Dienstag, 5. April 2016

Unterwegs zwischen Proschwitz und Raschen (Land hinterm Jeschken, Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Es ist jetzt die beste Zeit, der Südseite des Jeschkenkammes (Ještědský hřbet) einen Besuch abzustatten oder: dem Land unter dem Jeschken (Podještědí). So richtig schön wird es aber erst, wenn die Hecken und Büsche an den steil nach Süden und seitlich abfallenden Hängen blühen. In diesen Tagen wird man aber die Himmelschlüssel finden und, zu unserer Überraschung, auch großflächige Bestände an Märzenbechern. 

Von Böhmisch Aicha (Český Dub) kommend verbindet eine Landstraße die am Jeschkenkamm gelegenen Dörfer Proschwitz (Proseč pod Ještědem) und Raschen (Rašovka). In Serpentinen windet sich die Straße hinauf, um hinter Raschen wieder hinunter gen Reichenberg abzudrehen. Dieser Abschnitt zwischen Proschwitz und Raschen hat den Charakter einer Panoramastraße, von der aus man weit hinaus ins Land schaut, zum Roll (Ralsko), den Bösigen (Bezdězy), dem Böhmischen Paradies (Český ráj /am Horizont zeigen sich die Türme der Burg Trosky, wenn man weiß, wo man suchen muss), zum Iser- (Jizerské hory) und Riesengebirge. Der gesamte Kamm des Riesengebirges (Krkonoše) trägt heute noch eine geschlossene Schneedecke, während hier im Land unter dem Jeschken der Frühling eingezogen ist. Wer mit dem Auto auf diese Straße herauf kommt, geht in der Regel vom Gas und nimmt sich Zeit zum genießen dieses außergewöhnlichen Panoramas. Größer noch ist die Begeisterung der Fahrradfahrer, die sich aus eigener Kraft hinauf auf diese Straße gequält haben. 

Wir legen die Strecke zwischen Proschwitz und Raschen zu Fuß zurück und zwar auf Wegen und Nichtwegen oberhalb und unterhalb dieser Landstraße. Dort, wo die alten Wege nicht mehr vorhanden sind, ist es ein mühsames Vorwärtskommen, denn es geht quer durch Schlehengebüsche in steilem Gelände, die bald die Hänge in zauberhaftes Blütenweiß verwandeln werden. Abwechselnd geht es hinab ins Tal und wieder hinauf auf den nächsten Seitenkamm. Hat man einmal den Kammweg zum Jaberlich (Javornik) erreicht, ist es ein leichtes Fortschreiten zu den oberhalb von Raschen gelegenen Wiesen.

Von Raschen aus geht es hinauf zu den Bergbauernhöfen, die sich dort unter rauen klimatischen und kargen Bodenverhältnissen angesiedelt haben. Von hier ist die Aussicht überwältigend. Die Wirtschaften dienen wohl heute eher als Wochenend- oder Feriengrundstücke. Die Wälder in dieser Gegend sollen nach Überlieferungen bereits im 12. Jahrhundert besiedelt worden sein, die erste urkundliche Erwähnung von Proschwitz datiert aus dem Jahr 1535. Um Proschwitz herum befanden sich früher kleine Steinbrüche, aus denen Edelsteine geborgen wurden. 

In der Nähe der Gehöfte befindet sich noch der urige Berggasthof 'U Šámalů'. Ein frisch gezapftes 'Svijany' Bier, dazu eine eingelegte saure Wurst (Utopenec) – und die Zufriedenheit kann größer nicht sein. Aber Achtung: wer sich deswegen auf den Weg nach hier oben begibt - das Lokal hat derzeit nur an Wochenenden geöffnet!

Zwischen dem Lokal und den Gehöften findet man dann die blühenden Märzenbecher.



Blick von Proschwitz zu den Bösigen


Bei genauem Hinschauen sieht man Burg Trosky


Der Weg entlang des südlichen Jeschkenkammes führt durch kleine Täler mit landestypischen Fachwerkhäusern




Bauernhof in Raschen


Auf dem Weg zu U Šámalů




Das urige Interieur des Gasthofes






Gehöfte am Jeschkenkamm und Märzenbecherwiesen











Kapelle in Proschwitz

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