Das Lausitzer Gebirge kann man gut und gerne als das Gebiet der Heimatberge ansehen, von dem man glaubt, es gäbe dort nichts mehr Neues. Dass dem nicht so ist, erfahren wir auf der heutigen Tour. Wir begeben uns nach Bürgstein (Sloup), eigentlich eine hinreichend bekannte Umgebung.
Am Balleberg (Hrouda) bei Zwickau (Cvikov) entspringt der Dobernbach (Dobranovský potok), ein kleiner Zufluss der Polzen (Ploučnice), mit der er sich bei Dobern (Dobranov) vereinigt. Zunächst nimmt er seinen Lauf durch das idyllische Tal der Einsamkeit (Údolí samoty), wird im Rodowitzer Teich (Údolí samoty) gestaut und erreicht dann Bürgstein, wo er hinter dem Einsiedlerstein durch die Felsschlucht Zigeunergrund (Cikánský důl) mäandert. Wir folgen dem Bach bis Pihl (Pihel). Weiter südlich schlagen wir einen Bogen - wir wollen ja eigentlich in die Bürgsteiner Schweiz – und wandern mit schlammig schweren Schuhen über eine weite Wiesenlandschaft, von deren sanften Höhen sich ein schönes Rundbild von den umgebenden Gebirgszügen ergibt, schön im Süden die Mickenhaner Steine (Provodínské kameny) und das Kummergebirge (Hradčanské stěny).
Der Weg ist beschwerlich, da das Gelände gerade einer Roßkur unterzogen wird und Bestandteil einer großangelegten Landschaftsgestaltung ist. Hier im Norden der Stadt Böhmisch Leipa (Česká Lípa) entsteht als Ausdruck des gehobenen Lebensgefühls gerade ein gewaltiger Golfplatz - der wievielte eigentlich im Großraum Reichenberg (Liberec)? Keine Ahnung, ob man nach Fertigstellung der Anlage diesen herrlichen Korridor als Golfbanause noch durchwandern kann. Es wäre schade drum.
Wir wenden uns jetzt wieder den Bürgsteiner Bergen zu, vor uns die Galerie der Schwoikaer Felsen, dahinter Eibenberg (Tisový vrch) und Slawitschken (Slavíček). Der Basaltgrat auf dem Slawitschken ist immer einen Aufstieg wert, gerade heute, da wir entlang der über den Gipfel führenden Schneise von der guten Sicht profitieren können. Von hier folgen wir hin zum eigentlichen Ziel unserer Tour den Spuren Rudolf Kauschkas, der die natürlichen Schönheiten der Heimat so wunderbar beschreiben kann :
'… (wir) tummelten uns dann vereint genau nordwärts den steilen Hang hinab. Der untere Teil unseres Berges hat eine platoartige Gestaltung und schiebt nach Norden mehrere, durch kleine Gründe getrennte Felszungen vor. Wir erreichten die östlichsten, schon ganz mit Schwarzbeeren übersäten Felsvorsprünge und hatten hier auch nach Osten und Westen unbehinderten Blick. Was vor uns lag: der junge, tiefe Wald, die sonnig grünen Gebreite der Wiesen und Felder in festtäglicher Ruhe, die stillen Dörfer Bürgstein und Rodowitz, dann wieder Wald, der steile, mächtig aufstrebende Kegel des Kleiß und noch weiter draußen die bekannten Lausitzer Waldberge, halb rechts und viel näher aber der schön geformte Ortelsberg, das alles hatten wir schon erspäht. Östlich von uns nur Waldgründe, westlich jedoch ragte eine Felsenstadt auf, wie wir sie uns nicht gedacht hatten. Zwar waren die meisten dieser Felsen vom Massiv des Berges nicht oder nur wenig losgetrennt, aber ihre Abstürze in die Gründe waren doch tief und kühn.'
Die Zeilen schmeicheln sich ein, auch wenn die Natur sich heute in anderen Farben zeigt, denn an Heidelbeeren und den grünen Gebreiten der Wiesen und Felder mangelt es noch, dafür leuchten letzte Schneereste vom Gipfel des Kleis (Klíč) herüber. Eine bessere Aussicht, als die von Kauschka beschriebene, bietet sich jenseits des Zaukengrundes (Konvalinkový důl). Hier führt ein Pfad hinaus auf einen felsigen Bergkamm, welcher an der Aussicht 'Über dem Fuchsloch' (Nad Liščí dírou) ausläuft.
Durch den Zaukengrund verlassen wir das Felsmassiv; alternativ könnte man über den Grafensteig (Hraběcí stezka) zurück nach Sloup wandern, der entlang der westlichen Front der Bürgsteiner Schweiz verläuft. Auch entlang dieses Weges sind noch einige Aussichtspunkte eingerichtet.
Im Zigeunergrund
Kapelle der Maria Magdalena in Pihl
Slawitschken und Eibenberg
Langenauer Berg
Die Schwoikaer Felsenstadt
Kapelle St. Wenzel in Schwoika
Ronberg, Kosel und Leipaer Spitzberg
Basaltgrat in steilem Gelände auf dem Slawitschken
Aussicht vom Fuchsloch zum Kleis
… zum Ortel und den Kämmen des Lausitzer Gebirges (mit Hochwald)
Felsturm im Zaukengrund
Der Einsiedlerstein
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