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Montag, 1. April 2024

Wanderung zum Schieferberg und zur Weißen Frau

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Es ist eine kleine, felsenreiche Bergwelt, die sich zwischen Schwoika am Südfuße und Bürgstein, der bekannten Sommerfrische am Nordfuße, erhebt. Der große Einsiedler ist ein in letztgenanntem Orte, sowie der Betgraben bei Schwoika sind schon seit langem bekannte und vielbesuchte Punkte dieser Wälder um den Slawitschken (535 m) und Eibenberg, der mit 541 m die höchste Erhebung dieses Gebietes ist. Weniger bekannt ist die Felsenwelt, die vom Nordhang des Slawitschken auf die Wiesen von Bürgstein niedersieht. Hier sind mancherlei Gründe in die hohe Sandsteinterrasse dieses Berges eingerissen, von denen der Zaukengrund der bedeutendste ist. An der westlichen Lehne dieses Grundes steht ein talseits wohl 35 m hoher, nahezu senkrechter Fels, der Kiefernturm (auch rkenkappel genannt), dessen bergseitige Wand wohl nur halb so hoch, aber stark überhängend ist. Das zum Teil weißsandige, außerordentlich zernagte und brüchige Gestein der Talseite ist sehr vorsichtig zu behandeln.“ (Rudolf Kauschka, „Wandern und Klettern“).

Fürwahr, dieses Gebiet hat auf eng begrenztem Raum eine sehr große Anzahl reizvoller Wanderziele zu bieten, darunter schöne Sandstein- und Basaltfelsen. Es geht gut los in Bürgstein (Sloup), denn wir verlaufen uns gleich zu Beginn unserer Tour und gelangen auf unvorhergesehenem Wege zu Neugebauers Kreuz (Neugebauerův křížek) am Fuße des Schieferberges (Šišák). Von dieser schönen Andachtsstätte erhascht man sich schöne Aussichten zum Urteilsberg (Ortel) und den Bergen bei Kunnersdorf (Kunratice u Cvikova) und Brims (Brniště), wie Schmiedsberg (Kovářský vrch), Kränzelberg (Věneček) und Laufberg (Brništský vrch). Unser erstes Ziel ist der Schieferberg, der einfach von der Südseite zu besteigen ist. Der Berg sieht von Weitem ziemlich gerupft aus, so dass sich die Hoffnung nach einer guten Aussicht nährt. Das ist allerdings ein Irrtum, die Buchenstämme am Gipfel verstellen die Aussicht.

Nächstes Ziel ist der Sandsteinkamm, der dem Eibenberg (Tisový vrch) entspringt und am „Matterhorn“ endet. Nun Abstieg in den Betgraben (Modlivý důl) und wieder hinauf zu den herrlichen Basaltformationen des Slawitschken (Slavíček). Das eigentliche Ziel soll aber die Felsnadel „Weiße Frau“ (Bílá paní) sein, die aufrecht einem Steilhang entragt.

Unter solchen Gedanken betreten wir endlich den Wald, an dessen Saume wir bisher vorüber gegangen sind, und gelangen im Schatten des Nadelholzes, der uns freilich in der Morgenkühle nicht viel nützt, nach mehreren Wegabzweigungen zur weißen Frau. Es ist dies ein Felsenzahn oder Felsenkegel von bedeutender Höhe, so dass er wohl auf 15 Meter geschätzt werden kann, und ganz weißlich von Farbe, woraus sich wohl auch der Name dieses Steingebildes erklären mag. Nach der Volkssage hat hier in der Gegend dieses Felsens ein Mädchen öfters während des Gottesdienstes den Wald betreten und daselbst Beeren gesammelt. Oft war sie deshalb von ihren Angehörigen ermahnt worden, lieber das Wort Gottes zu hören, allein um so hartnäckiger beharrte sie bei ihrer üblen Gewohnheit und wurde schließlich in einen Felsen verwandelt. Und das soll derselbe Felsen sein, den wir hier vor uns sehen. … Es sei nur noch bemerkt, dass neben der „Weißen Frau" auch noch ein Felsblock mit schiefgelagerten Säulen sich befindet. Weiter oben aber gibt es eine Vertiefung, woselbst früher ein Vogelherd gewesen sein soll. Das ist Alles, was uns bei unserem Besuche aufgefallen oder bekannt geworden ist. Und so schieden wir mit Befriedigung von der „weißen Frau", welche uns neuerdings zu bestätigen schien, dass Zwerge und Waldweibchen vulkanisches Gestein am allerliebsten zu ihren Wohnungen und Aufenthaltsorten sich zu erwählen pflegten.“ (Amand Paudler, „Forschungen und Wanderungen im nördlichen Böhmen“)

Das Felsgebilde ist beeindruckend, es erinnert uns an ähnliche Naturkonstrukte, wie zum Beispiel den Amtmann bei Stankowitz (Staňkovice) oder den Pilzstein (Skalní hřib) am Binower Spitzberg (Magnetovec).

Nach einem Abstecher zum Felsenkamm am Zaukengrund (Konvalinkový důl) mit Türkenkappel (Turecká hlava/siehe oben) wandern wir entlang des Grafensteiges (Hraběcí stezka) mit schönen Ausblicken über Bürgstein. Alsbald schließt sich unsere Runde. Wackere Mitstreiter steigen schnell noch einmal auf zur Samuelhöhle (Samuelova sluj).

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.

Kirche von Bürgstein


Friedhof von Bürgstein mit deutschen Gräbern



Felsen im Zaukengrund


An Neugebauers Kreuz, mit Ausblick zum Urteilsberg



Zum Gipfel des Schieferberges




Sohrkapelle

Felsenkamm am Eibenberg












Im Betgraben




Basaltfelsen am Gipfel des Slawitschken




Die Weiße Frau







An der Samuelhöhle





Ausblick über Bürgstein zum Kleis

Statuen bei der Kirche von Bürgstein






 

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