Einer von den großartigen Aussichtsbergen Nordböhmens ist der Kosakow. Kurz und bündig entscheide man sich für einen Besuch, wenn schönes Wetter ansteht mit der Chance auf Fernsicht. Dann erwartet einen auf dem Kosakow ein schönes Erlebnis. Schon Franz Klutschak war der Abstecher zu diesem Berg im Böhmischen Paradies ein Kapitel in seinem 1860 erschienenen Buch 'Auf der Reichenberg-Pardubitzer Bahn ins Gebirge' wert, obwohl ihm damals bei weitem noch nicht der Reise-, Informations- und Versorgungskomfort der Gegenwart verfügbar war. Daher empfiehlt er auch
'Indessen dürfte es doch gerathen sein, entweder in Semil oder einem der Dörfer, die man passirt, einen der Gegend wirklich kundigen Cicerone aufzusuchen, um mit dessen Hilfe sich betreffs der Aussicht rascher zu orientiren. Diese ist eben so weit als großartig; zieht man von dem mit freiem Auge am südwestlichen Horizont deutlich wahrnehmbaren Georgsberg bei Raudnitz eine Linie zur Schneekoppe, welche im Nordosten die Aussicht abschließt, so erhält man für das Rundpanorama vom Kosakow eine, gerade über den Standpunkt des Beschauers führende Durchschnittslinie von 14 Meilen.' (ich habe nachgemessen, das stimmt; eine Böhmische Meile = 7.480 m).
Auf dem Kosakow, der heute mit dem Auto erreichbar ist, befindet sich ein stählerner Aussichtsturm, daneben eine Gaststätte und ein Kiosk. Am westlichen Hang wird emsig mit Gleitschirmen geflogen. Beifall braust auf, wenn es der Starter gerade so über die Baumwipfel geschafft hat. Mutige lassen sich von der Thermik ganz weit nach oben tragen. Ein Vergnügen, welches F. Klutschak noch vollends unbekannt war, er musste sich noch mit der rauen Wirklichkeit des Daseins begnügen :
'Da einmal Speis und Trank von vielen Touristen ebenso hoch geschätzt werden, wie hübsche und weite Aussichten, so wollen wir hier nur kurz bemerken, dass sie von diesen Genüssen auf dem Kosakow nur das finden, was sie selbst an etwaigen Vorräthen mitbringen. Denn oben am Kosakow bietet sich kein wirthlich Dach und auch in den Dörfern an dessen Fusse, deren ärmliche Hütten mit dem gepriesenen Edelsteinreichthum des Berges contrastiren, findet man wohl nur ausnahmsweise ein trinkbares Bier. Wohl aber entsprudeln dem Kosakow mehrere Quellen, die dem Durstigen ein treffliches und jedenfalls billiges Surrogat für mangelnde andere Getränke liefern.'
Für geologisch Interessierte dürfte tatsächlich interessant sein, dass der Kosakow über ein reiches Vorkommen an Edelsteinen verfügte. Klutschak schreibt: 'Sein Ruf in dieser Hinsicht war so gross, dass die wälschen Edelsteinsucher, welche das Riesengebirge und namentlich die Iserwiese durchwühlten, ihn nie unbesucht liessen, und fast immer durch eine ergiebige Ausbeute an Chalcedonen, Achaten, Carneolen, Jaspisen, Amethysten etc. ihre Mühe gelohnt fanden'. Man sollte sich heute bei der Schürferei nicht erwischen lassen, denn Teile des Berges stehen unter Naturschutz.
Wir entsagen der Bequemlichkeit und erwandern den Berg von Klokotsch (Klokočí u Turnova) aus. Von Koberwald (Koberovy) steigen wir über den langgezogenen Bergrücken zum Kosakowgipfel auf. Mit stetigem Höhengewinn verbessert sich die Aussicht auf die umliegenden Gebiete, besonders natürlich auf das Böhmische Paradies und das Riesengebirge. Wie Spielzeug liegt die stattliche Burgruine Trosky unter uns, gegen Kleinskal (Mala skala) die dolomitenähnlichen Dürren Felsen (Suche skaly) und als weiteres Ziel unserer Wanderung, die Klokotscher Felsen . Dieser etwa 1,5 Kilometer lange Sandsteinkamm erhebt sich über der Ortschaft Klokotsch. Mit der begehbaren Felsenburg(ruine) Rothenstein (Rotštejn) stellt er ein besuchenswertes landschaftliches Kleinod dar. Hat man auf dem Heimweg noch Zeit, kann man den Dürren Felsen einen Besuch abstatten, aber dies ist eigentlich einer separaten Tour vorbehalten.
Aufstieg von Koberwald zum Kosakow, der Jeschken im Hintergrund
Herrliche Aussichten vom Gipfel des Kosakow
Startbedingungen für Gleitflieger
Gewagte Höhen
In den Klokotscher Felsen
Burg Rothenstein...
Die Dürren Felsen = Klein Skaler Dolomiten
Ein Kletterparadies – Die Dürren Felsen
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