Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
„“Es lenzt nun wirklich!" sagte der alte, im Ruhestand lebende Lehrer Jakuben bedächtig vor sich hin und stopfte dabei sein Pfeifchen. Über sein verwittertes Gesicht zog es wie Sonnenschein, als er durch seinen Garten schritt. Die frühblühenden Sträucher, die schon dick angeschwollene Knospen trugen und die ersten aufgeblühten Zweige der goldenen Rute sah. Und die Blüten der Krokusse, deren Zwiebel er im Herbst unter der Sträuchergruppe angepflanzt hatte, lachten ihm in gelben, weißen, rosa und lila Farben entgegen. Auch der gelbe Märzenbecher öffnete bereits seine Blüten. Der warme. ausgiebige Frühlingsregen in der Nacht hatte überall gut getan.“ („Freude spenden und anderen helfen ist das Schönste und Beste“, Anna Boog, Großer Haus- und Familienkalender 1939)
Die Zeit ist heran, da sich die Natur in schönen Farben präsentiert. Besonders beliebt unter den Frühlingsblühern ist die Frühlingsknotenblume oder Märzenbecher genannt, die auf feuchten, nährstoffreichen Standorten gedeiht und unter strengem Schutz steht. Bekannte Vorkommen in unserer Wanderregion findet man am Robitzer Bach (Robečský potok) bei Neugarten (Zahradky) oder auch auf den Höhen um Proschwitz (Proseč pod Ještědem) am Jeschkenkamm. Aber man findet sie auch ganz in der Nähe. Wir wollen sie heute einmal am Ende unserer Tour besuchen.
Wir wandern zunächst von der Kammbaude/Oybin OT Hain nach Krombach (Krompach), wo es verschiedene schön restaurierte Fachwerkhäuser zu besichtigen gibt, aber auch drei tausendjährige Eiben (also, zusammengerechnet; sie sind zwischen 250 und 450 Jahre alt). Wir bewegen uns in bekanntem Gelände, wandern zum Gulichberg (Kulich), zu den Vierhäusern (Čtyřdomí), weiter nach Juliusthal, Oberlichtenwalde mit dem Zwischenziel Niederlichtenwalde, weil wir endlich einmal in der kuscheligen Restauration „U nas“ einkehren möchten.
Zwischen Juliusthal und der Hammermühle liegt am Wegesrand in traumhafter Lage ein ehemaliger Waldbauernhof, der sich nach der Wende in einem abrisswürdigen Zustand befand. Das Objekt ist hervorragend saniert und stellt einen richtigen Hingucker dar. Ich sage immer: „wenn man etwas fleißiger gearbeitet hätte, hätte man sich so etwas auch leisten können“.
Über die Hochfläche am Steinberg (Kamenný vrch) wandern wir nach Oberlichtenwalde. Etwas trist zu dieser Jahreszeit erscheint das Gelände des ehemaligen Friedhofs, heute eine romantische Andachtsstätte.
Der Gasthof „U nas“ steht schon lange auf der Merkliste der verfügbaren Raststätten am Wege. Leider hat er am fixen Wandertag geschlossen, so dass man auf einen Ausweichtermin orientieren muss. Allerdings sollte man sich mit einer größeren Gruppe anmelden, denn die Plätze sind beschränkt. Auch wenn man etwas Zeit mitbringen muss, so wird es doch ein gemütlicher Aufenthalt in der Restauration mit gutem Essen.
Die zu besuchende Märzenbecherwiese befindet sich in Schanzendorf unmittelbar an der deutsch-böhmischen Grenze. Der Flor ist gerade voll ausgeprägt. Warum erwärmt der Märzenbecher so vielen das Herz. Vielleicht finden wir die Erklärung dazu in der Volkslyrik
Märzenbecher, strahlend weiße Glocken
Nach den eisig kalten Wintertagen
ziehen sie verträumt die Blicke an;
wollen zeigen und uns sagen,
was so früh erblühen kann.
Sie beflügeln die Gedanken
und ermuntern unseren Geist,
dass er über kalte trübe Schranken
freudig in den Frühling reist.
Steigt die Sonne hoch hinauf,
wird es langsam warm und bunter.
Sie weckt nicht nur Blumen auf;
sie macht alle munter!
Der Rückweg führt uns über den Johannisstein (Jánské kameny). Hier begegnen wir einer Felsengruppe, Bestandteile eines Basaltganges, der das weichere Umgebungsgestein durchdrungen hat. Die meisten werden nur die Felsen in der Nähe des ehemaligen Gasthauses kennen, auf welchen eine Aussichtsplattform angelegt wurde. Für Interessierte lohnt es sich aber, ein Stück westlich abzusteigen. Dort sieht man weitere Ausläufer des Basaltganges.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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