Montag, 9. April 2012

Osterreiten - ein alter Brauch in der Oberlausitz

Ein Beitrag von Björn Ehrlich, Hörnitz


Jährlich zum Ostersonntag wird in Ostritz der christliche Brauch des Saatreitens gepflegt, der Überlieferung zufolge seit 1628. Die Bauern umreiten die Fluren und erbeten den kirchlichen Segen für eine gute Ernte. Der Weg führt von der katholischen Kirche zu Ostritz zum Kloster Sankt Marienthal. An verschiedenen Stationen wird durch die mitreitenden Priester die Osterbotschaft verkündet und der Segen erteilt. Im Hof des Klosters wird das Osterevangelium vorgetragen. Es schließt sich der Ritt über die Felder an. Die Prozession endet auf dem Markt von Ostritz. Daß die Tradition lebt, zeigen die Besucher, die sich jedes Jahr zu diesem Ereignis zahlreich einfinden, zunehmend auch aus Polen und Tschechien. Die vornehme Reiterschar in Frack, Zylinder und weißen Handschuhen sorgen für einen festlich würdevollen Rahmen. Doch nicht nur die Reiter ziehen die Blicke auf sich. (Sächsische Zeitung vom 05.04.2012 :) „Auch die Pferde werden herausgeputzt. Das kann schon einmal bis zu zwei Stunden dauern. Zunächst werden die Tiere gründlich geputzt. Der Schweif wird gebürstet und die Hufe werden gesäubert. Auch in die Frisur der Pferde wird Zeit investiert. Einige Rösser bekommen eine lockige Mähne verpasst. Karfreitag wird die Haarpracht dazu auf Lockenwickler aufgedreht. Am Ostersonntag werden diese entfernt, so dass sich die Locken entfalten können. Abschließend werden noch kleine Blumen in die Mähne geflochten. Viele Tiere sind mit einem Stirnkranz geschmückt, der aus Buxbaum geflochten wird. Neben einer prächtigen Satteldecke wird den Pferden auch noch edles Saumzeug angelegt.“


Im Brauchtum verankert ist auch die Tradition, dass das Ostersaatreiten nur maskulinen Artgenossen vorbehalten ist. Schade eigentlich, denn abgesehen davon, daß die Gleichstellung unserer weiblichen Mitbürger schon längst außer Frage gestellt ist, würde deren Beteiligung gewiss eine großartige optische Bereicherung der Veranstaltung bewirken. Vielleicht denkt man ja noch einmal darüber nach. Daß auch Bräuche dem Wandel der Zeit unterliegen, zeigt auch die Tatsache, daß an der Prozession, die zunächst nur Bauern und Katholiken vorbehalten war, sich inzwischen auch andere Berufsstände beteiligen können und seit den 90-er Jahren auch die evangelische Geistlichkeit mit zu Pferde sitzt.











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