Eingebettet zwischen grauen Novembertagen kündigt sich eine Tageshochdruckzone an. Da ist guter Rat teuer angesichts der vielen grauen Wochen der letzten Zeit. Im Wintermodus möchte die Tour nicht zu lang sein, trotzdem erhoffen wir uns eine schöne Wanderung mit guten Aussichten. Bei klarer Nacht ist auch die Temperatur richtig in den Keller gegangen, so dass zu erwarten ist, dass anliegende Gewässer zugefroren sind. Daher scheint uns eine Wanderung im Teichstädter (Rybniště) Teichgebiet die richtige Wahl zu sein.
Bei ziemlich grimmigen Temperaturen, aber blauem Himmel machen wir uns von Obergrund (Horní Podluží) aus auf den Weg. Auf den Höhen bei Obergrund versammeln sich massige Fleischrinder, die Petruzalskas Felsen (Petružálkova skála) umlagerrn, nicht gerade ein Aufruf, jetzt dort hinauf zu steigen. Schade, denn jetzt herrscht klare Sicht – und die ist von diesem flachen Hügel grandios. Also polen wir die Route um und merken uns dieses Ziel für den Rückweg vor. Eigentlich ist es egal, in Schönlinde (Krásná Lípa) ist so oder so Halbzeit eingeplant, inklusive Kennenlernbesuch des Brauhauses am Markt.
Schönlinde war bis 1945 ein florierender Textil-Standort im böhmischen Niederland. An den Industriebrachen, den verfallenen Villen, an dem stolzen Kirchengebäude und den Grabmalen auf dem Friedhof kann man den einstigen Wohlstand der kleinen Stadt ablesen. Motorradfreunde wissen, dass hier die dreisitzige 'Böhmerland' entwickelt und hergestellt wurde. Nach dem Krieg ist diese kleine Stadt leider richtig unter die Räder gekommen, wovon traurigerweise die marode Bausubstanz an allen Ecken und Enden kündet. In den letzten Jahren hat man sich bemüht, vom Ortszentrum aus neue Impulse zu setzen. Der Markt ist schön hergerichtet; hier residiert das Hotel 'Lipa Resort' und die Nationalparkverwaltung der 'Böhmischen Schweiz' hat hier ihren Sitz. Schönlinde ist sozusagen das Eingangstor in diesen Naturpark. Am Markt findet sich auch eine kleine Privatbrauerei, die das sog. 'Falkenstejn-Bier' braut. Wir haben es als sehr süffig eingestuft, desgleichen die deftigen Speisen, die dazu gereicht werden.
Durch Schönlinde fließt die Kirnitsch (Křinice), die ein Stückchen oberhalb des Ortes entspringt. Drei kleine Quellen speisen den Oberlauf des Flüsschens, der ein Stück flussabwärts beim Khaatal (Kyjovské údolí) das Format eines Gebirgsbaches erreicht und durch die Felslandschaft der Böhmischen-Sächsischen Schweiz der Elbe zustrebt, in welche sie in Bad Schandau mündet.
Der Großteich (Velký rybník) bei Teichstadt und der Lichtenteich (Velký rybník) tragen eine dünne Eisschicht, das Blau des Himmels spiegelt sich darin kräftig, so dass ein satter Kontrast die jahreszeitlich triste Natur belebt. Vom Lichtenteich und seinem Wahrzeichen, der noch intakten Holländermühle, geht es am Ende der Wanderung hinaus auf die Anhöhe des Lichtenberg (Velký rybník), dem ein kleiner pyramidaler Basaltkegel aufsitzt. Mit einer gewissen Umsicht, nähern wir uns den Felsen, man weiß ja nie, die Rindviecher könnten dahinter verborgen sein – aber gottlob, sie haben sich weit zurückgezogen. Wie genießen die herrliche Stimmung. Im abendlichen Gegenlicht liegt der Großteich bei Teichstadt, Tannenberg (Jedlová) und Finkenkoppe (Pěnkavčí vrch) präsentieren sich in warmen herbstlichen Farben. Eine schlichte Wanderung geht mit einem großartigen Erlebnis zu Ende. Ein letzter Blick von Obergrund hinauf zum Lichtenberg – und siehe da: die Herde hat sich wieder um den Gipfel versammelt, vielleicht lagert sie in den Senken um die Felsen zur Nacht.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Am
Morgen in Obergrund
Der Großteich
Barockkirche der Heiligen Maria Magdalena in Schönlinde
Kirnitschquelle
Da geht sie
hin,
die Kirnitsch
Am
Lichtenberger Teich
Landschaft
um
den Lichtenberg
Die
Rindviecher
haben sich auf eine angemessene Distanz zurückgezogen; der
Wolfsberg im Hintergrund
Petruzalska's Felsen
Der Großteich
Die
Finkenkoppe
ist in Abendrot getaucht, St. Georgenthal liegt schon im
Schattenspiel
Der
Tannenberg
im Abendrot
Hier bahnt
sich
eine neue Freundschaft an
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