Dienstag, 8. Oktober 2019

Wanderung zu Kaltenberg und Ottenberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Fremdenverkehr rollt ignoranterweise am Lausitzer Gebirge im Großen und Ganzen vorbei. Für uns Heimische ist das gut so, denn man wandelt ungestört auf stillen Pfaden durch eine abwechslungsreiche Landschaft und erfreut sich an den Naturwundern, die uns die Schöpfung bescherte. Die heutige Tour ist dafür ein wunderbares Beispiel. Besonders schöne Abschnitte wollen wir hier vorstellen.

Von der Pension „Kamzik“ in Kaltenbach (Studeny) wandern wir zunächst und von Beginn an stark ansteigend zum Gipfel des Kaltenberg (Studenec). Wir folgen zunächst ausnahmsweise dem markierten Wanderweg, der südlich um den Gipfel herumführt und dann auf der Ostseite in den Stichweg zum Gipfel mündet. Der Gipfelbereich ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Etwa dort, wo die Schutzzone beginnt, zweigt ein unmarkierter Weg ab, der den Berg an seiner Nordflanke umläuft. Er durchquert einen herrlichen Buchenbestand und die Steine sowie das umher liegende Altholz ist mit weichen Moospolstern besetzt, welche im durchscheinenden Sonnenlicht eine unglaubliche Stimmung in Grün erzeugen. Wir erreichen den Sattel zwischen Kaltenberg und Kleinem Ahrenberg (Javorek), über welchen sich eine weitläufige Wiesenlandschaft erstreckt. Der südlich davon gelegene Goldberg (Zlatý vrch) mit den verbliebenen Resten eines mächtigen Basaltkegels bietet einen interessanten Blickfang.

Der Gipfel des Kaltenbergs ist umgeben von mächtigen Klingstein -/ Blocksteinhalden.
Noch im Tertiär setzte die Bildung von Blöcken durch eine verstärkte chemische Verwitterung ein, die von den senkrechten, die Basaltsäulen begrenzenden Absonderungsflächen in die Tiefe ging. Im anschließenden Pleistozän sorgte der Wechsel von Frost- und Auftauperioden für den Massentransport, Eis in Klüften trieb die Blöcke auseinander, die beim Tauen in Hangbereichen auf gefrorenem Untergrund, der Schwerkraft folgend, in Bewegung gerieten. Bei Hängen über 7° Neigung bildete sich eine Blockbestreuung heraus, erst bei Neigungswinkeln von über 20° kommt es zu einer flächenhaften Bedeckung von über 80%. Solche Blockmeere entstehen unabhängig von der absoluten Höhenlage und der Exposition.“ (Werte der Deutschen Heimat, Bd. 56 „Zwischen Löbau und Herrnhut“,1996)

Von der östlichen Halde gleich am Anfang des Gipfelplateaus entrollt sich ein phantastisches Panorama, welches fast den gesamten Gebirgskamm des Lausitzer Gebirges erfasst und bei gutem Wetter im Hintergrund noch den Isergebirgskamm und den Roll (Ralsko) erkennen lässt. Schon im Jahre 1854 ließ Fürst Kinsky auf dem Berg einen Aussichtsturm errichten, der 1888 durch einen eisernen Turm ersetzt wurde. Diesem wurde eine Fremdenherberge beigegeben. Über den Fortgang der Dinge informiert man sich am besten hier.

Den Abgang vom Berg vollziehen wir über das Dorf Hasel (Liska), in der Hoffnung Einkehr in der Chata Babinka zu finden, die aber leider derzeit nur an Wochenenden geöffnet hat. Ungestärkt geht es also weiter über den Sattel zwischen Kaltenberg und Himmertschberg. Hat man die Schulter des Sattels erreicht, wechselt das Panorama und die westlich gelegenen Berge der Böhmisch-Sächsischen Schweiz rücken eindrucksvoll ins Blickfeld. Man muss hier nicht nach einem Weg suchen. Wir laufen über weite Wiesen zu tiefer gelegenen Gefilden. Die sonst hier grasenden Rindviecher sind schon lange abgezogen. Unser nächstes Ziel, den Ottenberg (Větrný vrch) haben wir bereits im Blick. Auch der Sattel zwischen Rolleberg (bei Lipnice) und Ottenberg mit den vom Winde geformten Kiefern liefert eine wunderbare Kulisse. Über die aussichtsreiche Lage des Ottenberges, an der wir auch heute eine längere Rast abhalten, haben wir bereits genug geschwärmt, so dass wir uns gleich auf den weiteren Weg hinunter in den Paulinengrund (Pavlínino údolí) begeben können. Das felsenbesetzte Waldtal, durch welches der Kreibitzbach zum Edmundsklamm hinströmt, bildet auf den letzten Kilometern zurück nach Kaltenbach einen starken Kontrast zu den aussichtsreichen Lagen, die wir heute durchwandert haben. Schon frühzeitig hatte man die Attraktivität des Paulinental für den Fremdenverkehr erkannt, z.B. Ferdinand Náhlik, „Führer durch die Böhmische Schweiz als Anschluss an die Sächsische Schweiz“, 1864)
Dem einsam-schönen Thale verleihen die es umzingelnden bewaldeten Felsenhöhen und der rauschende Kreibitzbach, welcher durch die üppigen Wiesengründe dahineilt, einen eigenthümlichen lieblichen Habitus. Die in dieser Gegend entspringenden Quellen und sonstigen Wasserzuflüsse bilden hier überdies den Ursprung des Rauschenflosses, der sich nach kurzem Laufe in den Kreibitzbach ergießt; dieser durchströmt dann weiter das Biela-Thal und das Dorf Schemmel, treibt die Windisch-Kamnitzer Brettmühle und mündet unter letzterer in den Kamnitz- oder Freibach.“ (dann weiter in die Edmundsklamm)

Da wir unsere Fahrzeuge auf dem Gästeparkplatz der Pension „Kamzik“ geparkt haben, treffen wir uns in derselben noch zu einem abschließenden Umtrunk.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Bunker am Kaltenberg


Symphonie in Grün am Nordhang des Kaltenberg








Ausblick auf den Goldberg


Am Gipfel des Kaltenberges: Turm, Klingsteinhalde






In Hasel: Das Alpaka bewacht die Chata Babinka, die heute leider geschlossen ist



An den Hängen des Himmertschberges







Der Ottenberg mit seinen Aussichten zum Kaltenberg, zum Rosenberg und den Erhebungen der Sächsischen Schweiz











Abgang in den Paulinengrund




Im Paulinengrund







Limpacher Kapelle

1 Kommentar:

  1. Einfach traumhaft schön, gerade jetzt im Vollherbst. Danke für die herrlichen Bilder. Eine gute Idee fürsn kommende Wochenende.

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