Mittwoch, 25. Juli 2018

Zu alten Bekannten auf neuen Wegen und jede Menge Zecken (Ixodida)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Man wird schon bemerkt haben, dass es uns immer wieder zu den Basaltfelsen der heimischen Gebirge zieht. Die Urkräfte der Erde, die sich hier in Gestalt erkalteter Lavamassen in Erinnerung bringen, faszinieren uns. 

Auf unserer heutigen Wanderung besuchen wir alte Bekannte im Raum Kittlitz (Kytlice) /Hillemühl (Mlyn), natürlich auf neuen Wegen. Die Felsen treten hier in höchst unterschiedlicher Form zu Tage. Zunächst steigen wir aus dem Tal des Kamnitzbaches (Kamenice) hinauf zum Großen Ahrenberg (Javor). Hier finden wir das Gestein im Gipfelbereich, der dicht mit Laubgehölz, vorwiegend Buchen besiedelt ist.Man vergesse nicht einen kurzen Abstecher zu dem kleinen Vorberg Javornik mit seiner schönen Blockhalde.


Der flache Scheitel des Berges [Großen Ahrenberges] ist an seinem Ostrande von hohen und steilen Basaltfelsen begrenzt, die unregelmässig säulenförmig abgesondert sind. … Im West- und Südhange des Javor bilden zahlreiche kleinere Felsen mit unregelmässiger Absonderung eine lockere Zone. Einer dieser Felsen, der isoliert etwas unterhalb (*) des Weges steht, hat eine schön zuckerhutartige Form und wird manchmal auch von Bergsteigern bestiegen.“ (www.Luzicke-hory.cz) (*) oberhalb wäre richtig

Und Dr. Hantschel erzählt uns noch, „Am n. Fuße des gr. Ahrenberges, in dem dort anstehenden Sandtsein findet sich ein verbrochener Stollen, die sog. „Silbergrube“, in der man wahrscheinlich nach Eisenerzen gesucht hat.

Die Aussicht am Ahrenberg ist im Gegensatz zu früheren Beschreibungen heute eingeschränkt, deshalb können wir uns mit der diesigen Wetterlage am heutigen Tage arrangieren. Die Meteorologen haben sich ausnahmsweise mal wieder geirrt. Wie mir nachher zugetragen wurde, hatte sich unerwartet ein kleines Zwischentief eingeschoben, welches uns – wäre das vorher bekannt gewesen – keineswegs zu einer Tour zum Mittenberg (Střední vrch) animiert hätte, den wir jetzt ins Visier nehmen. Nach Querung des Kamnitztals steht zunächst aber der Aufstieg zum Herdstein an und zwar durch einen urwaldartig verwachsenen Hohlweg. Der Herdstein ist, völlig unverdient, im Ensemble der umliegenden Bergwelt kaum beachtet, denn die Basaltstöcke, die dem Gipfel des Berges entragen, sind bemerkenswert schroff und schön anzusehen. Der Gipfel ist von Wiesen umgeben, die es zu durchstreifen gilt, will man an die Felsen heran. 

Diese Wiesen stehen aber unter einem schwerwiegenden Verdacht. Am Folgetag – viel zu spät – wurde durch einen Wanderfreund eine Zeckenwarnung herausgegeben. Insgesamt hat er Stücker 19 von seinem Körper entfernt, weshalb er sich die Frage gefallen lassen musste, wie viele Leberflecken er wohl mit entfernt habe. So oder so, das ist der absolute, bisher aufgestellte Rekord, gefolgt von 10 Zecken beim Zweitplatzierten. Bei mir waren es bloß 5. 

Was weiß man über die Zecke, auch Holzbock genannt? Am wichtigsten ist die Kenntnis, dass dieses Insekt böse Krankheiten übertragen kann, nämlich die Frühsommermeningitis (FSME) und die Borreliose. Dazu muss man aber auch wissen, dass die Zecke ein sehr diszipliniertes Tier ist, die den ihr zugewiesenen Wirkungsbereich nicht verlässt. Und jede Zecke weiß das. Das kann man hier schön an dieser Grafik (Stand 2018) sehen. Sie überschreitet also im Bereich Nordböhmen nicht die Grenzanlagen in Richtung Deutschland. Mein Hausarzt sagte, das sei Quatsch und empfahl mir eine Impfung. Ich bin seinem Rat unmittelbar gefolgt und ließ mich immunisieren. 

Noch ist von den Zeckenbissen nichts zu spüren, so dass wir uns frohen Mutes zum Mittenberg (Střední vrch) auf machen. Hier tritt das reich gegliederte Basaltgestein im Gipfelbereich weithin sichtbar hervor und bildet oben ein herrliches Plateau aus, auf dem es sich gut lagern und eine ausgedehnte Gesamtschau über die umliegende Bergwelt halten lässt. Der Zugang zum Gipfel wurde bereits 1896 vom Oberpreschkauer (Horní Prysk) Gebirgsverein hergerichtet. Zu allem Glück tritt nun doch noch die Sonne hervor. Dass der Mittenberg einer der besten Aussichtsberge der Region ist, hatten wir bereits früher kundgetan, z.B. hier, hier und hier. Aber nicht nur die heutigen Erstbesteiger des Berges sind von der großartigen Kulisse hingerissen, auch die Wanderfreunde, die schon einmal hier waren, sind von diesem Naturwunder fasziniert, gerade auch deshalb, weil der Gipfelbereich von dem Flor des Fingerhuts verziert wird, wie vorher bereits am Herdstein gesehen. Nach einer verdienten Pause treten wir den Rückweg nach Hillemühl an, wo unsere heutige Wanderung begann.

Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.



Waschküche auf dem kleinen Vorberg des Großen Ahrenberges, dem Javornik




Zu den Felsmassen am Gipfel des Großen Ahrenberges










Nicht immer kommt man trockenen Fußes an sein Ziel


Im Umfeld des Herdsteins




Etwas mühsam ist der Aufstieg zum Mittenberg, dafür wird man mit einem großartigen Panorama belohnt










Letzter Blick zum Großen Ahrenberg, jetzt mal bei schönem Wetter

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