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Mittwoch, 18. Juni 2025

Wanderung zu den Mondviolen an der Dorflehne

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Die Mondviolenblühte liegt in den letzten Zügen. Also nichts wie hin! Man weiß, dass es einen geschützten Bestand auf dem Limberg (Jezevčí vrch) bei Hermsdorf (Heřmanice) gibt, aber eben auch andere Vorkommen im Lausitzer Gebirge, z.B. dieses

Wohl nur wenigen Naturfreunden in unserem vom Erdenschöpfer mit Naturschönheiten so reich bedachten Nordböhmerlande und auch nicht vielen Gebirgswanderern der engeren Heimat ist ein Fleckchen Erde bekannt, das mit seiner stillen Einsamkeit, aber auch mit seiner seltenen Zier mich stets mit inniger Freude erfüllt hat, so oft ich auch meine Schritte hinlenkte - die „Dorflehne". Ich selbst kenne den Abhang erst seit wenigen Jahren. Der Gebirgsrücken gehört zu den Ausläufern des Kaltenberges, und der Name „Dorflehne" mag wohl von dem auf der Höhe gelegenen Dorfe Hasel herzuleiten sein. Die Kenntnis dieses Erdenfleckchens verdanke ich dem Herrn Med. Dr. Josef Rothe, mit dem ich einst in der schönen Ferienzeit einen Spaziergang nach der „Dorflahne" – wie der Volksmund spricht - unternahm. Die „Dorflehne" liegt in westlicher Richtung von der „Kreuzbuche", und man kann sie von dort nach einer nur kurzen Wanderung auf einem neuen und breiten, von der Forstverwaltung angelegten Wege erreichen. Dieser zweigt etwas nordwärts der Kreuzbuche von der Reichsstraße ab und führt am Abhange des sogenannten „Schwarzen Hübels" entlang durch herrlichen Waldbestand bis auf die „Halbstraße". Wir wandern diesen Weg und gelangen etwa auf halbem Wege bald zu einer Stelle, die von der Höhe angefangen bis weit unterhalb des genannten Weges mit Tausenden von Pflanzen ein und derselben Art bedeckt ist. Es ist die „Spitzfrüchtige Mondviole" (Lunaria rediviva) . Der Volksmund bezeichnet sie mit dem allgemeinen Namen : „Nachtschatten“. Ein alter, herrlicher Buchenbestand, vermischt mit Nadelholz. bedeckt den Abhang, und unter dem Schatten der mächtigen Kronen erblüht die Mondviole zu außerordentlicher Pracht. Die Pflanzen sind einen Meter hoch und ähneln in der Farbe mit ihren lilafarbigen Blütenköpfen der in den Häusern gezogenen Hortensie.

Gegen Ende Mai steht die „Dorflehne" im vollsten Blütenschmucke. Es ist ein Meer von Blüten, an denen sich das Auge nicht satt zu sehen vermag. Die Blüten hauchen einen starken Wohlgeruch. Es ist ein liebliches Bild, das jedem Naturfreunde eine große Freude bereitet - Aber auch nach der Blütezeit ist es lohnend, die „Dorflehne" zu schauen. Da hängen an den Pflanzen die breiten Schoten und verleihen dem nun veränderten Bilde einen eigenen Reiz.

Ich kann daher jedem Naturfreunde einen Spaziergang nach der „Dorflehne" empfehlen; er wird gewiß seine Freude finden.

Nur eines liegt mir noch am Herzen. Wie, wenn die alten Buchen, deren Blätterkronen die Mondviole bisher schützten, einst der Axt zum Opfer fallen sollen? Wird man Rücksicht nehmen auf diese Seltenheit? - Es erscheint mir für gut, jetzt schon bei der fürstlichen Forstverwaltung dahin zu wirken, daß der Streifen Waldes, der das Heer der schönen Mondviolen birgt, bestehen bleibe. Es sei damit eine Anregung gegeben, deren sich der ,,Nordböhmische Exkursionsklub annehmen könnte.“ (Ludwig Schlegel, „Eine Naturseltenheit“, Mittheilungen des NEC, 1904)

Ludwig Schlegel wurde erhört. Die Dorflehne wurde als Naturflächendenkmal umzäunt (mit Durchgang) und auch sonst wurde seitens der Forstwirtschaft mit dem Wald ziemlich behutsam umgegangen. Abgesehen von den Wegen, die stellenweise durch die schwere Technik arg gelitten haben.

Unsere Wanderung beginnt an der Kreuzbuche (Křížový buk) und natürlich gehen wir nicht auf dem schnellsten Wege zur „Dorflehne“ sondern binden sie in eine schöne Runde ein. Wir wandern zunächst zum Kleinen Himpelsberg (Kamzičí vrch, der bis 2006 Chřibský vrch geheißen wurde). Man weiß nicht, was die sich dabei gedacht haben, der ist nämlich mit seinen 623 m höher als der Große Himpelsberg (Na Širokém ) mit 563 m, wenn man den Informationen der Seite des Lausitzer Gebirges (http://www.luzicke-hory.cz/mista/index.php?pg=zmchrvd) folgen möchte.

Der zum Teil steile Weg auf den Himpelsberg ist erstaunlich gut beschaffen, denn er wurde früher bereits stabil ausgebaut, ob aus touristischen Gründen oder zwecks forstwirtschaftlicher Nutzung wissen wir nicht. Wir halten den Gipfel des phonolithischen Himpelsberges als einen der schönsten im Lausitzer Gebirge. Gegen Süden fallen die Felswände steil ab, von wo sich hübsche Aussichten ergeben, weiter oben geht eine schöne Steinhalde vom Gipfel ab.

Wir wandern nun über Schönfeld (Krasné Pole) hinunter nach Kreibitz (Chřibská), laben uns im Restaurant Radnice und steigen dann wieder zum Kamm in Richtung Buchhübel (Bukovina) auf. Damit ist der Anstieg geschafft, die letzten Kilometer geht die Forststraße recht eben zurück zur Kreuzbuche. Dabei passieren wir auch die „Dorflehne“. An einigen Stellen bieten sich herrliche Ausblicke zu Himpelsberg und Großem Ahrenberg (Javor).



Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Aufstieg zum Himpelsberg






Am Gipfel des Himpelsberges









Schnappschüsse auf dem Weg durch Schönfeld















Marktplatz in Kreibitz





Es geht wieder hinauf auf den Gebirgskamm





Nicht alle Wege entsprechen unseren Vorstellungen






Aussichten in Richtung Himpelsberg und Großen Ahrenberg



An der Dorflehne bei den Mondviolen





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