Jährlich zum Ostersonntag wird in
Ostritz der christliche Brauch des Saatreitens gepflegt, der
Überlieferung zufolge seit 1628. Die Bauern umreiten die Fluren
und
erbeten den kirchlichen Segen für eine gute Ernte. Der Weg führt
von der katholischen Kirche zu Ostritz zum Kloster Sankt
Marienthal.
An verschiedenen Stationen wird durch die mitreitenden Priester
die
Osterbotschaft verkündet und der Segen erteilt. Im Hof des
Klosters
wird das Osterevangelium vorgetragen. Es schließt sich der Ritt
über
die Felder an. Die Prozession endet auf dem Markt von Ostritz.
Daß die Tradition lebt, zeigen die Besucher, die sich jedes Jahr zu
diesem Ereignis zahlreich einfinden, zunehmend auch aus Polen und
Tschechien. Die vornehme Reiterschar in Frack, Zylinder und weißen
Handschuhen sorgen für einen festlich würdevollen Rahmen. Doch
nicht nur die Reiter ziehen die Blicke auf sich. (Sächsische
Zeitung vom 05.04.2012 :) „Auch die Pferde werden herausgeputzt.
Das kann schon einmal bis zu zwei Stunden dauern. Zunächst werden
die Tiere gründlich geputzt. Der Schweif wird gebürstet und die
Hufe werden gesäubert. Auch in die Frisur der Pferde wird Zeit
investiert. Einige Rösser bekommen eine lockige Mähne verpasst.
Karfreitag wird die Haarpracht dazu auf Lockenwickler aufgedreht.
Am
Ostersonntag werden diese entfernt, so dass sich die Locken
entfalten
können. Abschließend werden noch kleine Blumen in die Mähne
geflochten. Viele Tiere sind mit einem Stirnkranz geschmückt, der
aus Buxbaum geflochten wird. Neben einer prächtigen Satteldecke
wird
den Pferden auch noch edles Saumzeug angelegt.“
Im Brauchtum verankert ist auch die
Tradition, dass das Ostersaatreiten nur maskulinen Artgenossen
vorbehalten ist. Schade eigentlich, denn abgesehen davon, daß die
Gleichstellung unserer weiblichen Mitbürger schon längst außer
Frage gestellt ist, würde deren Beteiligung gewiss eine großartige
optische Bereicherung der Veranstaltung bewirken. Vielleicht denkt
man ja noch einmal darüber nach. Daß auch Bräuche dem Wandel der
Zeit unterliegen, zeigt auch die Tatsache, daß an der Prozession,
die zunächst nur Bauern und Katholiken vorbehalten war, sich
inzwischen auch andere Berufsstände beteiligen können und seit den
90-er Jahren auch die evangelische Geistlichkeit mit zu Pferde
sitzt.
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