Innerhalb der letzten 20 Jahre hinterließen zerstörerische Orkane ein Spur der Verwüstung in den böhmischen Bergen. So riss ein Orkan im Mai 2010 eine Schneise, die sich quer durch das Lausitzer Gebirge zog und erfasste damit auch die Lagen zwischen Tannenberg (Jedlova) und Glasertberg (Travnik). Des einen Leid ist des anderen (gedämpfte) Freud. Ähnlich wie nach der Umweltkatastrophe Ende der 1970-er Jahre im Isergebirge bieten die Kahlschläge, welche durch die Aufräumarbeiten entstanden sind, sagenhafte Einblicke in das umliegende Landschaftsprofil. In diesem Bereich liegt auch der Friedrichsberg (Bouřný), den wir heute als erstes Wanderziel ausgewählt haben.
Wir starten in Oberlichtenwalde (Horní Světlá) mit der Absicht, zunächst den Gedenkstein für Wenzel Röbisch ausfindig zu machen, der am Nesselberg (Kopřivnice) für ihn errichtet wurde, wo den Holzfäller 1913 ein stürzender Baum erwischte. Der Nesselberg erhebt sich kaum über die Hochfläche, auf der verstreut die letzten Häuser von Oberlichtenwalde angesiedelt sind. Die Lage hier oben ist lauschig, nicht wegen der Nähe zur Lausche, die sich hier über den Kamm erhebt, sondern wegen der weitgreifenden Aussicht über das Land.
Ein Abstieg ins Tal bleibt uns auf dem Weg zum Friedrichsberg nicht erspart. Ein interessanter Anziehungspunkt ist dort die Schwefelquelle (Sirný pramen), die am Pfade liegt. Der Anstieg zum Friedrichsberg, der immerhin zu den Siebenhundertern des Gebirges zählt, ist von Westen her moderat. Der Weg verläuft sich am Gipfel, nach Süden und Westen gehen Steilhänge zu Tal. Diese Hänge sind derzeit infolge der Sturmschäden unbewaldet, so dass sich hier die erhofften weiten Aussichten zu Tannenberg (Jedlova) und Tollenstein (Tolštejn) sowie den westlichen Ausläufern des Lausitzer Gebirges, bis hin zum Kaltenberg (Studenec) anbieten. Auf dem Gipfel des Friedrichsberges soll der Sage nach (gemäß Dr. Hantschel) früher eine Burg gestanden haben. Ferner sollen sich am Südfuß des Berges alte Sandsteinbrüche mit interessanten Versteinerungen von Meeresbewohnern befinden.
Den anstrengenden Abstieg wählen wir über den südlichen Abhang. Vorsicht ist dabei geboten, weil noch einige umgestürzte Bäume, vor allem aber die gekippten Stubben und verwachsenen Senken in dem Steilgelände listige Hindernisse darstelle., Der Anblick des sich im Süden stolz aufrichtenden Kleisgipfels (Klíč) lenkt zudem noch unnötig ab. An der Kaufmannsbuche schlagen wir den Weg zur Ruine Mühlstein (Milštejn) ein. Ein herrlicher Weg führt um den Nadeje-Berg herum. Der Kahlschlag erlaubt auch hier schöne Ausblicke auf die Lehnen von Friedrichsberg und Finkenkoppe (Pěnkavčí vrch). Kurze Rast an der Ruine Mühlstein, einst Schutzburg der Zittau-Prager-Handelsstraße. Nach ihrer Zerstörung, vermutlich 1467, fiel die Burg dem Steinbruchbetrieb anheim.
„Unmittelbar beim Bruche erblicken wir die Ruinen der einst mit gewaltigem Mauerwerk versehenen Burg Mühlstein. Die im düsteren Walde versteckte Burg ist ein Bild wilder Romantik. Von ihr ist nur ein Thor und ein Teil der Brustwehr erhalten. Noch 1793 krönte ein hoher Wartturm den südwestlichen Felsen, der einen hübschen Blick auf die Umgegend gewährt. In einer Felsengrotte befanden sich die Wohngelasse der Knappen und die Pferdeställe. Eine prächtige alte Buche beschattet jetzt den Platz.“ (Gottlieb Korschelt)
Vor uns liegt nun der Dürrberg (Suchý vrch), ein wenig geheimnisvoll, da die zum Gipfel führenden Wege nicht gepflegt und wenig begangen sind. Das war wohl auch früher schon so.
‚Hat man einen Führer mitgenommen, so lasse man sich über den Gipfel des Dürrberges, der voller Felsblöcke (von denen einer „Fürstenstuhl“ heißt), aber ganz verwachsen ist u. wenig Ausblick gewährt, den sw. Abhang hinunter über die sog. „Vierzehnberge“ auf den 20 min. entfernten Mühlsteinberg führen...‘ (Franz Hantschel)
Der Gipfel des Dürrberg ist reich gegliedert und beherbergt mehrere Phonolithgruppen, von denen nur die westliche und die nördliche eine schöne, aber begrenzte Aussicht beschert. Unterhalb des nördlichen Gipfels (Heidlstein) geht eine Blockhalde von ordentlichem Ausmaß vom Gipfel ab. Die östliche, von Wald umgebene Felsenfront bildet eine erstaunlich steil abfallende Gesteinsmauer. Felsenfreunde werden hier auf ihre Kosten kommen.
Der Rückweg führt uns durch das Tal des Hammerbaches, wo erfreulicherweise die Pension Hammermühle Speis‘ und Trank für eine letzte Stärkung für uns bereit hält. Das ist auch nötig, denn ein starker Aufstieg zum Steinberg (Kamenný vrch) steht uns noch bevor. Der erhoffte Ausblick von seinem Gipfel in das östliche Lausitzer Gebirge wird durch den Baumbestand vereitelt, aber der umfassende Ausblick von der Hochfläche unterhalb des Steinberg auf Hochwald, Lausche, Dürrberg und Kleis lassen diese Tour genussreich ausklingen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.
Herrliche Ortslage von Oberlichtenwalde
Gedenkstein für Wenzel Röbisch
An der Schwefelquelle
Am Gipfel des Friedrichsberges
Kurzer Durchblick zum Kleis
Reste der Sturmschäden am Friedrichsberg
Liebliche Aussichten vom Nadeje-Berg
Felsentor am Mühlstein
Kreuz und Gebetsfahnen in tibetischer
Tradition am Gipfel des Dürrberges; weitere Fahnen fanden wir am
Silberstein bei Seifersdorf und am Taubenhausgipfel (Isergebirge),
dort sind sie jedoch verschwunden
Ausblick über die Geröllhalde des Dürrberges gegen Oberlichtenwalde
Südliche Felsmauer am südlichen Dürrberggipfel
Restauration an der Hammermühle
Schöne Abendstimmung am nördlichen Ausläufer des Steinberges
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