Donnerstag, 9. Juli 2020

Wiskersch ist eben paradiesisch! (Hruba Skala, Waldstein)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Weil es so schön war…

… erinnern wir uns an eine frühere Wanderung, die wir mit neuen Wanderfreunden nun in etwas verändertem Modus wiederholen. Natürlich passen wir das Wetter ab, um das größt mögliche Erlebnis für uns heraus zu holen. Die Reise geht ins Böhmische Paradies, welches wir ganz individuell und ohne Anspruch auf topografische Richtigkeit in drei Regionen einteilen: das ist die Region zwischen Mannsberg (Mužský), Kost und Groß Skal (Hruba skala), das ist der Jeschken-Kosakow-Kamm (Ještědsko-kozákovský hřbet) vom Bienertberg (Bienertův kopec) über Klein Skal (Mala Skala) bis zu den Klokotscher Felsen (Klokočské skály) und die Region um Jitschin (Jičín) zwischen Kosakow und Kumburg, den Prachauer Felsen (Prachovské skály) und Trosky.

Ausgangspunkt der Wanderung ist Groß Skal. Gleich zu Beginn unserer Tour treten wir in die Welt der Sandsteinriesen ein, die sich als mächtige Quader oder schlanke Felsnadeln beidseitig des Weges auftürmen. Es ist aber nur die Ouvertüre, richtig üppig wird es am Wege zwischen Bad Wartenberg (Sedmihorky) und Schloss Wallenstein. Von der Janova Aussicht überblicken wir die Arena der steinernen Giganten: Kosakow, Berg Tabor und die Ruine Trosky bereichern die Kulisse. Ein Stück des Weges weiter erreichen wir die Burg Wallenstein (Valdštejn). Bei unserem letzten Besuch standen wir vor verschlossenem Tor, heute ergibt sich die Möglichkeit einer Besichtigung.

Die Ursprünge der romantischen Burganlage, die auf drei Sandsteinblöcken errichtet wurde, werden im 13. Jahrhundert vermutet. Zwischen 1620 und 1821 war die Burg im Besitz der Familie Wallenstein. Die nachfolgenden Eigentümer, die Unternehmerfamilie Aehrenthal bemühten sich um die Erhaltung des Anwesens und setzten den Umbau des Schlosses fort, wobei nicht alles so richtig reibungslos abgelaufen zu sein scheint

Der Anblick dieser Burg macht einen höchst eigenthümlichen Eindruck, weil sich zu der alten noch eine neue Ruine gesellt hat. Das einstige, auf hohem Sandsteinfelsen erbaute Schloß ist bis auf einige spärliche Trümmer verschwunden, und noch vor nicht gar langer Zeit konnte man nur mit vieler Beschwerde über Schutt- und Steingerölle hinweg klimmend, zu derselben gelangen. Herr Alois Ritter von Aehrenthal faßte deshalb den Entschluß, die Burg theilweise nach dem ursprünglichen Plane wieder herzustellen und durch eine Straße mit Wartenberg zu verbinden. Zu diesem Zwecke wurde im Jahre 1841, als gerade der Bau des Bades Wartenberg seiner Vollendung nahte, mit großen Kosten die oben erwähnte Steintreppe angelegt und ein Thurm nebst mehreren Zimmern im entsprechenden Style erbaut. Indessen das ganze erwies sich nur zu bald als vollkommen verfehlt, weil man den Plan und die Durchführung desselben in hierzu nicht geeignete Hände gelegt. Jetzt trägt auch schon dieser Neubau Zeichen des Verfalles an sich, und nur die äußerste solide Steintreppe dürfte noch lange dem Zahne der Zeit trotzen und der Besuch der Stätte, wo einst die Ritter mit ihren Mannen gehaust, ermöglichen.“ (E.B. (Anonymus), „Bad Wartenberg auf Groß-Skal und seine Umgebung“, 1868/1871)

Die Aehrenthaler wurden infolge der Beneš-Dekrete enteignet, heute ist die Stadt Turnau (Turnov) Eigentümerin der Burg. Das romantische Anwesen, welches stolz auf den Felsen ruht, zieht die Blicke schon bei einer Vorbeifahrt auf der Straße zwischen Turnau und Jitschin auf sich. 

Unser nächstes Ziel ist der bemerkenswert gepflegte Fachwerk-Bauernhof Kopicův statek und das Felsental Dešt'ove údolíčko (hier beschrieben) mit seinen skurrilen Felsreliefs, die eher ein Anziehungspunkt für Kinder sind. Da wir eine längere Mittagspause an würdigem Orte eingeplant haben, lassen wir uns nicht weiter aufhalten und streben Wiskersch (Vyskeř) entgegen. Auf einem Hügel über dem Ort thront weithin sichtbar die Kapelle der Hl. Anna. Die Fernsicht des heutigen Tages erlaubt hier weite Blicke über das Böhmische Paradies zu den Höhen des Böhmischen Mittelgebirges, des Lausitzer-, Iser- und Riesengebirges, vis a vis in der Nachbarschaft nicht zu vergessen die erhabenen Türme der Ruine Trosky. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Das tun wir ausgiebig und vertilgen ganz nebenbei die mitgeführten Leckereien. 

Auf dem Rückweg werfen wir noch kurz einen Blick auf und in das Schloss Groß Skal, was aber nach den Erlebnissen des Tages kaum noch größere Beachtung findet (vielleicht ist der eine oder andere auch bloß fußlahm).

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Felslandschaft bei Bad Wartenberg







Schloss Wallenstein






Bauernhof Kopicův statek




Im Felsental Dešt'ove údolíčko







Landschaft bei Wiskersch












Durch das Mäuseloch zum Schloss Groß Skal








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