Der Kleis gehört zur Gruppe der zehn Siebenhunderter Berge des
Lausitzer Gebirges und verdient schon wegen seiner auffällig
pyramidalen Form eine besondere Aufmerksamkeit. Er ist zugleich
der südlichste Pfeiler des Gebirges und aufgrund seiner solitären
Aufstellung von allen Seiten gut wahrnehmbar.
„Der Kleis ist eine fast isolierte, 755 m. h, zuckerhutförmige
Klingsteinpyramide, deren Steigungswinkel etwa 45'' betragt u.
deren tafelartig geschichtetes u. unregelmäßig zerspaltetes
Gestein teils „gleißend'' zu Tage liegt, teils mit Mischwald
bedeckt ist. Auf der Südseite 40 m unter dem Gipfel bricht die
Bergwand mit ungeheurem über 100 m h. Absturz ab. Diese
Blockhalde bietet Gelegenheit zum Klettersport. Der Berg bildet
die Grenzscheide des Basalt- u. Sandsteingebirges u. ist ein
Wahrzeichen für das ganze n. Böhmen; auch spielt er in der
Volkswitterungskunde eine große Rolle. … Den Namen des Berges
hat man verschiedenartig erklären wollen; von „gleißen'', von
einem Geschlechte „Gleiß“, vom tschechischen ,,plešný“
(so viel wie Plissenberg. Pleißberg) u. ..Klíč''
(Eckzahn, nach der Form des Berges).“ (Franz Hantschel)
Glücklich ist, wer den Gipfel des Kleis bei guter Fernsicht
erklommen hat; er wird mit einem phantastischen Rundbild belohnt,
wobei man einen umfassenden Eindruck von dem großen Waldgebiet und
der feinen Gliederung des Lausitzer Gebirges erhält. Wir dürfen
davon ausgehen, dass uns dieses Erlebnis heute zuteil wird, denn
der Wetterfilm, der natürlich vorab konsultiert wird, zeigt einen
abgeräumten Himmel.
Wir starten in Morgenthau (Rousinov),
umrunden zunächst diese schöne Sommerfrische mit der Absicht, von
den Felsen um die Ortslage herum einen Blick auf das Dorf
einzufangen und den nötigen Schwung für den Aufstieg zum Zielberg
aufzunehmen. Erste Fehlanzeige: die jungen Bäume an der
Felsgalerie um Morgenthau herum sind bereits so weit
herangewachsen, dass es schwierig ist, sich den Weg an das Gestein
heran zu bahnen, ganz zu schweigen davon, hinunter zu schauen.
Wir durchwandern Röhrsdorf (Svor) und lassen den Kleis zunächst
rechterhand liegen, so dass wir den Aufstieg von Süden her
starten. Von unten werfen wir einen Blick auf die mächtige
Klingsteinhalde, Klingstein- (Blockstein-)halden kennen wir von zahlreichen
Gipfeln vulkanischen Ursprungs im Lausitzer Gebirge. Diese
Steinschutthalden entstanden durch physikalische Verwitterung des
Phonolithgesteins aus dem Inneren erloschener Vulkane.
‚Diese Art der Verwitterung bewirkt einen mechanischen Verfall
der Gesteine in Teilchen kleinerer Korngröße, ohne dass dabei
die Minerale chemisch verändert werden. Die
physikalische Verwitterung kommt vor allem durch Druckabnahme,
Temperaturwechsel, Spaltenfrost, Salzsprengung und mechanischen
Druck von Pflanzenwurzeln zustande.‘ (Lehre der Bodenkunde,
Scheffer/Schachtschabel)
Die Halden scheinen von beträchtlicher Mächtigkeit zu sein, denn
außer Moosen und gelegentlich Fingerhut findet man keine
Vegetation auf diesen Steinmeeren.
Eine Onlinekarte will Glauben machen, dass ein unmarkierter Pfad
zum Gipfel des Kleis führt. Wir verpassen jedoch den Einstieg in
diese nicht ganz ungefährliche Trasse und streben auf einem
konventionellen Weg zum Gipfel. Zweite Fehlanzeige: von blauem
Himmel ist nichts zu sehen, es herrscht eine Inversionswetterlage
und Nebelschwaden umwehen von Norden her den Berg, so dass wir uns
nach kurzer Rast zum Rückzug entschließen. Etwa eine halbe Stunde
später bläut der Himmel und räumt sich innerhalb kürzester Zeit
restlos ab. Man nennt das ‘gelackmeiert‘. Der Autor dieser Zeilen
kann mit einem gewissen Langmut über dieses Malheur hinwegsehen,
weil er das große Landschaftskino
bereits früher einmal erleben durfte.
Ein bisschen missmutig setzen wir unseren Weg über den Hamrich (Rousinovsky
vrch) fort mit dem Ansinnen, hier eine wenig bekannte
Aussicht an der Ostseite des Gipfels zu ergründen, zu der man etwa
an der höchsten Stelle des Ringweges absteigen muss. Ein paar
Meter unterhalb des Weges befindet sich ein Felsvorsprung, von dem
man eine ungehinderte Aussicht nach Osten und Süden erhält. Bei
den jetzigen Witterungsverhältnissen entschädigt dies ein wenig
für die vermasselte Gelegenheit am Gipfel des Kleis. Diejenigen,
die sich den Abstieg zu dem Felsvorsprung nicht zutrauen, werden
am Waldrand auf den tiefer gelegenen Wiesen oberhalb der Ortslage
Röhrsdorf entschädigt. Wie auf Kommando und von unsichtbarer Hand
gezogen, sinken die Herrschaften der heutigen Wandergruppe in Gras
und lassen nun den genussreichen Ausblick auf das Halbrund
zwischen Hochwald und den Bürgsteiner Bergen auf sich wirken. Es
bedarf nun wirklich keiner Fernreise, um die Schönheit dieser Welt
zu erfahren, sie liegt zum Greifen nah.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
In Röhrsdorf, vor uns der Kleis
Die Bürgsteiner Berge
Am Fuße des Kleis
Die große Klingsteinhalde
esonders die Heidelbeeren haben unter dem trockenen Sommer 2018 gelitten
An der Aussicht am Hamrich kommt nicht nur die Sonne hervor, sondern es bessern sich auch die Sichtverhöltnisse
Oberhalb von Röhrsdorf breiten sich weite Wiesen am Abhang des Hamrich aus, von denen aus sich ein wunderbares Panorama entfaltet
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