtheilung Georgenthal des Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen im Jahre 1888 eine Schutzhütte, als Vorläuferin des damals noch nicht geplanten Aussichtsturmes errichtete, die heute noch besteht. Natürlich lassen alle diese Einzelbilder den Wohlgenuß nur ahnen, den man von des Thurmes Plattform in seltener Majestät genießt." Besonders malerisch ist im Vordergrunde der Blick nach der Stadt Georgenthal mit der Kapelle auf dem Kalvarienberge und der Ruine Tollenstein. Der Tannenberg dürfte daher nach dem Baue des Thurmes die Bezeichnung als „Rigi Nordböhmens", welchen Namen man ihm oft beilegt, verdienen.“ (G. Korschelt, „Führer durch Zittau und Umgebung und das sächsisch-böhmische Grenzgebirge“, 1894)

Von St. Georgenthal (Jiřetín pod Jedlovou) wandern wir nach Obergrund (Horní Podluží), vorbei am Galgenberg (Šibeniční vrch) hinauf zum Fuß des Tannenberg. Eine Spitzmaus kommt aus dem Schnee hervor gekrochen, genießt die Sonnenstrahlen und lässt sich kaum von unserer Anwesenheit stören. Die Schneesituation wird mit zunehmender Höhe immer besser, ebenso die Sicht auf die umliegende Bergwelt zwischen Kleis (Klíč) und Kaltenberg (Studenec). Das entlockt den Wanderfreunden manch Ausruf der Begeisterung. Obwohl wir mit einer großen Gruppe unterwegs sind, finden alle in der gemütlichen Baude auf dem Tannenberg Platz. Der Wirt bedauert allerdings, dass der Aussichtsturm jetzt im Winter geschlossen ist. Schade, der Aufstieg hätte sich heute gelohnt.

Wie man sieht, ist aber die Aussichtsplattform auf dem Tollenstein (Tolštejn) belebt. Bei den knackigen Temperaturen ermangelt es allerdings den Wanderfreunden an der nötigen Lust, da heute noch einmal hinauf zu steigen.




Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




































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