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Montag, 29. Mai 2023

Wanderung zum Jaberlich

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Eine der Traumtouren des Vorjahres war die Wanderung nach Zwetlai (Světlá pod Ještědem) am Jeschkenkamm. Die faszinierende Baumblüte war in vollem Gange und erwärmte das Gemüt. Dieses Erlebnis schreit förmlich nach einer Wiederauflage, natürlich auf anderen Wegen. Als Ausgangspunkt der Wanderung wählten wir Proschwitz (Proseč pod Ještědem), wissend, dass Parkmöglichkeiten hier ziemlich rar sind. Man befährt also die Panoramastraße von Schimsdorf (Šimonovice) Richtung Proschwitz und achte rechterhand auf einen Spielplatz, an dem sich einige Parkmöglichkeiten befinden. Hier geht es los.

Wir befinden uns in hoher Lage über dem südlichen Jeschkenvorland, die uns weite Aussichten beschert. Zugleich ist die Tour aber mit einem ziemlichen Auf und Ab verbunden, nicht immer auf festen Wegen. So führen hier und da von den Weilern kleine Wirtschaftswege zu den Bergwiesen, wo sie enden. Hier muss man sich einen Anschluss zur nächsten Länderei suchen, zuweilen durch wildes Gestrüpp. Also wandern wir zunächst von Proschwitz zu dem in einem Tal versteckten Nest Bistrei (Bystrá). Hier schwerer Bedienfehler am GPS-Gerät, so dass wir anstatt den Fußweg zu nutzen, auf einem extrem steilen Anstieg eine Anhöhe stürmen wo es wirklich nichts zu sehen gibt. Erst nach dem Durchstieg zur nächsten Bergwiese geht es bequem weiter nach Bohdanken (Bohdánkov).

Die hiesigen Ortsbezeichnungen muten ein wenig eigenwillig an. Das mag daran liegen, dass wir uns hier an der ehemaligen deutsch-tschechischen Sprachgrenze befinden, in der die deutschen Ortsbezeichnungen einfach von den tschechischen Namen abgeleitet wurden, so z.B. Scharing (Źdárek), wohin uns der Weg von Bohdanken führt.

Scharingen, am Südwestabhange des Jaberlichs gelegen, zerfällt in zwei Teile: Deutsch-Scharingen und Böhm.-Scharingen; ersteres gehörte früher zum Gute Siebendörfel und ist seit 1869 dem Reichenberger Bezirke einverleibt; letzteres war ehedem ein Bestandteil des Gutes Sechsdörfer und ist derzeit dem Turnauer Bezirke zugeteilt. …

 Die Ortschaft Scharingen wird urkundlich das erstemal 1547 als „Źdárek“ genannt. Der Name Scharingen (Scharigen, 1615 Schäringen) ist gleichwie Scharchen (am Semmelberge unweit Liebenau) nur die der deutsche Zunge anbequemte Form des weitverbreiteten tschechischen Ortsnamens Žďár-, Źdárek; dies läßt der Umstand klar erkennen, daß sowohl Scharingen am Jaberlich als auch Scharchen am Semmelberge von den Tschechen Źdárek genannt wird. Die Lautung Scharingen, Scharchen (aus Scharige) erklärt sich (nach Topper) leicht durch die Biegung: Źdárk-u nach Sch... (prede Źdárkem (vor Sch), auch allein Źdárkem (durch Sch.) mezi Źdárkem a Bezděčínem (zwischett Sch. und Bösching). Źdárek ist die Verkleinerungsform von Žďár; dieses jetzt veraltete und ganz außer Gebrauch gekommene Wort bedeutet nach Rank „gespaltenes Holz“, auch Leichenbrandstätte-, nach Dejnek aber auch nur eine bloße „Brandstätte, besonders den Meiler beim Kohlenbrennen“. („Heimatkunde des Reichenberger Bezirkes“, Ant. Fr. Ressel; 1903-1905)

So,hätten wir auch das geklärt. Allerdings drängt sich mir die Mutmaßung auf, dass vielleicht anstelle der sprachlichen Verrenkungen der Gebrauch der Kunstsprache Esparanto in dieser verzwickten Lage sinnvoller gewesen wäre. Alles in allem aber ist Scharingen wunderbar auf dem Rücken des Jaberlich gelegen. Von hier schweift der Blick weit in die nun zum Böhmischen Paradies übergehende Landschaft mit Kosakow (Kozákov), Trosky (Trosky) und Wiskersch (Vyskeř).

Nun geht es stramm hinauf zum Jaberlich (Javornik), wo uns im Riesenfass eine leckere Mahlzeit serviert wird. Der Höhepunkt der Wanderung kommt natürlich zum Schluss. Den Rückweg verlegen wir über Raschen (Rašovka) zum Lubokaier Kamm (Hlubocký hřeben) bis hinauf zum (wochentags geschlossenen) Berggasthof „U Šámalů“. Beim Blick hinüber zum Isergebirge erinnern wir uns an unsere Ausflüge zum Kaiserstein (Císařský kámen) und zum Proschwitzer Kamm (Prosečský hřeben, am Isergebirge). Die in einer geschützten Senke gelegenen Bänke laden zu einer letzten, aber ausgedehnten Rast ein. Begibt man sich auf den davor liegenden Hügel, breitet sich eine atemberaubende Landschaft vor den Augen des Wanderers aus. Besondere Attraktion sind heute zwei freilaufende Pferde, die sich alsbald unter die Gesellschaft mischen, sich streicheln lassen, aber dafür natürlich etwas von den mitgeführten Köstlichkeiten abhaben wollen, Äpfel und Gemüse zum Beispiel sind sehr willkommen. Meinen Strohhut konnte ich gerade noch so vor ihrem Appetit retten. Vorbei an den alten Bergbauernhöfen treten wir den Rückweg nach Proschwitz an.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Von Proschwitz nach Bistrei















 Von Bistrei nach Scharingen













Über den Jaberlich nach Samalu













Liebe Gäste bei der Wanderrast



Zurück nach Proschwitz






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