Der Fremdenverkehr rollt ignoranterweise am Lausitzer Gebirge im
Großen und Ganzen vorbei. Für uns Heimische ist das
gut so, denn man wandelt ungestört auf stillen Pfaden durch eine
abwechslungsreiche Landschaft und erfreut sich an den
Naturwundern,
die uns die Schöpfung bescherte. Die heutige Tour ist dafür ein
wunderbares Beispiel. Besonders schöne Abschnitte wollen wir hier
vorstellen.
Von der Pension „Kamzik“ in Kaltenbach (Studeny) wandern wir
zunächst und von Beginn an stark ansteigend zum Gipfel des
Kaltenberg
(Studenec).
Wir folgen zunächst ausnahmsweise dem markierten Wanderweg, der
südlich um
den Gipfel herumführt und dann auf der Ostseite in den Stichweg
zum
Gipfel mündet. Der Gipfelbereich ist als Naturschutzgebiet
ausgewiesen. Etwa dort, wo die Schutzzone beginnt, zweigt ein
unmarkierter Weg ab, der den Berg an seiner Nordflanke umläuft. Er
durchquert einen herrlichen Buchenbestand und die Steine sowie das
umher liegende Altholz ist mit weichen Moospolstern besetzt,
welche
im durchscheinenden Sonnenlicht eine unglaubliche Stimmung in Grün
erzeugen. Wir erreichen den Sattel zwischen Kaltenberg und Kleinem
Ahrenberg (Javorek), über welchen sich eine weitläufige
Wiesenlandschaft erstreckt. Der südlich davon gelegene Goldberg
(Zlatý
vrch) mit den verbliebenen Resten eines mächtigen
Basaltkegels
bietet einen interessanten Blickfang.
Der Gipfel des Kaltenbergs ist umgeben von mächtigen Klingstein
-/ Blocksteinhalden.
„Noch im Tertiär setzte die Bildung von Blöcken durch eine
verstärkte chemische Verwitterung ein, die von den senkrechten,
die
Basaltsäulen begrenzenden Absonderungsflächen in die Tiefe ging.
Im
anschließenden Pleistozän sorgte der Wechsel von Frost- und
Auftauperioden für den Massentransport, Eis in Klüften trieb die
Blöcke auseinander, die beim Tauen in Hangbereichen auf
gefrorenem
Untergrund, der Schwerkraft folgend, in Bewegung gerieten. Bei
Hängen
über 7° Neigung bildete sich eine Blockbestreuung heraus, erst
bei
Neigungswinkeln von über 20° kommt es zu einer flächenhaften
Bedeckung von über 80%. Solche Blockmeere entstehen unabhängig
von
der absoluten Höhenlage und der Exposition.“ (Werte der
Deutschen Heimat, Bd. 56 „Zwischen Löbau und Herrnhut“,1996)
Von der östlichen Halde gleich am Anfang des Gipfelplateaus
entrollt sich ein phantastisches Panorama, welches fast den
gesamten
Gebirgskamm des Lausitzer Gebirges erfasst und bei gutem Wetter im
Hintergrund noch den Isergebirgskamm und den Roll (Ralsko)
erkennen
lässt. Schon im Jahre 1854 ließ Fürst Kinsky auf dem Berg einen
Aussichtsturm errichten, der 1888 durch einen eisernen Turm
ersetzt
wurde. Diesem wurde eine Fremdenherberge beigegeben. Über
den Fortgang der Dinge informiert man sich am besten hier.
Den Abgang vom Berg vollziehen wir über das Dorf Hasel (Liska),
in der Hoffnung Einkehr in der Chata Babinka zu finden, die aber
leider derzeit nur an Wochenenden geöffnet hat. Ungestärkt geht es
also weiter über den Sattel zwischen Kaltenberg und
Himmertschberg.
Hat man die Schulter des Sattels erreicht, wechselt das Panorama
und
die westlich gelegenen Berge der Böhmisch-Sächsischen Schweiz
rücken eindrucksvoll ins Blickfeld. Man muss hier nicht nach einem
Weg suchen. Wir laufen über weite Wiesen zu tiefer gelegenen
Gefilden. Die sonst hier grasenden Rindviecher sind schon lange
abgezogen. Unser nächstes Ziel, den Ottenberg (Větrný
vrch) haben wir bereits im Blick. Auch der Sattel zwischen
Rolleberg (bei
Lipnice) und Ottenberg mit den vom Winde geformten Kiefern
liefert
eine wunderbare Kulisse. Über die aussichtsreiche Lage des
Ottenberges, an der wir auch heute eine längere Rast abhalten,
haben
wir bereits genug geschwärmt, so dass wir uns gleich auf den
weiteren Weg hinunter in den Paulinengrund (Pavlínino
údolí) begeben können. Das felsenbesetzte Waldtal, durch
welches der Kreibitzbach zum Edmundsklamm hinströmt, bildet auf
den
letzten Kilometern zurück nach Kaltenbach einen starken Kontrast
zu
den aussichtsreichen Lagen, die wir heute durchwandert haben.
Schon
frühzeitig hatte man die Attraktivität des Paulinental für den
Fremdenverkehr erkannt, z.B. Ferdinand Náhlik, „Führer durch die
Böhmische Schweiz als Anschluss an die Sächsische Schweiz“, 1864)
„Dem einsam-schönen Thale verleihen die es umzingelnden
bewaldeten Felsenhöhen und der rauschende Kreibitzbach, welcher
durch die üppigen Wiesengründe dahineilt, einen eigenthümlichen
lieblichen Habitus. Die in dieser Gegend entspringenden Quellen
und
sonstigen Wasserzuflüsse bilden hier überdies den Ursprung des
Rauschenflosses, der sich nach kurzem Laufe in den Kreibitzbach
ergießt; dieser durchströmt dann weiter das Biela-Thal und das
Dorf
Schemmel, treibt die Windisch-Kamnitzer Brettmühle und mündet
unter
letzterer in den Kamnitz- oder Freibach.“ (dann weiter in
die
Edmundsklamm)
Da wir unsere Fahrzeuge auf dem Gästeparkplatz der Pension
„Kamzik“ geparkt haben, treffen wir uns in derselben noch zu einem
abschließenden Umtrunk.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Bunker am Kaltenberg
Symphonie in Grün am Nordhang des Kaltenberg
Ausblick auf den Goldberg
Am Gipfel des Kaltenberges: Turm, Klingsteinhalde
In Hasel: Das Alpaka bewacht die Chata Babinka, die heute leider geschlossen ist
An den Hängen des Himmertschberges
Der Ottenberg mit seinen Aussichten zum Kaltenberg, zum Rosenberg und den Erhebungen der Sächsischen Schweiz
Abgang in den Paulinengrund
Im Paulinengrund
Limpacher Kapelle
Einfach traumhaft schön, gerade jetzt im Vollherbst. Danke für die herrlichen Bilder. Eine gute Idee fürsn kommende Wochenende.
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